In einer Zeit, in der Bargeld immer seltener verwendet wird und insbesondere grosse Banknoten zunehmend in Verruf geraten, bleibt die Schweizerische Nationalbank standhaft. Der SNB-Vizepräsident Martin Schlegel sieht für diese «traditionelle Form» der Transaktion und Wertaufbewahrung eine wichtige Funktion.

Die Digitalisierung hat die Zahlungsgewohnheiten der Menschen verändert und Druck auf die Verwendung von Bargeld ausgeübt. Dennoch «ist es wichtig, dass Bargeld weiterhin breit akzeptiert bleibt und leicht zugänglich ist», sagte Martin Schlegel, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), laut Redetext am Forum für Finanzmarktstabilität in Liechtenstein.

Die Verwendung von Bargeld ist zwischen 2017 und 2020 in der Schweiz deutlich zurückgegangen. Rund 70 Prozent aller Transaktionen wurden 2017 noch in bar abgewickelt, 2020 waren es nur noch 43 Prozent, wie Schlegel sagte. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da die Mehrheit der Befragten in einer Umfrage der Nationalbank davon ausgeht, dass Bargeld weniger häufig verwendet wird.

Gut gegen Böse

Ein Argument für Bargeld ist, dass es den Menschen Anonymität beim Einkaufen bietet. Ausserdem dient es als Wertaufbewahrungsmittel, das laut SNB immer noch in «erheblichem Umfang» genutzt wird.

Die Gegner argumentieren, dass die weit verbreitete Verwendung von Bargeld auch dunkleren Zwecken dienen kann, wie der Finanzierung von kriminellen Aktivitäten, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, ganz zu schweigen von der Verwendung als Aufbewahrungsform, für Erträge aus illegalen Aktivitäten.

Aus solchen Gründen haben andere Zentralbanken Banknoten mit grossem Nennwert weitgehend abgeschafft. So verbot die Währungsbehörde von Singapur 2014 den Umlauf von 10’000-Singapur-Dollar-Noten und wies alle Banken an, sie einzuziehen. In Brunei gab es eine 10’000-Brunei-Dollar-Note (Wert: 7’263 Dollar), die im November 2020 aus dem Verkehr gezogen wurde, ebenfalls im Rahmen einer Anti-Geldwäscherei-Kampagne.

Grosse Stückelungen

Die asiatischen Länder sind nicht die einzigen, die grosse Banknoten abschaffen. Inzwischen ist auch ein G7-Land diesem Beispiel gefolgt. Im Mai 2020 stellte die Bank of Canada die Ausgabe von 1’000-Dollar-Noten (Wert: 716 Dollar) ein und begann, sie im Rahmen ihrer Kampagne zur Bekämpfung von Geldwäsche und organisierter Kriminalität aus dem Verkehr zu ziehen.

Eine der an dieser Entscheidung beteiligten Strafverfolgungsbehörden war die Royal Canadian Mounted Police (RCMP). Dem Sprichwort zufolge bekommen die «Mounties» immer ihren Mann, also den Kriminellen. Vielleicht hat die Aktion dabei geholfen, einige ruchlose Geldwäscher zu erwischen.

Eher Matratzengeld

Nach Angaben der Bank of Canada waren 1999 rund 3,8 Millionen 1’000er-Banknoten im Umlauf, was etwa 0,3 Prozent des gesamten Bargeldumlaufs entspricht. Sicherlich kein grosser Teil, aber wohl ein ausreichend grosses Problem für die Bank of Canada, um zu dieser Massnahmen zu greifen.

Die 500-Euro-Note wurde seit 2014 nicht mehr gedruckt und wird seit 2019 nicht mehr von den Notenbanken ausgegeben. Ein Eintausch bei den Notenbanken ist aber weiterhin möglich. Ihr Anteil am Bargeldumlauf liegt in der Eurozone bei knapp 11 Prozent, wobei es aber wohl eher als «Matratzengeld», denn als Zahlungsmittel dient.

1’000-Franken-Noten sehr beliebt

Im Gegensatz dazu machten 1’000-Franken-Scheine laut SNB im Jahr 2021 9,4 Prozent der umlaufenden Banknoten im Wert von rund 50 Milliarden Franken aus. Die am weitesten verbreitete Banknote hierzulande ist der 100-Franken-Geldschein, der auf einen Wert von 14,8 Milliarden Franken kommt und rund 28 Prozent des Bargeldumlaufs ausmacht.

Bankomat-Szene 1000-Franken-Note
(Bild: SNB)

Diese Zahlen zeigen, dass Bargeld in der Schweiz nach wie vor sehr beliebt ist und niemand mit der Wimper zuckt, wenn eine 100-Note zur Bezahlung auch nur eines kleinen Einkaufs vorgelegt wird. Im Gegensatz dazu wird man in Ländern wie den USA, wo man eine Rechnung mit einer 50- oder 100-Dollar-Note begleichen will, eher misstrauisch beäugt.

Rückläufiger Bargeldumlauf

Schlegel sagt, dass die SNB «keine Präferenz» hat, ob jemand mit Bargeld oder einer bargeldlosen Methode bezahlt. Dennoch unterstreicht er die Bedeutung des Bargelds: «Eine starke Verlagerung hin zu bargeldlosen Zahlungsmitteln birgt Risiken. Die rückläufige Bargeldnutzung setzt die Bargeldinfrastruktur unter wirtschaftlichen Druck».

Bargeld kann auch dann verwendet werden, wenn es technische Probleme mit einem Mobiltelefon oder einem Zahlungsnetzwerk gibt. Bargeld diente als ein gutes Backup, aber damit das funktioniert, muss es leicht verfügbar sein und weithin allgemein akzeptiert werden. Dazu gehöre auch ein Netz an Geldautomaten. Davon gebe es in der Schweiz rund 6’500, also etwa einen pro 1’300 Einwohner. In der Regel finde man einen Geldautomaten im Umkreis von einem Kilometer.

Schrumpfendes Geldautomaten-Netz

Dennoch habe die Zahl der Geldautomaten in den letzten Jahren abgenommen. Schlegel weist darauf hin, dass die Bereitstellung und Verarbeitung von Bargeld ein Massengeschäft ist, für das eine teure Infrastruktur benötigt wird, unabhängig davon, wie viele Banknoten produziert werden.

Je weniger Geld abgehoben wird, desto höher sind die Kosten, was zu einer Ausdünnung des Netzes führen kann.

Bargeld ist keine Selbstverständlichkeit

«Eine Verringerung des Zugangs und eine sinkende Akzeptanz könnten daher eine Abwärtsspirale in Gang setzen, bei der sich ein eingeschränkter Zugang, eine geringere Nutzung und eine geringere Akzeptanz gegenseitig verstärken», warnt Schlegel. Die Verwendung von Bargeld sei zwar rückläufig, es habe aber auch wichtige Eigenschaften, die andere Zahlungsmittel nicht bieten können.

«Die Wahlfreiheit, die die Menschen heute beim Bezahlen haben, ist für sie und damit auch für die SNB von grosser Bedeutung. Diese Freiheit ist jedoch nicht selbstverständlich, sondern hängt vom reibungslosen Funktionieren der täglichen Bargeldversorgung und -verteilung ab», schloss er. Bei der SNB ist das Bargeld noch immer König.

 

 

 

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