Anleihenmarkt im Oktober: Fünf Mal Danaher und der erste Blue Bond

Kündigt sich am Kapitalmarkt bereits das Jahresende an? Im Dezember werden jeweils nur sehr wenige Anleihen lanciert, bevor dann die federführenden Banken im Januar für das traditionelle «Emissionsfeuerwerk» sorgen.

Diesen Oktober hat sich das Geschehen besonders im Inlandsegment deutlich verlangsamt, es wurden dort gemäss Statistik der Zürcher Kantonalbank (ZKB) noch Obligationen im Nominalwert von 3,7 Milliarden Franken lanciert (ohne Eidgenossenschaft), ein Minus gegenüber dem Oktober des Vor- bzw. Vorvorjahres von 10 respektive 29 Prozent.

Nur wenige Schweizer Corporates aktiv

Für die Beruhigung nach einem bislang ausgesprochen starken Jahresverlauf definitiv nicht verantwortlich sind die beiden Dauergäste, die Pfandbriefbank und die Pfandbriefzentrale, die für ihre Mitgliedinstitute mit vier bzw. drei Tranchen insgesamt fast rund 2 Milliarden Franken beschafften. Auch die Städte Bern und St. Gallen sowie die Kantone Glarus, Tessin und Genf (mit einem Ultralangläufer über 40 Jahre) fanden den Weg an den Markt, ebenso wie ein Quintett von Kantonalbanken (Nidwalden, Tessin, Schwyz, Baselstadt und St. Gallen).

Zum reichlichen Angebot an inländischen Topschuldnern zählte auch Emissionszentrale für gemeinnützige Wohnbauträger (EWG), die eine Solidarbürgschaft des Bundes geniesst. Eine Lücke klaffte aber im Corporates-Bereich: Nur die Rhätische Bahn (die zu 51 Prozent dem Kanton Graubünden und zu 43 Prozent dem Bund gehört), Allreal Holding und Amag Leasing lancierten Transaktionen.

Neuemissionsvolumen Grafik ZKB

(Grafik: ZKB)

Im Auslandsegment machten sich die Unternehmensschuldner ebenfalls rar, aber die beiden zu dieser Kategorie zählenden Gäste im Oktober hatten es in sich. Der an der Börse New York kotierte US-Mischkonzern Danaher lancierte über das Emissionsvehikel DH Switzerland Finance gleich fünf Tranchen im Gegenwert von 1,25 Milliarden Franken und stemmte damit die Hälfte des Gesamtvolumens ausländischer Schuldner. Und der zweite Corporate, die Korean Air Lines, feierte immerhin sein Schweizer Debüt.

Eine mit 435 Millionen Franken gewichtige Emission steuerte die Provinz Québec bei, aktiv waren auch zwei supranationale Schuldner, die Asiatische Entwicklungsbank und die zur Weltbank-Gruppe gehörende International Development Association. Aber es gab auch Emittenten mit einem Domizil, das näher an der Schweiz liegt. Mit der Liechtensteinischen Landesbank und der Hypo Vorarlberg Bank (Tier 1) wagten sich zwei Nachbarn über die Grenze, einen etwas weiteren Weg hatte das Förderinstitut NWR.Bank mit einem Social Bond, neben Green Bonds die zweithäufigste Ausprägung von nachhaltigen Anleihen.

«Blaue Anleihe» aus Chile

Der Oktober brachte zudem ein für die Schweiz ganz neues Format für Sustainable Bonds: Zusammen mit der BNP Paribas orchestrierte die ZKB die Emission eines Blue Bonds für die staatliche Banco del Estado de Chile. Das «Blue» bezieht sich auf das Wasser; der Emissionserlös eines Blue Bonds muss für nachhaltige Projekte (positiver Effekt auf die Umwelt) im Bereich Wasserwirtschaft und der entsprechenden Ökosysteme (z.B. Schutz des Meeres) verwendet werden. Ob sich von dieser Emission auch der eine oder andere Schuldner aus dem «Wasserschloss Schweiz» inspirieren lässt?

Am Montag servierte auch die SIX die Statistik der Börsenumsätze. An der SIX Swiss Exchange wurden im Oktober Frankenobligationen im Nominalwert von immerhin rund 10 Milliarden gehandelt, ein Plus von 3,8 Prozent zum Vormonat und ein Minus von 7,1 Prozent zum Vorjahresmonat. Immerhin resultiert beim bis dato am Sekundärmarkt aufgelaufenen Volumen 2025 gegenüber Vorjahr noch eine Zunahme von 6,5 Prozent.

Cosmofunding wechselt zur ZKB, Credit Research der Raiffeisen startet

Ende Oktober machte die ZKB nochmals Schlagzeilen. Sie erwarb die Plattform Cosmofunding von Vontobel. «Mit dieser Akquisition festigt die ZKB ihre führende Marktstellung im Schweizer Anleihengeschäft, baut diejenige bei den Privatplatzierungen signifikant aus und stärkt mittelfristig die Digitalisierung ihrer konventionellen Angebote in diesem Segment», hält die Staatsbank dazu unbescheiden fest.

Explizite Ambitionen im Kapitalmarktgeschäft hegt auch Raiffeisen Schweiz. Sie baut ein eigenes Credit Research auf; im Oktober hat nun Leiter Michael Gähler seine Arbeit bei der Genossenschaftsbank aufgenommen.