finews.ch zeigt anhand von neun Punkten, wo einerseits die Probleme der UBS und andererseits die raren Lichtblicke liegen.

1. Die Sparmassnahmen zeigen kaum Wirkung

Die UBS führt einen ständigen Kampf gegen die steigenden Kosten, insbesondere beklagt sie den laufend höheren Aufwand für die Umsetzung von Regulierungs- und Kapitalanforderungen. Zwar heisst es, die UBS habe 2016 die Kosten um 1,6 Milliarden Franken gesenkt. Doch effektiv zeigt sich dies in den publizierten Zahlen kaum.

So stieg die Cost-Income-Ratio der gesamten UBS von 81,8 im Vorjahr auf 85,1 Prozent. Während dies vor allem auf den Gewinneinbruch zurückzuführen ist, zeigt sich aber auch, dass die UBS insbesondere bei der Senkung der Personalkosten kaum Fortschritte gemacht hat. Diese sanken gemäss Quartalsbericht im Jahresverlauf gerade mal um 261 Millionen Franken.

2. US-Geschäft: «Main Street» schlägt Wall Street

Wie finews.ch schon im vergangenen Oktober analysierte, könnte sich Tom Naratil, der Chef von UBS Americas, als der bessere Private Banker als Wealth-Management-Leiter Jürg Zeltner erweisen. Mit Blick auf das abgelaufene Jahr hat sich nun gezeigt, aus welchem Holz Naratil geschnitzt ist. Die Erträge in der Americas-Division zogen 2016 deutlich an; die Kosten waren deutlich besser unter Kontrolle, die verwalteten Vermögen wie auch die Ausleihungen stiegen. 

Nicht zuletzt überholte die Americas-Division auch die UBS-Investmentbank mit einem leicht höheren Vorsteuergewinn von 1,107 Milliarden gegenüber 1,004 Milliarden Franken. Damit erwies sich für die UBS die «Main Street» rentabler als die symbolisch für das Investmentbanking stehende Wall Street.

3. Aktionäre werden bei Laune gehalten

Gewinn fast halbiert, Aktienkurs tiefer als ein Jahr zuvor; für die UBS-Aktionäre war es kein gutes Jahr. Immerhin: Die für 2016 vorgeschlagene ordentliche Dividende ist mit 60 Rappen gleich hoch wie 2015. Damals gab es allerdings noch eine Sonderdividende von 25 Rappen. Immerhin: Die Dividende wird aus den Kapitaleinlage-Reserven finanziert und ist somit von der Quellensteuer befreit. Auch künftige Dividenden will die Bank steuerfrei auszahlen.

4. Impulse und Ideen sucht man vergeblich

Die UBS scheint angesichts der anhaltenden strukturellen Probleme in ihrem Geschäft erstaunlich passiv. In der gesamten Berichterstattung zum Jahr 2016 sucht man nach neuen Impulsen oder Initiativen vergeblich – auch personeller Art. Es heisst lediglich, das laufende Kostensenkungs-Programm werde fortgesetzt. Die einzige Neuankündigung betrifft ein philanthropisches Gesundheitsportfolio. Es ist fraglich, ob diese Neulancierung den dringend nötigen Impuls auf der Ertragsseite bringt.

5. Asien macht Sorgen I

Zugegeben, im vergangenen Jahr sorgte die UBS für grosse Schlagzeilen in Asien. Allerdings waren diese nicht durchwegs positiv. Beispielsweise stellte sich heraus, dass die grösste Schweizer Bank auch in den Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt ist. Zahlreiche Top-Leute verliessen zudem das Institut und heuerten ausgerechnet bei der Credit Suisse an.

Die rigorosen Sparmassnahmen, darunter Stellenkürzungen, schüchterten und demotivierten die Belegschaft. Hinzu gesellte sich die Tatsache, dass die lokalen Banken mittlerweile zu einer bedeutenden Konkurrenz herangewachsen sind. Die entsprechend erlahmte Geschäftsdynamik offenbarte sich 2016 etwa an der um 20 Basispunkte gesunkenen Mandatsquote von 26,9 Prozent. Ausserdem ist die Bruttomarge von 65 Basispunkten die tiefste seit vielen Monaten.

