Anleihenmarkt: Zollhammer verscheucht die Auslandschuldner
Was sich Anfang April, kurz nach dem Zollhammer des US-Präsidenten Donald Trump, am Frankenanleihenmarkt abgezeichnet hat, ist Realität geworden. Die Statistik des Primärmarkts (dem Orts, wo die Anleihen emittiert und plaziert werden) zeigt: Die üppige Tafel ist der Diät gewichen.
Im März hatten sich Schweizer Schuldner (ohne die Eidgenossenschaft) noch Mittel über 7,2 Milliarden Franken beschafft – so viel wie noch nie gemäss der immerhin bis 1997 zurückreichenden Aufzeichnungen der in diesem Markt selber aktiven Zürcher Kantonalbank (ZKB). Bei den ausländischen Schuldner gab es zwar keinen Allzeitrekordrekord, aber mit 3,1 Milliarden Franken ebenfalls ein stattliches Emissionsvolumen.
Nicht einmal mehr die Hälfte des März
Auch die Palette der Schuldner – und damit die Auswahl für die Investoren in frische Frankenobligationen – war vielfältig. So nutzten im März insbesondere zahlreiche hiesige Unternehmen den Anleihenmarkt als Refinanzierungsquelle.
Entsprechend gross war die Fallhöhe. Das kumulierte Emissionsvolumen (inländische und ausländische Schuldner) erreichte im April nicht einmal mehr die Hälfte des Werts im März.
Inlandsegment relativ robust
Relativ resistent zeigte sich das Inlandsegment. Hier kamen nach dem «Liberation Day» neben den üblichen Verdächtigen – der Eidgenossenschaft, der Pfandbriefbank und der Pfandbriefzentrale – immerhin noch drei Kantonalbanken (Tessin, Baselland, Luzern), die Stadt Bern, Raiffeisen und die mit einer Solidarbürgschaft des Bundes versehene Emissionszentrale für gemeinnützige Wohnbauträger (EGW) an den Markt.
Mit dem Logistiker Kühne + Nagel trat aber nur ein einziger klassischer Corporate auf. Ihre Anleihe noch vor dem «Liberation Day» (und entsprechend zu vorteilhafteren Konditionen) in trockene Tücher gebracht hatte die Immobiliengesellschaft Allreal Holding und das Kantonsspital Winterthur.
Fast verwaistes Auslandsegment
Praktisch verwaist blieb hingegen das Tableau im Auslandsegment. Noch am 1. April lancierte die London Stock Exchange Exchange Group ihre Debüt-Frankenanleihe. Nach dem Zollhammer schaffte es nur noch die Caisse des Depôts et Consignations (ein altehrwürdiges Finanzierungsvehikel der Republik Frankreich) an den Markt.
Die jäh geschwundene Risikobereitschaft der Investoren führte am Sekundärmarkt (für Frankenanleihen ist dies die SIX Swiss Exchange) zu einem sprunghaften Anstieg des Renditeaufschlags gegenüber dem Swapsatz, der als Referenzgrösse gilt. Gemäss Beobachtungen der ZKB nahmen die Spreads im Triple-B-Bereich um 30 bis 35 Basispunkte zu. Aber selbst im Triple-A-Segment, also bei Anleihen mit praktisch keinem Ausfallrisiko, korrigierten die Aufschläge 3 bis 5 Basispunkte.
Zudem war die Unsicherheit danach so gross, dass der Markt eine einwöchige Kontemplationsphase durchlief – oder in den Worten der ZKB in eine «Schockstarre» verfiel.
Belebung dank Nachholbedarf?
Gemäss der ZKB hinkte die Schweiz im April der Entwicklung der internationalen Emissionsmärkte (Euro und Dollar) hinterher. Immerhin wird jetzt wieder von einer Belebung ausgegangen, nicht zuletzt, weil sich bei den Schuldnern ein gewisser Nachholbedarf aufgestaut habe.
Das wären gute Nachrichten: Für die Banken, die bei Emissionen die Feder führen (also Anleihen syndizieren und platzieren) und damit Geld verdienen, und natürlich auch für die Investoren, zu denen etwa Schweizer Pensionskassen und Versicherungen zählen. Denn erfahrungsgemäss ist es einfacher, sich bei Emission mit grösseren Blöcken passender Obligationen einzudecken, als am häufig wenig liquiden Sekundärmarkt.