Zahlreiche Schweizer Institute haben sich am Private Banking in Deutschland die Zähne ausgebissen. Woher also kommt die neue Zuversicht der helvetischen Institute im Nachbarland?

Deutschland ist der grösste Private-Banking-Markt in Kontinentaleuropa. Da ist es nur logisch, dass das Nachbarland ein verheissungsvolles Ziel für Schweizer Privatbanken darstellt – könnte man meinen. Doch Deutschland erweist sich immer wieder als hartes Pflaster mit schwieriger Kundschaft; der Privatbankier Eric Syz titulierte diese einmal entnervt als «Pfennigfuchser».

Verschiedentlich bekundete das Swiss Banking denn auch Mühe, im deutschen Onshore-Geschäft zu reüssieren. Trotz teils langer Präsenz vor Ort schreiben viele Institute nach wie vor Verluste. Die schweizerisch-brasilianische Privatbank J. Safra Sarasin blies jüngst gar zum Rückzug, wie auch finews.ch berichtete.

Julius Bär baut aus

Doch wie sich zeigt, macht J. Safra Sarasin die Ausnahme. Den Widrigkeiten zum Trotz vertieft etwa Julius Bär ihrem Fussabdruck im nördlichen Nachbarland und holte fünf Private Banker in ihre Reihen, wie aus einer Mitteilung vom (gestrigen) Dienstag hervorging.

Unter den Rekrutierten befindet sich unter anderem Ralf Mielke (siehe Bild unten) als stellvertretender Leiter Portfolio Management. Er kommt von der besagten J.-Safra-Sarasin-Tochter, wo er als Investmentchef tätig war. Zur Unterstützung von Mielke hat Julius Bär Jens Wissel geholt, der zuvor bei der Konkurrentin Haus & Aufhäuser arbeitete.

Mielke 500

Weiter verstärkt die Zürcher Privatbank die Region Hannover und Niedersachsen sowie Frankfurt mit insgesamt drei Kundenberatern. Insgesamt unterhält Julius Bär acht Standorte im Nachbarland.

In profitablen Bahnen

Die Bären sind seit geraumer Zeit im deutschen Markt tätig, bewegen sich aber erst seit wenigen Jahren in den schwarzen Zahlen. «In Deutschland erreichte Julius Bär mit Blick auf das Onshore-Geschäft im vierten Quartal 2014 die Gewinnschwelle. Seitdem sind wir profitabel», erklärt Lina Kowall, Leiterin Kommunikation bei Julius Bär Deutschland, gegenüber finews.ch.

Die Wachstumschancen im deutschen Private-Banking-Markt haben sich gegenüber früheren Jahren deutlich gebessert. Denn der deutsche Wirtschaftsmotor brummt ganz ordentlich.

«Wir wollen das gute Momentum in Deutschland nutzen, um weiter organisch zu wachsen», sagt Kowall und verweist dabei auf die vielen «alten» Vermögen, den anstehenden Generationenwechsel bei den Mittelständlern sowie die aufstrebenden Jungunternehmer.

Pictet mit drittem Standort

Nicht nur Julius Bär wittert Morgenluft. Wie finews.ch kürzlich mitteilte, eröffnet die Genfer Privatbank Pictet in Stuttgart ihren dritten Standort.

Die Wachstumsaussichten in der baden-württembergischen Hauptstadt seien vielversprechend angesichts der hohen Dichte an wohlhabenden Privatpersonen und Unternehmern, begründet Pictet den Ausbau auf Anfrage.

UBS krempelt um

Immer noch auf der Aufholjagd ist die UBS, die grösste Schweizer Bank. Trotz eines starken Ausbaus im nördlichen Nachbarland hat die Schweizer Grossbank im deutschen Private-Banking-Markt bislang kaum Geld verdient.

Grosse Hoffnungen setzte die UBS auf den 2004 akquirierten deutschen Vermögensverwalter Sauberborn, damals das grösste unabhängige Family Office mit rund 90 Beschäftigten und 6 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen. Die Hoffnung zerschlugen sich aber, weil das Unternehmen nie richtig in den UBS-Konzern integriert werden konnte, wie auch finews.ch berichtete.

Nun hat die Grossbank in Deutschland unter der Führung von Chef Thomas Rodermann den Ansatz geändert. Er löste Filialen auf und legt Markregionen zusammen, wie finews.ch kürzlich berichtete.

Historischer Höchststand bei den Vermögen

Rodermanns Zielvorgabe lautet: Erreichen der Gewinnschwelle bis Ende des laufenden Jahres und ab 2018 nachhaltig profitabel operieren. Die UBS Deutschland gibt sich zuversichtlich. «Wir hatten einen sehr erfreulichen Start in das Jahr 2017, sowohl bei unseren definierten Wachstums-, als auch unseren Kostenzielen liegen wir voll im Plan», teilte die UBS auf Anfrage mit.

Zwar veröffentlicht die UBS keine Zahlen zu den verwalteten Kundengeldern in Deutschland. Sie lässt aber ausrichten, dass man in 2017 einen «historischen Höchststand» erreicht habe.

Zu grosse Schuhe angezogen

Das Beispiel der UBS steht exemplarisch für die in der Vergangenheit oft überzogenen Erwartungen von Schweizer Banken an den deutschen Markt. Schweizer Privatbanken sind in Deutschland teils in zu grosse Schuhe geschlüpft. Es wurde mit grosser Kelle angerichtet, in der Hoffnung, sich auch ein grosses Stück vom Kuchen zu sichern. Doch oft ging die Rechnung nicht auf, wie auch der Deutschland-Ausflug der Credit Suisse (CS) zeigte.

Ende 2013 zog sich die CS aus dem Onshore-Vermögensverwaltungsgeschäft in Deutschland zurück und verkaufte ihre lokalen Private-Banking-Aktivitäten (Onshore) und ihr Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern an die Bethmann Bank, eine Tochter der niederländischen ABN Amro. Zuletzt war die CS mit neun Niederlassungen und rund 500 Mitarbeitern in Deutschland präsent und verwaltete Vermögen von gegen 12 Milliarden Euro.

Statt grosse Sprünge sind nun kleine und gut vorbereitete Schritte gefragt, um im deutschen Private-Banking-Markt zu reüssieren.

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