Die Zürcher Bankensoftwareschmiede bringt ihr Vorzeigeprojekt in Deutschland, die IT-Migration der Apobank, doch noch zu Ende. Die Kosten dafür scheinen allerdings immens.

Die hierzulande kaum bekannte deutsche Apobank (Apotheker- und Ärztebank) gibt am kommenden Freitag den finalen Startschuss für die Migration ihrer IT, wie das Portal «Finanzszene» am Mittwoch schreibt. Ziel der vier Tage langen Übung: Die Umstellung auf das neue Kernbankensystem von Avaloq. 

Damit würde, sofern die Migration gelingt, ein rund viereinhalb Jahre dauerndes Grossprojekt beendet, das immense Gelder verschlungen hat: Auf 500 Millionen Euro schätzt «Finanzszene« den Gesamtaufwand. Avaloq begann im September mit der Apobank ein Vorprojekt und unterzeichnete den definitiven Vertrag im Oktober 2017.

Schon mal gescheitert

Das Projekt wurde für Avaloq von grösster Wichtigkeit – ganz ähnlich wie die Raiffeisen-Migration. Mit der Apobank hatte Avaloq nämlich einen Kunden in einem Markt gewonnen, der eigentlich verbrannt schien. Denn 2016 musste Avaloq das IT-Projekt mit der BHF Bank begraben. Damit schienen die Chancen, den deutschen Bankingmarkt mit der eigenen Wealth-Management-Plattform zu erobern, wieder auf Null.

Trotz enormer Schwierigkeiten, Verschiebungen und deutlich höheren Kosten konnte das Apobank-Projekt nun durchgezogen werden. Die Kosten dafür hatte Apobank-Chef Ulrich Sommer im vergangenen Jahr auf einen «mittleren dreistelligen Millionenbetrag» beziffert.

Sehr komplex

Nicht eingerechnet sind die jährlichen Betriebskosten im zweistelliger Millionenhöhe. Die Schätzungen von «Finanzszene» von einer halben Milliarden Euro dürften also in einer Schwankungsbreite liegen.

Avaloq sagte dazu: «Zu Implementierungskosten bei Kundenprojekten äussern wir uns grundsätzlich nicht, da diese je nach Anforderungen und Komplexität jeweils stark variieren können.» Tatsächlich sollen die Anforderungen und die Komplexität bei der Apobank so hoch gewesen sein, dass das Projekt 2018 auf der Kippe gestanden haben soll.

Überhaupt sind die Avaloq-Kernbankensysteme nicht für ihre tiefen Kosten bekannt. Die Falcon Private Bank, die nun ihre Tätigkeit aufgibt, konnte ihre Kostenbasis unter anderem wegen der hohen Avaloq-Ausgaben nicht auf ein vernünftiges Mass senken.

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