Dollar-Risiken, Franken-Stabilität – und die Antworten aus Zürich

Derzeit ist viel Kapital der Investoren in Bewegung. Diversifikation und Absicherung waren die meistgenutzten Begriffe an einer Experten-Panel-Diskussion des Finanzdienstleisters State Street in Zürich.

Seit Anfang des Jahres wurden durch die handels- und geopolitischen Unsicherheiten und die darauf folgenden Turbulenzen an den Finanzmärkten viele als Gewissheiten geltende Positionen in der Asset Allokation in Frage gestellt. Enden der US-Exzeptionalismus und die Dominanz des Dollar als wichtigste Leitwährung, wie sichert man sich gegen Währungsschwankungen ab und welche Asset-Klassen eignen sich zur Diversifikation?

Das waren nur einige der Fragen, mit denen sich das Experten-Panel am Research Retreat von State Street am Mittwoch in Zürich beschäftigte.

Aussichten sind alles andere als rosig

Seit Jahresbeginn stellen die Fundamentaldaten, die Politik und das politische Umfeld die rosigen Aussichten der Investoren in Frage und schaffen Unsicherheit. Staatsverschuldung, Inflation sowie die Handels-, Zoll- und Zinspolitik in den USA stehen dabei im Fokus und zählen zu den Hauptsorgen der Investoren.

Um diese diese Themen ging es an einer Panel-Diskussion mit Anja Hochberg, Head Multi Assets Solutions von ZKB Asset Management, Stefan Beiner, Partner beim Beratungsunternehmen C-Alm, sowie Antoine Lesne, Head of SPDR ETF Strategy bei State Street Global Advisors.

Pensionskassen mit geringem US-Risiko

Laut dem Berater Beiner haben die Schweizer Pensionskassen ein vergleichsweise geringes Risiko in Bezug auf die USA. Rund zwei Drittel der gehaltenen Anleihen sind in Franken denominiert, und auch der Anteil in US- und internationalen Aktien sowie Private Equity ist vergleichsweise gering. «Hier sorgt der Home-Bias für eine eher geringe Exposure«, sagte er. Auch der Immobilienanteil sorge für Stabilität.

«Für viele unserer Kunden stellt sich die Frage, ob man die Allokation ändern soll.» Hedging zum Dollar kostet und ist dadurch auch mit Risiken verbunden.

Der Dollar werde die wichtigste Währung bleiben, und das werde mit Sicht auf zehn Jahre so bleiben. «Es scheint ein Ziel der US-Regierung zu sein, den Dollar zu schwächen – und das schaffen sie derzeit ganz gut», sagt der C-Alm-Partner.

Bei der Frage, ob die USA ihre Sonderstellung als Investitionsziel verlieren könnten, sind sich die Panel-Teilnehmer einig. Auf absehbare Zeit wird dies der wichtigste Markt bleiben. «Der US-Exzeptionalismus ist ein Fakt und mehr als nur ein Konzept. Das muss man akzeptieren», sagte ZKB-Expertin Hochberg. «Das Problem ist, dass wir Vorhersagen mit Sicht auf bis zu fünf Jahre geben müssen.»

Deutliche Umschichtungen

ETF-Experte Lesne von State Street sieht die Lage bei seinen Kunden anders. «Unsere Portfolios sind anders gewichtet als die von Pensionskassen.» Es habe bei den Portfolios deutliche Umschichtungen gegeben. Man setze auf ausgeglichenere Zusammensetzungen zur Absicherung, und es gebe eine höhere Gewichtung des Mid-Cap-Bereichs und hin zu anderen Branchen. «Die USA bilden immer noch einen grossen Teil der Portfolios. Es fliesst aber mehr Geld in globale Indizes als in reine US-Indizes.

Hochberg erwartet mehr Investitionen in Alternatives und Private Equity. «Deren Anteil wird steigen, und es sind neue Produkte nötig, um das auch für die Vermögensverwaltung zu öffnen und nicht nur für Institutionelle.» Dabei müsse auch die Liquidität gesichert sein.

Zölle können strukturelle Folgen haben

Veränderungen in der politischen Landschaft oder in der Geopolitik könnten an den Märkten weiter für Ausschläge sorgen, meint Beiner. «Die sind aber meist nur von kurzer Dauer. Zölle sind aber etwas anderes. Das kann strukturelle Auswirkungen haben.»

Die Investoren haben sich bewegt und versuchen, sich mit Diversifikation abzusichern. «Viele stellen sich die Frage, wie stark ihre Investitionen in Regionen, Branchen oder Unternehmen Risiken in Bezug auf die USA ausgesetzt sind.

Es fliesse mehr Geld zurück nach Europa und in die Emerging Markets, stellt auch Lesne fest. Auch Hochberg erwartet eine breitere Streuung in der Asset Allocation und mehr Fragmentierung.

Franken bleibt «sicherer Hafen»

Einig sind sich die Diskutanten beim Franken. Die hohe Bewertung werde nicht so schnell zu Ende gehen. «Der Franken wird weiter als sicherer Hafen gesehen und ich glaube nicht, dass er überbewertet ist», sagt Beimer.

Laut Hochberg liege der Grund für einen Grossteil der Frankenaufwertung im Unterschied der Inflationsraten. Das dürfte sich auch mit Blick in die Zukunft fortsetzen.