Krypto-ETP: Aufbewahrung wird für viele Investoren wichtiger als Gebühren
Ganz jung ist Nxtassets zwar nicht mehr, doch nun will das Startup, das sich auf Exchange Traded Products (ETP) auf Kryptowährungen spezialisiert hat, richtig loslegen. Das zumindest ist die feste Absicht von Dirk Hess, seit Januar 2025 zusammen mit Vera Claas (die seit der Gründung vor einem Jahr an Bord ist) in der Geschäftsführung der in Frankfurt am Main domizilierten Gesellschaft. Ende Februar hat Nxtassets die ersten ETP lanciert.
Hinter dem Joint Venture stehen prominente Gesellschafter. Aus der Schweiz mit von der Partie sind die Bank Vontobel, die Privatbank Bergos (seit März 2025, wie finews.ch berichtete) und IBKR Financial Services AG (eine Tochter von Interactive Brokers); aus Deutschland zählen 360T (eine Tochter der Deutsche Börse Group), der Onlinebroker Flatex Degiro und die Börsenmedien AG dazu.
Aus der Derivatwelt eines Global Player in ein Krypto-Startup
Hess war zuletzt 15 Jahre für die Citigroup in Deutschland in leitenden Positionen im Derivatgeschäft (Warrants und weitere Produkte) tätig, kennt aber Zürich und die Schweiz gut aus seiner früheren Schaffensperiode bei Goldman Sachs im Bereich strukturierte Produkte (die in Deutschland als Zertifikate bezeichnet werden).
Von der vertrauten Derivatwelt eines Global Player in ein Startup im Kryptobereich: Was war die Motivation? «Ich kann hier mein Netzwerk nutzen, wir haben Eigentümer mit Erfahrung und Reputation – damit fühle ich mich wohl, was für mich als Ansprechpartner für Investoren sehr wichtig ist», antwortet Hess im Gespräch mit finews.ch in Zürich. «Zudem ist der Kryptobereich nicht völlig anders, etwa 80 Prozent sind alte Welt, beispielsweise die Kunden und die Vermarktung.» Neu seien dagegen die Basiswerte und die damit verbundenen Technologien.
Differenzierungsmerkmal: Physische Hinterlegung bei Tochter der Deutschen Börse
Heute gibt es bereits eine ganze Reihe von spezialisierten oder breit aufgestellten Anbietern von Krypto-ETP, jüngst hat sich in der Schweiz sogar der Riese Blackrock dazugesellt. Wodurch will sich Nxtassets, gemessen an den verwalteten Vermögen (noch) ein Zwerg, von der Konkurrenz abheben? «Wir sind das einzige ETP-Haus, dessen Coins physisch bei Crypto Finance und damit de facto bei der Deutschen Börse sicherheitshinterlegt sind,», argumentiert Hess.
Genau genommen werden die Bitcoins & Co nicht von der in der Schweiz ansässigen Deutsche-Börse-Tochter Crypto Finance verwahrt, sondern von deren deutschen Ländergesellschaft. Die Investoren können zudem die Basiswerte jederzeit beziehen und auf das eigene Wallet übertragen.
Manuelle Prozesse sorgen für Sicherheit
«Bei unserer Form der Aufbewahrung sorgen auch manuelle Prozesse für ein besonders hohes Mass an Sicherheit. Beispielsweise und sehr vereinfacht dargestellt, werden die Cold Wallets nie mit dem Internet verbunden.» Mit einem Schmunzeln weist Hess darauf hin, dass dies mit dem Megatrend in der Finanzwelt hin zu Digitalisierung und Automatisierung auffällig kontrastiert.
ETP bilden (anders als Exchange Traded Funds, ETF) rechtlich Schuldverbriefungen. Aus regulatorischen Gründen sind in Europa (anders als in den USA) eigentliche ETF auf Kryptowerte nicht zugelassen. «Bei uns wird aber das Gegenparteirisiko durch die Besicherung praktisch eliminiert», erläutert Hess, der den Fall Lehman Brothers in der «Struki»-Branche 2008 selber miterlebte und weiss, wie brisant das Thema in Krisen werden kann.
Wachstum auch über das Netzwerk der Eigner
Hess führt derzeit viele Gespräche mit institutionellen Anlegern, die erstmals eine Quote in Kryptowährungen (meist Bitcoin) investieren wollen. Für sie ist die Form der Aufbewahrung und damit die Sicherheit zentral – und wer hier eine Lösung quasi mit dem Renommee der der Deutschen Börse anbietet, kann punkten. Die Gebührenfrage, die im ETF-Geschäft dominiert, rückt dagegen etwas in den Hintergrund, auch weil die Volatilität von Kryptos und damit das Gewinnpotenzial sehr hoch ist.
Nun muss das Startup noch markant wachsen, damit es im Markt sichtbar wird. «Selbstverständlich sind wir daran, auch das Netzwerk unserer Eigner zu nutzen, um das Potenzial besser auszuschöpfen», hält Hess dazu diplomatisch fest.
Bitcoin wird «eingemeindet»
Personell will Hess ebenfalls wachsen. «Wir werden nicht auf Dauer als Zwei-Personen-Unternehmen funktionieren, sondern brauchen bald auch einmal ein Verkaufsteam.»
Bitcoin ist als Anlageinstrument derzeit für viele ein grosses Thema, doch die ursprünglich gehegten Erwartungen, dass er als Zahlungsmittel das Finanzsystem revolutionieren würde, haben sich nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil, derzeit findet quasi eine Eingemeindung der Kryptos in die traditionelle Finanzwelt statt.
Hess warnt gleichwohl davor, das disruptive Potenzial zu unterschätzen. «Die junge Generation ist schon mit der Blockchain-Technologie vertraut und hat viele Anwendungsfälle im Kopf.» Als Beispiel verweist er darauf, dass die Kosten selbst für simple Transaktionen wie ein Währungsumtausch im traditionellen Bankensystem immer noch sehr hoch sind.
Finanzieren sich die USA künftig auch über Stablecoins?
In den USA hat sich das Regulierungsumfeld für Kryptowährungen mit dem Amtsantritt von Donald Trump um 180 Grad gewendet. Und der Senat hat (sogar mit einer parteiübergreifenden Mehrheit) mit dem Genius (Guiding Emerging National Innovations for Unified Standards) Act im Mai sogar einen bundesweiten Regulierungsrahmen für Stablecoins – Token, die mit Fiat-Währungen wie dem Dollar bzw. entsprechenden Anlagen wie US-Staatsanleihen hinterlegt sind – verabschiedet.
«Das könnte ein geschickter Schachzug sein, weil viele Investoren auch in Stablecoins diversifizieren wollen – und damit indirekt den Staatshaushalt der USA finanzieren», kommentiert Hess und blickt damit über den Tellerrand der Welt der echten Kryptowährungen hinaus.