Der Schweizer Kunsthändler Yves Bouvier soll am Oligarchen Dmitry Rybolovlev mutmasslich den wohl grössten Kunstraub der Geschichte begangen haben. Der Fall nimmt nun eine neue Wende.

Als der französische Milliardär Patrick Drahi vergangene Woche ankündigte, für 3,7 Milliarden Dollar Sotheby's kaufen zu wollen, schien es, als ob heikle Informationen zum altehrwürdigen Auktionshaus unter dem Teppich bleiben könnten.

Sotheby's soll nämlich, so klagt der russische Multimilliardär und Kunstsammler Dmitry Rybolovlev (Bild unten), die Preise von Kunstwerken, die er gekauft hatte, um Millionen von Dollar aufgeblasen haben.

Schadensumme von 380 Millionen Dollar

Der Oligarch geht in New York gegen Sotheby's vor; die dortigen Richter haben jüngst entschieden, dass die Details der Klage öffentlich gemacht werden dürfen. Sotheby's hatte sich dagegen mit Händen und Füssen gewehrt.

Dmytri Rybolovlev

Das Auktionshaus ist auf die Schadensumme von 380 Millionen Dollar eingeklagt – was einen guten Teil der aktuellen Börsenbewertung von Sotheby's ausmacht. Sollte der Russe einst Recht erhalten, wird der Streitfall als grösster Kunstraub aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Wobei kein einziges Bild gestohlen worden ist – nur massiv überzahlt.

Gemeinsame Sache gemacht

Eines der letzten Bilder, welches Rybolovlev gekauft hatte, war «Salvator Mundi» gewesen, ein Werk, das dem Jahrtausendgenie Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Er bezahlte dafür 127 Millionen Dollar, 24 Stunden nachdem der Schweizer Kunsthändler Yves Bouvier über Sotheby's das Bild für rund 80 Millionen Dollar erstanden hatte.

Sotheby's sagte später, man habe erst zwei Jahre später von dem Verkauf an Rybolovlev erfahren. Dieser ist aber überzeugt, dass Bouvier und Sotheby's bei zahlreichen seiner Kunstkäufe gemeinsame Sache gemacht haben.

Nur eine Kommission von 2 Prozent

Aus der finews.ch vorliegenden New Yorker Klageschrift geht hervor, dass Sotheby's immer wieder Bilder privat an Bouvier verkauft hat, welche dieser dann mit einem enormen Preisaufschlag an Rybolovlev weiterverkaufte. Der Russe sei dabei immer im Glauben gelassen worden, Bouvier handle bloss als Agent mit einer Kommission von 2 Prozent, nicht als Besitzer und Verkäufer des Kunstwerkes.

Bouvier hingegen behauptet, er sei immer als Kunsthändler aufgetreten. Er habe die 2 Prozent für administrative Umtriebe genommen, nicht als Kommission. In der Klageschrift heisst es weiter, Sotheby's habe Bouvier mit Dokumentationen dabei unterstützt, die Preise für die Kunstwerke zu rechtfertigen.

38 Werke für 2 Milliarden Dollar

Die Verkäufe bewegen sich in den höchsten Sphären: Rybolovlev kaufte von Bouvier von 2003 bis ins Jahr 2015 insgesamt 38 Werke von grossen Meistern für rund 2 Milliarden Dollar. Eine Milliarde Dollar zu viel – laut Rybolovlev. Er reichte gegen Bouvier im Jahr 2015 Klage in Genf ein.

Dokumente zeigen, dass Bouvier im Jahr 2012 beispielsweise das Werk «Wasserschlangen» von Gustav Klimt über Sotheby's für 126 Millionen Dollar kaufte. Sein Kunde Rybolovlev kaufte es schliesslich für 183,8 Millionen Dollar.

Aus den Büchern von Sotheby's soll der Handel mit Bouvier entfernt worden sein. In einem anderen Fall bewertete Sotheby's ein Werk von Amedeo Modigliani mit 80 bis 100 Millionen Euro, verkaufte es dann aber an Bouvier für 31,5 Millionen Euro.

Verkauft und verschwunden

Das Auktionshaus hielt nach dem jüngsten Gerichtsentscheid in New York gegenüber der «Times» fest, man habe keine Kenntnisse über die Beziehungen zwischen Bouvier und Rybolovlev gehabt, wie auch nicht über die Preise, welche Bouvier für Werke verlangte, die er bei Sotheby's gekauft habe.

Als Rybolovlev im Jahr 2017 «Salvator Mundi» verkaufen wollte, gab er das Werk nicht bei Sotheby's, sondern bei Christie's in die Auktion. Das Werk kam für sagenhafte 450,3 Millionen Dollar unter den Hammer; der Käufer war der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman.

Seither ist es verschwunden. Es mehren sich zudem die Zweifel an der Urheberschaft des Gemäldes. Möglicherweise war es ein Atelierhelfer da Vincis, der das Bild gemalt hatte. Damit wäre das Gemälde gut 400 Millionen Dollar weniger wert.

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