GZO-Gläubigerversammlung: Etappensieg für Sachwalter und Spital

Am Montag wurde nicht nur in Paris, sondern auch in Uster die Vertrauensfrage gestellt. In Frankreich hat das Parlament der Regierung von Premier François Bayrou erwartungsgemäss das Vertrauen entzogen. Schwieriger war die Prognose für die Gläubigerversammlung des GZO Spital Wetzikon, das im Nachlassverfahren ist und eine Anleihe über 170 Millionen Franken nicht bedienen kann.

Vergangene Woche hatten die oppositionellen Obligationäre um die Clearway Capital bzw. Gregor Greber (die mit dem Schuldenschnitt von 65 bis 70 Prozent nicht einverstanden sind) bekräftigt, dass sie die beiden bisherigen Sachwalter Brigitte Umbach-Spahn und Stephan Kesselbach durch Michael Endres ersetzen wollen und neu eine Liste von vier Kandidaten für den Gläubigerausschuss präsentiert.

Ausgedehnte Versammlungsdauer mit hoher Beteiligung

Die Gläubigerversammlung in Uster dauerte über fünf Stunden in den Abend hinein, war erwartungsgemäss eine Bühne für engagierte Voten und Diskussionen und diente damit auch als Ventil für den Unmut. Anders als bei der Versammlung der Anleihensgläubiger im letzten Oktober waren Medien diesmal zugelassen, was im Sinne der Transparenz durchaus positiv zu vermerken ist (auch wenn finews.ch nicht vor Ort war).

An der Versammlung nahmen über 500 Gläubiger selber teil oder liessen sich vertreten – unter den Anwesenden waren dem Vernehmen nach viele GZO-Mitarbeiter. Abgestimmt wurde nach Köpfen und damit nicht nach Kapital.

Die Versammlung diente v.a. dazu, dass die Sachwalter die Gläubiger über den Stand des Verfahrens orientieren konnten. Überraschungen blieben dabei aus, sind doch die Kernpunkte gemäss der am späteren Abend verschickten Medienmitteilung bereits seit längerem bekannt.

  • Für die Sanierung ist die Sicherstellung des Spitalbetriebs weiterhin zentral. Der Betrieb läuft zurzeit gut und trägt sich selbst. Seine Fortführung während der Nachlassstundung gefährdet die Interessen der Gläubiger nicht.
  • Für den weiteren Verlauf des Nachlassverfahrens ist die im Sanierungskonzept vorgesehene Eigenkapitalerhöhung durch die zwölf Aktionärsgemeinden über insgesamt 50 Millionen Franken entscheidend. Im November 2025 finden dazu Urnenabstimmungen in den neun Gemeinden Bäretswil, Bauma, Bubikon, Dürnten, Gossau, Hinwil, Rüti, Wald und Wetzikon statt.
  • Das GZO steht mit Unterstützung der Sachwalter in direktem Austausch mit den Gläubigern, um das vorläufige Sanierungskonzept weiterzuentwickeln.

Die beiden bisherigen Sachwalter stellten sich zur Wiederwahl und wurden mit 319 zu 164 Stimmen (bei 20 Enthaltungen) bestätigt.

Etwas differenzierter fällt das Bild bei der Zusammensetzung des Gläubigerausschusses aus. Von den fünf gewählten Personen waren zwei (der Bonitätsanalyst Marc Meili von Independent Credit View und Markus Eberle von der Nebag) auf dem Ticket von Clearway Capital.

Postfinance nimmt Einsitz in Gläubigerausschuss

Gewählt wurde zudem Maurice Faesch, Legal Counsel der Postfinance, die dem GZO ein Schuldscheindarlehen gewährt hatte, auf das sie 2024 einen Abschreiber von 25 Millionen Franken vornehmen musste. Postfinance hatte das Engagement bisher nie offiziell bestätigt, will sich offenbar aber nun aktiv einbringen. Damit dominieren die Vertreter von Finanzinvestoren den Ausschuss.

Weniger Finanz- und dafür mehr Branchenwissen bringen ebenfalls in den Ausschuss entsandten Markus Karzig (Arzt in Bauma) und Alexandra Kochanowski (Chefärztin GZO Spital) mit. Nicht vertreten ist die Gläubigergruppe der Lieferanten.

Der Gläubigerausschuss hat die Aufgabe, den (bzw. die) Sachwalter zu beaufsichtigen. Er kann ihm Empfehlungen erteilen und wird von ihm regelmässig über den Stand des Verfahrens orientiert. Weiter übernimmt er bestimmte Aufgaben, die bislang das Nachlassgericht wahrgenommen hat. Der Ausschuss hat gegenüber dem Sachwalter und dem Schuldner weder ein Weisungs- noch ein Vetorecht.

Nun wird unter Hochdruck «nachgeschärft»

Auch das GZO selber (das seit der Gesamterneuerung des Verwaltungsrats deutlich besser kommuniziert als vorher) hat zum Ausgang der  Gläubigerversammlung Stellung genommen. Verwaltungsratspräsident Andreas Mika freute sich über das grosse Interesse der Gläubiger und zeigte sich «erleichtert», dass die Sachwalter nicht abgewählt wurden. 

Er stellte zudem in Aussicht, dass die an der Versammlung in Grundzügen vorgestellten Nachschärfungselemente (am Sanierungskonzept) «nun unter Hochdruck weiterentwickelt, berechnet und geprüft» würden und versicherte, dass die Ergebnisse aus den verschiedenen Gläubigergesprächen und Anregungen aus der Gläubigerschaft in die Arbeiten einflössen. Bei der Nachschärfung wird offenbar diskutiert, einen Teil des Forderungsverzichts durch ein Besserungs-/Stundungselement zu ersetzen, in Verbindung mit einem neuen Darlehen für die Fertigstellung des Neubaus (der sich derzeit als Spitalbrache präsentiert).

Andere Sanierungsvarianten geprüft, aber verworfen

Auch GZO-Vertreter – neben Mika selber Spitaldirektor Hansjörg Herren und Finanzdirektor Daniel Müller – hatten an der Versammlung informiert (die entsprechende Präsentation ist auf der GZO-Website verfügbar). Müller widmete sich dabei u.a. den «geprüften und verworfenen Sanierungsvarianten» wie einer Verlängerung der Laufzeit der Anleihe, einem noch grösseren Eigenkapitaleinschuss durch die Gemeinden, einer Anpassung des Geschäftsmodells und einem Tausch von Schulden in Eigenkapital.

Mika begrüsste auch die Bestellung des Gläubigerausschusses. «Somit können wir gemeinsam an der Finalisierung eines tragfähigen Nachlassvertrags arbeiten.» Die entscheidende Abstimmung über den Nachlassvertrag wird im Frühling 2026 stattfinden, und dann zählen das Kapital und nicht die Köpfe.

Sachwalter und Spitalleitung haben an der Versammlung einen wichtigen Etappensieg erzielt. Die Nagelprobe steht indes noch aus.