Politiker bitten Schweizer Goldindustrie wegen Zollstreit zur Kasse

Die Schweizer Goldindustrie hat gute Geschäfte mit den USA gemacht. Damit dürfte Schluss sein: Die von US-Präsident Trump verhängten Strafzölle gelten auch auf die Einfuhr von 1-Kilo-Goldbarren. Nun gerät die Branche von Politikern unter Beschuss. 

39 Prozent Strafzölle: Ein guter Deal sieht auch helvetischer Sicht anders aus. Betroffen sind auch die Schweizer Goldexporte, wie die «Financial Times» zuerst berichtete. Obwohl die Schweizer Delegation, die vergangene Woche mit leeren Händen aus den USA zurückkehrten, weiter um ein Abkommen verhandeln wollen, mehren sich hierzulande die Stimmen von Politikern, die findet, die Branche mit ihren rund 2’000 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Dollar müsse in irgendeiner Form für das Debakel zahlen.

«Wenn ein Sektor der gesamten Volkswirtschaft schadet und weder durch Arbeitsplätze noch Steuern grossen Wert für die Schweiz bringt, muss man überlegen, ob dieser Sektor für den Schaden aufkommen soll», sagte Hans-Peter Portmann, FDP-Nationalrat und damit Parteikollege von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, am Wochenende gegenüber der «Financial Times». Er schlug vor, Gold zurück in Ursprungsländer wie Grossbritannien, Brasilien oder die Niederlande zu schicken und den Weitertransport in die USA dort zu belassen. Eine Nachhaltigkeitsabgabe sei «eine weitere Option».

Exporte von über 60 Milliarden Dollar

Die Schweiz hatte jüngst mit Goldexporten gute Geschäfte gemacht. Sie lieferte in den vergangenen Monaten Goldbarren im Wert von rund 61,5 Milliarden Dollar in den zwölf Monaten. Dies trug erheblich zum Handelsüberschuss mit den USA bei. Gold war laut Schweizerischer Nationalbank 2024 mit 27 Prozent der wichtigste Export der Schweiz, noch vor Pharmazeutika. Aus diesem Grund wurde die Schweizer Goldindustrie von nationalen Politikern zum Sündenbock für das Scheitern der Zollverhandlungen gemacht. 

Grünen-Chefin Lisa Mazzone hatte bereits vergangene Woche gegenüber den Zeitungstiteln von chmedia eine «angemessene Besteuerung» der Branche vorgeschlagen, um die Auswirkungen der Trump-Zölle auszugleichen. Sozialdemokraten kritisieren zudem den Bundesrat, dass er nicht vorausgesehen hat, dass Gold politisch heikel werden könnte.

«Sehr gutes Aushängeschild für die Schweiz»

Ganz so abwegig sind laut Nannette Hechler Fayd’herbe, Europa-Chefin der Privatbank Lombard Odier, solche Vorschläge nicht: «Wenn die Trump-Regierung nur auf die Gesamtimportzahl schaut, könnte es Sinn ergeben, Schweizer Goldexporte in die USA zumindest vorübergehend durch Handelsbarrieren zu bremsen», wird sie in der «Financial Times» zitiert. 

James Emmett, CEO der Raffinerie MKS Pamp, verteidigte derweil seine Branche: «Edelmetalle – und Gold besonders – sind ein sehr gutes Aushängeschild für die Schweiz», lässt er sich zitieren.

«Eine einzelne Branche an den Pranger zu stellen, ist der falsche Weg», sagt Christoph Wild, Präsident des Verbands der Edelmetallhändler.