Nach drei Jahren weist Ulrich Körner als Chef der UBS-Sparte Global Asset Management eine ernüchternde Bilanz aus. Der Grund: Er missachtet das Branchengesetz Nummer eins.

Der kürzliche Abgang von Dawn Fitzpatrick ist der jüngste Tiefschlag für das UBS Global Asset Management und dessen Chef Ulrich Körner. Denn er hat einiges dafür getan, die steile Karriere von Fitzpatrick in der UBS zu fördern.

Die New Yorkerin ist innerhalb der Hedgefonds-Division O' Connor von der einfachen Schreibkraft bis zur Anlagechefin aufgestiegen und von da noch weiter bis zur Chefin für Hedgefonds, Equity und Multi-Asset Strategien avanciert. Doch nun ist sie weg: Künftig verantwortet sie die Anlagestrategie des Hedgefonds von Grossinvestor George Soros.

Kunden folgen ihrem Manager

Fitzpatricks Abgang ist nicht nur ein personeller Verlust. Die UBS wird nach Fitzpatrick höchstwahrscheinlich auch Kunden verlieren. Denn das ist das gängige Muster im Asset Management: Geht der Manager folgen die Assets.

Dies musste die Allianz-Tochter Pimco schmerzlich erfahren, als ihr Gründer und Chef, Bill Gross, zum Konkurrenten Janus Capital wechselte. Auch die Zürcher Bank Vontobel verlor Kundengelder, nachdem ihr Star-Fondsmanager Rajiv Jain im vergangenen Jahr das Weite gesucht und kurz darauf in Florida ein eigenes Geschäft lanciert hatte.

Ein «Peoples Business»

Asset Management ist ein «Peoples Business», also ein Geschäft, das sehr stark vom Verhalten der Kunden geprägt ist. Sie investieren ihr Geld nicht per se in Anlagestrategien. Sie investieren es in Manager, welche diese Strategien verantworten. Bei einem Managerwechsel müssen manche Kunden ihr Mandat sogar auflösen. Das ist oftmals vertraglich vorgeschrieben.

Auch im jüngsten Quartalsausweis der UBS zeigte sich dies erneut, und machte deutlich, dass das Global Asset Management der UBS recht eigentlich nicht vom Fleck kommt. Trotz strategischem Bekenntnis und Körners ehrgeizigen Ansagen ist und bleibt diese Division das Stiefkind des Konzerns.

Von den Zielen weit entfernt

Nach seinem Antritt als Asset-Management-Chef hatte Körner «mittelfristig» die Verdoppelung der verwalteten Vermögen als Ziel genannt sowie einen Vorsteuergewinn von 1 Milliarde Franken und eine Cost-Income-Ratio von 60 bis 70 Prozent in Aussicht gestellt. Letztere lag Ende 2016 bei 69 Prozent, der Vorsteuergewinn erreichte 543 Millionen Franken und die verwalteten Vermögen stagnieren mehr oder weniger.

Für den Stillstand unter Körner gibt es zweifelsohne verschiedene Ursachen. Zum Beispiel kann sich die UBS mit ihrem Global Asset Management keineswegs mit den ganz Grossen in der Branche messen.

Voraussetzungen wären vorhanden

Ein zweiter Grund liegt vermutlich im Umstand, dass die UBS eine Universalbank ist. Dadurch dient das Asset Management vor allem als Produktefabrik für den eigenen Vertrieb und weniger als unabhängiger Vermögensverwalter.

Andererseits hat die UBS eine wahrlich globale Präsenz. Sie ist in den meisten Wachstumsmärkten vertreten, und sie besitzt die Mittel für die Digitalisierung und Automatisierung aller wichtigen Funktionen im Bereich der Dokumentation und des Reportings, was im globalen Wettbewerb unabdingbar ist.

Häufige Managerwechsel

«Der Hauptgrund für die Probleme der UBS im Asset Management liegt letztlich aber in der überdurchschnittlichen Fluktuation im Top-Management», konstatiert der CEO eines grossen ausländischen Asset Managers im Gespräch mit finews.ch.

Körner scheint zu ignorieren, dass das Asset Management ein «Peoples Business» ist und Kontinuität eine ganz wichtige Voraussetzung für den Geschäftserfolg ist. Im UBS Global Asset Management fehlte in den vergangenen Jahren die Kontinuität. Die Einheit zeichnete sich durch einen hohen Personalverschleiss aus. Nachstehend eine Liste wichtiger Abgänge seit 2014.

  • Januar 2017: Dawn Fitzpatrick, Head Hedgefonds, Equities und Multi Asset Strategies
  • September 2016: Nick Irish, Head of Global Equities
  • Juni 2016: Matthias Schellenberg, Chef Asset Management Deutschland
  • Juni 2015: Shawn Little, Head of Americas
  • Januar 2015: John Fraser, Chairman
  • September 2014: Yit Mee Cheah, Portfolio Manager, Global Emerging Markets and Asia
  • Juli 2014: Lowell Yura, Head Strategist Americas & UK
  • Juni 2014: Kai Sotorp, Group Managing Director, CEO Asia-Pacific
  • Februar 2014: Jose Blanco, CIO Emerging Markets

Dabei ist dies nur die Spitze des Eisbergs.

Personalfluktuation verärgert Grosskunden

Die gehäuften Abgänge im Asset Management der UBS sorgten 2015 denn auch bei einigen institutionellen Investoren für Besorgnis. So hielt die US-Gewerkschaft Unite Here, für deren Mitglieder rund 60 Milliarden Dollar Vorsorgegelder verwaltet werden, fest, dass die anhaltenden Abgänge bei der UBS zahlreiche Grosskunden zur Kündigung der Mandate veranlasst hätten. Die Fluktuation von erfahrenem Personal sei bei der UBS massiv höher als bei anderen, vergleichbaren Asset Managern.

Will Körner sein Stiefkind innerhalb der Grossbank zur relevanten Grösse aufbauen, muss er vor allem die Fluktuation stoppen und eine Kultur der Kontinuität inittieren. Vor diesem Hintergrund muss Dawn Fitzpatricks Abgang vorläufig als ein Zeichen gedeutet werden, dass ihm das noch nicht gelungen ist.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.42%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.86%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.17%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel