Als erste Bank der Schweiz gibt Dukaskopy eine Kryptowährung heraus und bereitet sich auf ein neues Zeitalter im Bankwesen vor, wie Gründer André Duka im Interview mit finews.ch erklärt.


Herr Duka, warum gibt Ihre Bank seit einem Monat eine Kryptowährung heraus?

Da muss ich etwas ausholen. Ich werde Ihnen eine eher philosophische und eine technische Antwort auf Ihre Frage geben.

Wir sind gespannt.

Aus meiner Sicht ist die traditionelle Bankbranche an einem Wendepunkt angelangt: Das bisherige Geschäftsmodell hat ausgedient. Die Banken sind blockiert zwischen den sich wandelnden Anforderungen der Kundschaft – begünstig durch die Digitalisierung – und den immer restriktiveren Regeln und Bestimmungen der Aufsichtsbehörden. Heute sind Banker wie Soldaten an der Front bloss noch zum Gehorchen verurteilt.

Eine steile These. Was ist die Lösung?

Internationale Retailbanken müssen meines Erachtens in fünf Bereiche ihrer Infrastruktur investieren, um erfolgreich zu bleiben: Erstens benötigen sie eine leistungsstarke Mobile-Banking-App, die alle ihre Bankdienstleistungen umfasst.

«Sämtliche Dienstleistungen einer Bank müssen künftig mit einem Chatbot verbunden sein»

Zweitens braucht es einen vollausgebauten und sicheren Messenger-Dienst, über den sie mit ihren Kunden kommunizieren können. Das ist die Zukunft, denn diese Art von Interaktion wird die Geschäftsbeziehung zwischen beiden Parteien enorm intensivieren, so dass sich daraus zahlreiche Transaktionen ableiten lassen.

Drittens?

Künftig müssen sämtliche Dienstleistungen einer Bank mit einem Chatbot verbunden sein, der über Künstliche Intelligenz verfügt. So lassen sich massgeschneiderte Angebote generieren und unmittelbar abwickeln. Diese Funktionalität beruht auf den beiden eingangs erwähnten Anforderungen: einer App und einem Messenger.

Was braucht es noch?

Der Onboarding-Prozess muss vollständig digitalisiert werden – mit Video-Identifikation und der Möglichkeit, «gescannte» Dokumenten auszutauschen. In Zukunft wird kaum ein Kunde mehr eine Bankfiliale aufsuchen, um ein Konto zu eröffnen. Das wiederum setzt höchste Ansprüche an die Kundenidentifikation (Know Your Customer, KYC) sowie an die Geldwäscherei-Prävention.

«Jede Person, die bei uns ein Konto eröffnet, wird kostenlos fünf Dukascoins erhalten»

Last but not least werden die Banken eine Krypto-Technologie einführen müssen. Wir haben vor diesem Hintergrund als erste lizenzierte Bank auf der Welt den Dukascoin herausgegeben.

Was uns zu zu Frage zurückführt, wozu ein solcher Coin dient. Solche Emissionen führen vor allem Firmen durch, die Kapital sammeln wollen. Trifft das auch auf die Dukascopy Bank zu?

Nein. Unser Projekt ist konzeptionell und strategisch völlig anders geartet als das, was es bis jetzt gegeben hat. Es zielt auch nicht darauf ab, Kapital aufzunehmen – vielmehr «verschenken» wir die Coins unseren neuen Kunden.

Wozu?

Jede Person, die bei uns ein Konto eröffnet, wird kostenlos fünf Dukascoins erhalten – ebenfalls, wer einen weiteren Kunden empfiehlt. Ausserdem werden wir einen Online-Handel betreiben, wo man diese Coins kaufen und verkaufen kann.

Nochmals, welche Absicht steckt dahinter – und wichtiger noch, welchen Wert wird ein Dukascoin haben?

