Kaum eine Firma wurde in der Schweiz so skeptisch beäugt wie Palantir. Und die helvetischen Bäume wachsen für den Big-Data-Pionier nicht in den Himmel. Mit der Credit Suisse fällt vermutlich der einträglichste Kunde weg. Jetzt tun sich auch in der Zusammenarbeit mit Swiss Re Fragezeichen auf.

Palantir war bereits in aller Munde, als Künstliche Intelligenz (KI) für die meisten noch ein Fremdwort war. Das Big-Data-Unternehmen wurde vor 21 Jahren von US-Investor Peter Thiel, Paypal- und Facebook-Mann der ersten Stunde, und von Alex Karp, der bis heute als CEO der Firma amtiert und mittlerweile in der Schweiz lebt, mitbegründet.

Technologisch und unternehmerisch handelte es sich um einen «Long Shot»: Der Geschäftsidee lag die damals noch gewagte These zugrunde, dass im effizienten Aggregieren und Auswerten von Daten aus verschiedenen Quellen, später als «Big Data» bezeichnet, ein Milliarden-Markt schlummern würde.

Medialer Argwohn

Der Weg dorthin gestaltete sich für Palantir steinig. Erst im vergangenen Jahr erreichte die Firma die Gewinnschwelle. Begleitet wurde ihr Aufstieg durch den Argwohn der medialen Öffentlichkeit, da etliche amerikanische Sicherheitsdienste früh zu den Kunden von Palantir gehörten.

Vor drei Jahren schlug das Big-Data-Unternehmen sein europäisches Headquarter im Kanton Schwyz auf, wie auch finews.ch berichtete. Der Firma, die Thiel einst nach den sehenden Steinen in der Fantasy-Trilogie «Herrn der Ringe» benannt hatte, war ihr Ruf vorausgeeilt. So setzte ein Sperrfeuer an kritischen Medienberichten ein: Als «Datenkrake», «umstrittene Tech-Firma», «mysteriöser Datenspezialist» und «CIA-Firma» wurde Palantir in hiesigen Medien tituliert.

Credit Suisse, Swiss Re, Ringier

Dabei lag die unternehmerische Logik der Schweiz-Expansion genau darin, dass Palantir seine Daten-Kompetenzen verstärkt dem Privatsektor zur Verfügung stellen wollte.

Drei Jahre später fällt die Bilanz gemischt aus. Die helvetischen Bäume wachsen für Palantir nicht in den Himmel.

Unter den grossen Schweizer «Corporates» konnte Palantir drei namhafte Kunden gewinnen: die Grossbank Credit Suisse (CS), den grössten Schweizer Rückversicherer Swiss Re und das Medienhaus Ringier.

Die CS hatte das Unternehmen in einem 500 Millionen Dollar umfassenden Grossprojekt mit der datentechnischen Vereinfachung der Compliance betraut. Dieses wird gemäss Medienberichten im Zuge der Übernahme der CS durch die UBS abgewickelt; Palantir wäre demnach draussen.

Palantir bestreitet diese Darstellung: Der Vertrag sei im Sommer 2023 für drei Jahre erneuert worden. Die Software erfülle weiterhin wichtige Aufgaben in Bezug auf die Compliance. Zudem würden die Fähigkeiten von Palantir auch bei der Integration der CS-Systeme in die UBS genutzt. 

Impulsgeber Mumenthaler

Bei Swiss Re, wo das Geschäftsvolumen für Palantir deutlich kleiner als ehemals bei der CS ist, wird die Frage laut, ob die Zusammenarbeit den plötzlichen Wechsel in der Chefetage von Christian Mumenthaler auf Andreas Berger (finews.ch berichtete) überleben wird. Mumenthaler gilt als wichtiger Impulsgeber für die Kooperation mit Palantir.

Beide Firmen versichern übereinstimmend, die Kooperation stehe nicht zur Debatte. Vielmehr sei sie kürzlich für mehrere Jahre vertraglich verlängert worden.

Big Data und Artificial Intelligence

Swiss Re setzt eine Palantir-Lösung ein, um die Daten- und somit Entscheidungsgrundlage in sämtlichen Organisationseinheiten und Geschäftsprozessen zu vereinheitlichen.

Die grösste Gefahr für die seit letztem Jahr profitable Palantir, insbesondere im Geschäft mit dem Privatsektor, besteht darin, bei KI von den Tech-Giganten überrundet zu werden, die Milliarden in das Geschäftsfeld investieren.

Palantirs Spezialgebiet, die Zusammenfassung von Daten aus unterschiedlichen Quellen, mutet gegenüber den Versprechungen von KI mit ihren selbstlernenden Modellen auf einmal vergleichsweise begrenzt an.