GZO Spital Wetzikon: Clearway überrascht mit Kandidatenliste

Kurz vor der Gläubigerversammlung im Nachlassverfahren des GZO Spital Wetzikon vom kommenden Montag haben die von Clearway Capital angeführten«widerspenstigen» Obligationäre vier Kandidaten für den Gläubigerausschuss nominiert.

An der Versammlung in Uster werden die Gläubiger von den Sachwaltern über den Stand des Verfahrens unterrichtet. Zudem können sie den Gläubigerausschuss und auch einen neuen Sachwalter wählen. Die beiden bisherigen Amtsinhaber Brigitte Umbach-Spahn und Stephan Kesselbach stellen sich erneut zur Verfügung, Clearway Capital hat bereits Ende Juli Michael Endres vorgeschlagen, da man Zweifel an der Unabhängigkeit von Umbach-Spahn und Kesselbach hege.

Origineller Vierervorschlag

Gemäss der Medienmitteilung haben mehrere institutionelle Anleihengläubiger ihre Bereitschaft bestätigt, bei der Gläubigerversammlung im vorgeschlagenen Gläubigerausschuss mitzuwirken. «Clearway Capital unterstützt den Nominierungsprozess, um sicherzustellen, dass eine angemessene Vertretung der Anleihegläubiger gewährleistet wird.»

Uns so sieht die Liste aus:

  • Norman Gerber ist seit 2009 Direktor der 1926 gegründeten Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft. Gerber, dessen Versicherung selber in die GZO-Anleihe investiert sein dürfte, kann als einziger Kandidat in einem etwas breiteren Sinne zur Gesundheitsbranche gezählt werden.
  • Marc Meili ist Partner von Independent Credit View AG (I-CV). Das 2003 gegründete Bonitäts- und Researchinstitut, das Schuldner im Auftrag von institutionellen Anlegern einstuft und auch entsprechende Empfehlungen abgibt, ist ein wichtiger Akteur in der Schweizer Szene der Qualitätsbewertung von Anleihenemittenten oder Kreditnehmern. Meili hat sich als Ratinganalyst von Beginn weg intensiv mit dem Fall GZO befasst und gilt als Experte auf dem Gebiet der Spitalfinanzierung (und kam deshalb auch schon mehrfach bei finews.ch zu Wort).
  • Fritz Jakober ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Jakober Partner, einem inhabergeführten Unternehmen, das Vermögensverwaltung und -beratung für private und institutionelle Kunden anbietet. Jakober war 20 Jahre in verschiedenen Funktionen für die Glarner Kantonalbank tätig, bevor er sich 1999 selbständig machte. Er vertritt mehrere öffentlich-rechtliche Gläubiger.
  • Markus Eberle ist seit 2003 Vizepräsident des Verwaltungsrats der auf Schweizer Nebenwerte spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Nebag. Eberle war früher lange u.a. als CEO für die im Derivatgeschäft tätige OZ (OZ Optionen und Futures und OZ Bankers) tätig und nach der Fusion für die Valartis Group. Er gehört seit Längerem der von Clearway Capital geführten Gläubigergruppe GZO Creditor Group an, wo auch Gregor Greber, umtriebiger Unternehmer und aktiv(istisch)er Investor, mit von der Partie ist.  

Apropos Gregor Greber. Er wurde im Oktober 2024 von der Versammlung der Anleihengläubiger als Vertreter mit Beobachterstatus in den Verwaltungsrat der GZO Spital Wetzikon gewählt und entsandt.

Gegenüber finews.ch unterstreicht er, dass alle Kandidaten namhafte institutionelle Investoren (Pensionskassen, Versicherungen usw.) verträten und viel Fachwissen auch bei der Bewältigung von Unternehmenskrisen mitbrächten. «Es handelt sich bei unseren Kandidaten ganz gewiss nicht um Heuschrecken», hält er fest und spielt damit auf eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für Spekulanten an, die nur auf schnelle Gewinne aus sind und sich nicht um die langfristigen Folgen ihres Tuns kümmern.

Gregor Greber: «Fehlende Transparenz und Verzögerungstaktik»

Greber bringt glasklar zum Ausdruck, dass er mit dem bisherigen Krisenmanagement der Sachwalter und des GZO-Verwaltungsrats nicht zufrieden ist. «Wir bringen immer wieder Vorschläge für eine Lösung, aber man blockt immer ab, verzögert und legt die Karten nicht auf den Tisch. Es fehlt generell an Transparenz. Das ist leider auch mit Blick auf den Ablauf und das Prozedere der kommenden Gläubigerversammlung sowie die Regeln für die Zusammensetzung des Ausschusses so.»

Entsprechend ist für den Unternehmer klar: «Wir brauchen einen neuen Sachwalter, der die Interessen der Gläubiger besser vertritt.» Ansonsten drohe bei der Abstimmung über den Nachlassvertrag im nächsten Jahr ein böses Erwachen. «Wird der bisherige Sanierungsplan mit dem tiefen Schuldenschnitt nicht substanziell nachgebessert, werden die Gläubiger die Zustimmung verweigern – und dann bleibt nur noch der Konkurs.»

Geschickter Schachzug

Und auf eine entsprechende Frage sorgt Greber zumindest in eigener Sache für Transparenz: «Nein, für meine Tätigkeit im Verwaltungsrat erhalte ich keine Entschädigung, ich übe sie derzeit quasi pro bono aus.»

Die Nominierung der vier Kandidaten könnte sich als geschickter Schachzug erweisen. Das Team ist so zusammengesetzt, dass es ein breites Spektrum der Akteure abbildet, die mit der vom Zahlungsausfall betroffenen GZO-Anleihe über 170 Millionen Franken zu tun haben: ein selbst investierter Schweizer Versicherer; ein Bonitätsanalyst, der viele betroffene Anleger als Kunden hat, ein unabhängiger Vermögensverwalter, der für seine Kunden die Kastanien aus dem Feuer holen will, und ein mit komplexen Finanztransaktionen bestens vertrauter Ex-Banker und Bewertungsspezialist.

Auf den Ausgang der Gläubigerversammlung am Montag darf man gespannt sein.