Darüber wird der Markt entscheiden. Der Preis ist stets ein Kompromiss zwischen Angebot und Nachfrage. In unserem Fall ist das Angebot auf die Anzahl Kunden limitiert, die ein Konto bei uns einrichten und Coins erhalten. Aktuell eröffnen wir rund 750 Konten pro Tag – eine Zahl, die konstant zunimmt.

«Ohne allzu sehr zu spekulieren, denke ich, dass der Coin einen Zielwert um die 10 Euro hat»

Umgekehrt hängt die Nachfrage davon ab, wie viele Kunden mit Dukascoins handeln. Als Bank offerieren wir verschiedene Angebote, um von dieser Kryptowährung zu profitieren.

Seit dem Start vor gut einem Monat hat sich der Wert eines Dukascoins auf 0,75 Euro eingependelt. Ich möchte nicht allzu sehr spekulieren, aber ich denke, der Coin hat einen Zielwert um die 10 Euro. Natürlich hängt dies davon ab, wie viele Leute an dem Dukascoin tatsächlich Gefallen finden werden.

Wie kommen Sie auf diesen Wert?

Wir haben insgesamt drei Programme entwickelt, um Einkommen aus dem Dukascoin zu generieren und gleichzeitig einen automatisierten Handel zu sichern. Alle drei Programme bieten attraktive Möglichkeiten, wobei jene Interessenten mehr daran verdienen werden, die sich vertieft mit dem Handel befassen. Je intensiver dies geschieht, desto höher wird der Preis steigen– wobei dies natürlich seine Zeit braucht. Ich erachtete es bereits als Erfolg, dass sich der Dukascoin gegenüber dem Euro auf 0,75 stabilisiert hat.

«Wir gehörten zu den Wegbereitern des Online-Onboarding in der Schweiz»

Einen langfristigen Preis von rund 10 Euro pro Dukascoin halte ich deswegen für möglich, weil dies in etwa dem entspricht, was man heute branchenüblich für die Akquisition eines neuen Kunden bezahlt. Die Bank Cler in Basel beispielsweise zahlt jedem neuen Kunden 50 Franken als Willkommensprämie. Mit fünf Dukascoins à 10 Euro bewegen wir uns in dieser Bandbreite. Im Prinzip wird sich der Wert analog zu diesem Massstab entwickeln.

Wie ist der Dukascoin in technologischer Hinsicht konstruiert?

Er hat keine allzu komplexe Struktur. Wir haben uns für den weit verbreiteten ERC-20-Standard entschieden, der auf der Ethereum-Blockchain beruht. Der Coin wird sowohl in unserer Bankbilanz figurieren als auch in der Blockchain.

Was ist die Vision von Dukascopy?

Dukascopy ist eine von der Finma lizenzierte Schweizer Bank, die in technologischer Hinsicht weit fortgeschritten ist und die eingangs erwähnten Voraussetzungen für das Banking von morgen erfüllt.

Wir gehörten zu den Wegbereitern des Online-Onboarding in der Schweiz, nun setzen wir mit dem ersten Kryptocoin als lizenzierte Bank erneut ein Zeichen. Unsere Technologie und Infrastruktur erfüllen alle Voraussetzungen, um als Online- und Retailbank weiterhin Erfolg zu haben.


Der gebürtige Moskauer André Duka kam in den 1990er-Jahren als Physiker in die Schweiz, wo er am Cern in Genf arbeitete. In dieser Zeit entwickelte er mit Partnern eine Finanzplattform, aus der 2004 zunächst ein Brokerage-Haus und 2010 die von der Finma lizenzierte und in Genf ansässige Dukascopy Bank hervorging. Seither hat sich das Unternehmen zu einer weltweit führenden Online-Bank entwickelt, die inzwischen über Büros in Kiew, Moskau, Hongkong, Shanghai, Riga, Kuala Lumpur und Tokio verfügt. Duka ist heute Schweizer Bürger und setzt sich massgeblich dafür ein, dass die Schweizer Finanzbranche in technologischer Hinsicht federführend ist – etwa bei der Online-Kundenidentifikation oder nun bei der Emission einer Kryptowährung durch eine lizenzierte Bank.  

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