Es ist, als würde ein gigantisches Puzzle zusammengefügt. Tech-Freaks, Bankenwelt, Regulator und sogar die Zentralbank: Sie alle tragen dazu bei, dass die Schweizer Fintech-Industrie abhebt.

Das Bild war etwas gewöhnungsbedürftig: Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Seite an Seite mit einem Vertreter eines englischen und eines Schweizer Fintech Startups, dazwischen Marianne Wildi von der digitalen Hypothekarbank «Hypi» Lenzburg und Marco Menotti von den SIX Banking Services.

Die grosse Herausforderung im Zahlungsverkehr

Ihr Ziel gestern Donnerstag: Eine Perspektive zu entwickeln für den Zugang der Fintech-Firmen zum Zahlungsverkehr. Maechler hatte in ihrem einleitenden Referat festgehalten, dass die Digitalisierung das gesamte System beträfe: «Diese Veränderungen bringen für alle Akteure im Zahlungs-Ökosystem grosse Herausforderungen mit sich.»

Die wichtigste Aufgabe der SNB ist dabei weniger, der neuen Finanzindustrie den Boden zu bereiten, als vielmehr sicherzustellen, dass das Vertrauen in einen funktionierenden Zahlungsverkehr und letztlich in das Geldsystem als Ganzes erhalten bleibt.

Direkter oder indirekter Zugang

Die SNB hat Anfang 2019 der Fintech-Industrie in der Schweiz eine massgeschneiderte Lösung aufgezeigt. Vor die Wahl gestellt, ob die Fintechs direkt in die Zahlungsverkehrs-Infrastruktur eingebunden werden sollen oder ob sie via ein etabliertes Finanzinstitut zu gehen haben, optierte die SNB für die direkte Lösung. Dies im Gegensatz zur Europäischen Union.

Die SNB gewährt also Fintech-Unternehmen Zugang zum SIC-System und zu den SNB-Girokonten. Voraussetzung dafür ist, dass sie eine Fintech-Lizenz besitzen und ein «massgebliches Geschäftsmodell im Zahlungsverkehr» haben.

Maechler hofft, mit diesem System kleinen Playern den Einstieg via Fintech-Lizenz zu ermöglichen, die so ihr Geschäftsmodell in der realen Welt testen können. Wenn sie dann grösser werden, müssten sie sowieso eine Bankenlizenz beantragen, so Maechler.

Es geht auch anders

In der Schweiz gibt es aber schon ein prominentes Beispiel, wie es auch anders funktionieren könnte: Die «Hypi» Lenzburg hat den für eine Bank radikalen Weg gewählt und ihre Schnittstellen für Fintechs geöffnet.

«Unser Vorteil ist, dass wir eine Lizenz haben und Erfahrung im Umgang mit Regulatoren», erklärte Wildi. «Eine Bank ist mehr als nur Zahlungsverkehr. Wir überleben nur, wenn wir mit unserer Beratung einen Mehrwert generieren können.»

In diesem alternativen Modell profitieren etablierte Bank und Fintech gegenseitig und können so ihre Stärken am besten ausspielen.

Die Lösung Twint

SIX-Manager Menotti seinerseits kann mit diesem Modell wenig anfangen, weil er überzeugt ist, dass die Schnittstellen für die Banken ein wichtiges Gut darstellen. Wenn die Bank die Hoheit darüber verlieren, ist ihr Geschäftsmodell in Gefahr – und darum haben die Schweizer Banken ja mit Vehemenz eine eigene Zahlungsverkehrlösung gesucht und in Twint gefunden.

Ob der direkte Zugang zum Zahlungsverkehrs-Infrastruktur oder ein indirekter via etablierte Banken der richtige ist, wird sich zeigen. Wichtig erscheint, dass die SNB ihre starke Rolle bei der Gewährleistung der Zahlungsverkehrs-Infrastruktur behält, auch wenn neue Akteure aus dem Ausland ihre Dienste anbieten. Und dass die Bedingungen gleichzeitig so gestaltet werden, dass die Puzzlesteine zusammenfinden und die Schweiz im Fintech-Bereich eine Vorreiterrolle übernehmen respektive behalten kann.

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