Die Normalität der vergangenen Jahre werde an den Finanzmärkten erstmal nicht mehr zurückkehren, sagt Norman Villamin, der Investmentchef der Genfer Privatbank UBP, zu finews.ch.

Die Zinswende, die steigende Inflation durch hohe Energie und Lebensmittelpreise und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine haben an den Geld- und Finanzmärkten eine neue Phase eingeläutet. «Die Inflationserwartungen für die USA und Europa sind immer noch zu optimistisch», mahnt Norman Villamin, Investmentchef im Wealth Management und Leiter Asset Allocation bei Union Bancaire Privée (UBP), im Gespräch mit finews.ch. «Die Preissteigerungen werden stärker ausfallen und vor allem auch länger anhalten als erwartet.»

Die EZB unter Zugzwang

In der EU seien derzeit vor allem Energie und Lebensmittel von der Teuerung betroffen. Aber dies werde sich auch auf die Mieten und andere Bereiche auswirken. «Ich erwarte Zweitrunden-Effekte mit steigenden Lohnforderungen. Bei den Löhnen ist die Entwicklung in den USA schneller als in Europa, aber auch hier wird das bald eintreten.»

Das setzt die Notenbanken unter Zugzwang. Nach zwei Zinsschritten der Fed in den USA wird nun weitherum angenommen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitsätze schneller anhebt als geplant. «Ich rechne mit einem ersten Zinsschritt der EZB bereits im Juli», sagt Villamin.

Falsche Hoffnung

Das sorgt offenbar auch bei der reichen Klientel von UBP für Konsternation. «Von unseren Kunden hören wir immer wieder die Frage: Wann wird es wieder normal?», berichtet der Anlageexperte. Doch er erteilt solchen Hoffnungen jeweils eine Abfuhr. «Die Normalität der vergangenen zehn Jahre wird sich nicht wieder einstellen. Wir werden eine höhere Volatilität und Unsicherheit an den Finanzmärkten sehen.»

Damit funktioniere auch der Trade-off zwischen Inflation, Wachstum und Zinssätzen nicht mehr. Die Notenbanken hätten derzeit nur einen kleinen bis gar keinen Spielraum mehr, betont Villamin. «Ich bin nicht sehr optimistisch, dass die Notenbanken mit den Zinssteigerungen eine weiche Landung erreichen werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das fast nie funktioniert.»

Die Aufgaben für Manager werden schwieriger

«Historisch gesehen hatten wir in den vergangenen dreissig Jahren etwa alle zehn Jahre eine Rezession», gibt der UBP-Investmentchef weiter zu bedenken. Diese Rezessionen seien dann durch die schweren Schocks, etwa in der Finanzkrise oder wegen der Corona-Pandemie, sehr tief ausgefallen. In Zukunft könnte es nun öfter zu Abschwüngen kommen, die dann aber nicht ganz so kräftig ausfielen, erwartet Villamin.

Das stelle die Unternehmen und ihre Manager vor neue Herausforderungen, betont der CIO. «Es wird darauf ankommen, dass ein starkes Management auch in volatilen Zeiten noch Wachstumschancen finden kann.» In den vergangenen Jahren sei das eher eine leichte Aufgabe gewesen. Entsprechend dürften sich auch die Unternehmensbewertungen in Zukunft deutlich differenzierter entwickeln.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.78%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.77%
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