Als Anlage seien Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum durchaus eine Option, als Währung absolut ungeeignet. Mit Kryptos sei entsprechend auch keine Geldpolitik möglich, sagte Andréa Maechler von der Schweizerischen Nationalbank an einem Anlass in Zürich.

Von Daniel Eichenberger, Redaktor schweizeraktien.net

Zweifelsohne war es einer der ersten grossen Anlässe der Schweizer Finanzbranche in diesem Jahr mit physischer Präsenz: der 8. Branchentalk Banken, organisiert vom Finanzportal schweizeraktien.net, in Zusammenarbeit mit finews.ch. Entsprechend gross war denn auch das Interesse unter den rund 60 Teilnehmenden, sich wieder einmal persönlich austauschen zu können.

Das Thema der Veranstaltung befasste sich mit der weitläufigen Frage, inwiefern Kryptowährungen die Finanzwelt verändern werden oder gar das «Fiatgeld» dereinst ersetzen könnten.

Eine Frage des Vertrauens

In ihrem Einführungsreferat unterstrich Andréa Mächler, Mitglied des dreiköpfigen Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Wichtigkeit des Vertrauens ins Zahlungsmittel Geld für die Schweizer Wirtschaft. Voraussetzungen für dieses Vertrauen seien ein funktionierender Zahlungsverkehr sowie Preis- und Finanzstabilität.

Diese Faktoren könnten von Kryptowährungen (noch) nicht erfüllt werden. Durch die hohen Wertschwankungen seien sie in den Augen der SNB nicht wirklich Geld, sondern vielmehr Anlageinstrumente mit sehr viel Spekulation, erklärte die Währungshüterin weiter.

Projekt Helvetia

Maechler informierte zudem, wie die SNB in Zusammenarbeit mit der Schweizer Börsenbetreiberin SIX und der Bank für internationalen Zahlungsverkehr BIZ die Voraussetzungen für den Einsatz eines digitalen Tokens für Zentralbankgeld (CBDC) untersuche.

Auch wenn die erste Phase des sogenannten Projekts Helvetia die Machbarkeit der technischen Umsetzung bewiesen habe, stehe die Lancierung eines Wholesale-CBDC ausdrücklich nicht unmittelbar bevor. Zu viele offene Fragen gäbe es noch zu klären, insbesondere auch im Hinblick auf die Geldpolitik.

Technologie dahinter

In der anschliessenden von finews.ch-Gründer Claude Baumann moderierten Podiumsdiskussion wie weitläufig das Feld der digitalen Vermögenswerte bereits ist. Auf die starken Schwankungen von Kryptowährungen wie Bitcoin angesprochen, sagte Mathias Imbach, Mitgründer und CEO der Sygnum Bank, dass diese aufgrund verschiedener Faktoren zwar vorhanden seien, die Kryptos aber schon nur in Anbetracht des hohen investierten Kapitals, insbesondere auch Humankapitals, langfristig ein lohnendes Investment darstellen werden.

Für Marianne Wildi, CEO der Hypothekarbank Lenzburg, versteckt sich das Spannendste an den Kryptowährungen in der Technologie dahinter und deren Möglichkeit, die Swiss Value Chain zu revolutionieren. Wichtig sei ein gemeinsames Lernen und Zusammenspiel aller Akteure. So brauche es zum Beispiel nicht unzählige neue Stable Coins; die etablierten Banken können so auch von Innovationen der neuen Player profitieren.

Mit Kryptos keine Geldpolitik möglich

Angst, dass die Innovationen das bestehende Finanzsystem gefährden könnte, hat Mächler nicht, wie sie im Laufe der Diskussion betonte. Möglicherweise problematisch wäre es erst, wenn Kryptos systemisch zum Einsatz kämen.

Als Anlage seien diese zwar durchaus eine Alternative, als Währung jedoch aufgrund des fehlenden Vertrauens absolut ungeeignet. Hinzu komme, dass mit Kryptos keine Geldpolitik möglich sei. Im Gegensatz zum Fiatgeld sei bei den Kryptos nur die Produktion möglich, das «Demining» als Gegenpol zum Mining fehle.

Gefahr der Geldwäscherei?

Allein schon die Eurozone zeige, wie schwierig eine einheitliche Geldpolitik länderübergreifend sei, unterstrich Maechler. Für eine globale Währung wäre die Herausforderung beinahe unlösbar.

Mit fehlendem Vertrauen haben die Kryptowährungen seit jeher zu kämpfen, wurden sie doch insbesondere in den Anfangsjahren gerne auch mit Geldwäscherei in Verbindung gebracht. Grosse Player liessen deshalb die Finger von den Kryptos, um sich ebendiese nicht daran zu verbrennen.

Hohes Ansehen im Ausland

Zu Unrecht, fand Wildi, schliesslich sehe die Bank einer 20er Note auch nicht an, ob diese «gewaschen» wurde oder nicht. Bei digitalen Coins könne sogar die Historie des Coins überprüft werden, Geldwäscherei würde also sogar einfacher entdeckt als bei Banknoten, ergänzte Imbach.

Eine wichtige Bedingung für die weitere Verbreitung von digitalen Vermögenswerten sei der regulatorische Rahmen. «Wir können extrem stolz sein, wie weit die Schweiz in diesem Bereich fortgeschritten ist, sowohl auf der rechtlichen Seite mit dem neuen DLT-Gesetz als auch auf der regulatorischen Seite. Wir haben in unserem Land regulatorische Klarheit, wie man mit Kryptowährungen umgeht», sagte Imbach und betonte, dass die Schweiz im Ausland ein hohes Ansehen geniesse. «Wir müssen alles daran setzen, dass dies so bleibt», so Imbach.


 Mitarbeit: Claude Baumann

 

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