Und im Geschäft mit den sehr vermögenden Privatkunden (Ultra-High-Net-Worth-Individuals), einst die Paradedisziplin der UBS, namentlich in Asien, sind kaum mehr Akzente erkennen. Dass die Grossbank 2016 begann, stattdessen im oberen Retail-Segment (Affluent) zu expandieren, deutet eine gewisse Strategielosigkeit an.

6. Asien macht Sorgen II

Nach dem internen Köpferollen (siehe Punkt 5) der vergangenen Monate wird das asiatische Wealth Management die grösste Schweizer Bank weiterhin in Atem halten. Im Private-Banking-Markt mit dem weltweit grössten Potenzial erzielte die UBS die schlechteste Marge in ihrem globalen Vermögensverwaltungs-Business – gerade mal 65 Basispunkte.

Im hart umkämpften Markt ging das Neugeld-Wachstum zudem von +12,9 Prozent im ersten Quartal auf noch +0,1 Prozent im letzten Jahresviertel 2016 zurück. Wenig hilfreich war da, dass auch die Erträge der UBS-Investmentbank in der Region deutlich abnahmen.

Mit Blick auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten dürften sich viele asiatische Kunden vorsichtig verhalten haben – in der Region ging schon letztes Jahr die Angst vor einem Handelskrieg mit den USA um. Das kommt für die UBS ungelegen. 

7. Superreiche machen sich rar

Die UBS will mehr denn je die Bank der Superreichen, der sogenannten UHNWI, sein. Das sind Kunden mit einem Vermögen ab 50 Millionen Franken. Doch die Sparte unter der Ägide von Josef «Joe» Stadler bekundet zunehmend Mühe. In den vergangenen vier Quartalen trugen immer weniger UHNWI ihre Gelder zur Schweizer Grossbank; im Schlussquartal resultierten noch 2,6 Milliarden Franken.

Auch verdient die Schweizer Grossbank immer weniger mit der betuchten Klientel. Im vierten Quartal sank die Bruttomarge auf 49 Basispunkten, nach 53 Basispunkten im Vorjahr. Dies ist der tiefste Wert aller Wealth-Management-Einheiten.

8. Asset Management: Und täglich grüsst das Murmeltier

Es erstaunt regelmässig, dass es eine Grossbank wie die UBS nicht schafft, ihr Asset Management, also die institutionelle Vermögensverwaltung, auf eine kritische Grösse zu bringen. Stattdessen dümpelt dieses Geschäft seit langem vor sich und weist im Abschluss von 2016 in drei von vier Quartalen unter dem Strich einen negativen Mittelfluss aus. Ohne Geldmarkt-Fonds flossen allein im vierten Quartal netto 9,8 Milliarden Franken ab.

Insofern drängt sich die Frage auf, ob das Top-Management in dieser Division wirklich in der Lage ist, dieses Geschäft nachhaltig voranzubringen. Und solange die grösste Schweizer Bank in dieser Disziplin nicht brilliert, kann sich auch der hiesige Finanzplatz nur beschränkt als dynamischer Asset-Management-Standort profilieren.     

9. Wo sind die Früchte der Fintech-Anstrengungen?

In der Schweizer Fintech- und Digitalisierungs-Szene ist die UBS auf Schritt und Tritt anzutreffen. Und dank dem Blockchain-Labor in London und der Kooperation mit den Banken Santander und BNY Mellon für die Entwicklung einer digitalen Währung macht die Grossbank auch weltweit von sich reden. Auch jetzt fehlen in der Mitteilung die Hinweise auf die Fintech-Leaderrolle nicht.

Die Bank habe «Ask UBS» lanciert, einen Dialog-Dienst, der auf der App Alexa von Amazon basiert, sowie die digitale Vermögensberatung UBS Smartwealth. «Die Gewinnung von Neukunden habe dort die Erwartungen übertroffen» heisst es zu letzterem Dienst knapp – und das ist für die Innovations-Anstrengungen der grössten Schweizer Bank symptomatisch. Auch in der Jahresrechnung 2016 fehlen nämlich die handfesten Beweise, dass sich die zahlreichen Digitalisierungs-Initiativen in klingender Münze niederschlagen.

Fintech hat der UBS prima Publicity verschafft. Die Erlösung fürs Geschäft lässt jedoch auf sich warten.

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