Bei der Blockchain-Technologie musste die Credit Suisse die Lorbeeren lange der UBS überlassen. Nun tritt die Bank mit eigenen Projekten aus dem Schatten, wie Emmanuel Aidoo im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Wenn hierzulande von Blockchain-Pionieren die Rede ist, dann fällt schnell einmal der Name der grössten Bank des Landes. Die UBS eröffnete bereits im Sommer 2015 medienwirksam ihr Londoner Blockchain-Labor. Sie tüftelte an Anleihen, Benefiz-Bonds und an einer eigenen digitalen Einheitswährung auf Basis der als bahnbrechend geltenden Technologie.

Mit jener «Utility Settlement Coin» (USC) machte die Grossbank dieser Tage erneut von sich reden. Wie auch finews.ch berichtete, haben sich die Credit Suisse (CS), Barclays, die Canadian Imperial Bank of Commerce, HSBC, die Mitsubishi UFJ Financial Group und der US-Finanzdienstleister State Street bereit erklärt, beim UBS-Projekt mitzumachen.

Seit 2015 am Tüfteln

Die CS doppelte selber noch nach und erklärte, die neue Währung habe das Potenzial, den Handel zu straffen und Risiken zu reduzieren. Man habe das Projekt deshalb schon 18 Monate lang im Auge gehabt.

Die CS als Trittbrettfahrerin? Auf den ersten Blick passt dies zu einem Institut, das zwar eine digitale Bank sein will, aber in den vergangenen Jahren in Sachen Fintech-Innovationen keine gewaltigen Stricke zerrissen hat.

Doch das Bild trügt, wie Emmanuel Aidoo im Gespräch mit finews.ch ausführt. Der Leiter Blockchain & Cryptocurrency Strategy bei der CS ist in der Investmentbank-Sparte in den USA angesiedelt. Und dort laufen die Tüfteleien mit der Technologie ebenfalls seit 2015, wie der Fintechexperte betont.

Pilot in den USA

Jetzt ist es für ihn und sein Team an der Zeit, aus dem «Bastelkeller» heraus und ans Licht zu treten. Denn tatsächlich hat Aidoo einiges vorzuweisen.

«Mittlerweile arbeitet die CS weltweit an Blockchain-Projekten – in den USA, London, Asien, aber auch in Zürich», erklärt er. Anfang 2018 soll ein Pilot mit Konsortialkrediten in den USA starten, bei der die Transaktionen vermittels Smart Contracts (eine Art digitale Verträge) auf Blockchain-Basis laufen.

Mit der Digitalisierung lassen sich nicht nur die oft tagelangen Abschlusszeiten drastisch verkürzen. Sondern auch die Liquiditätslücken, die schwer auf den Bilanzen der Investmentbanken lasten. Der Hebel ist gewaltig: Der amerikanische Markt für syndizierte Kredite ist rund 5'000 Milliarden Dollar schwer.

Nötige Erweiterung

Ganz nach dem Geschmack der CS-Investmentbanker ist auch die von der UBS initiierte Krypto-Einheitswährung USC. «Im Bereich institutioneller Finanzmärkte ermöglicht sie eine neue Form von Zahlungen, indem die Coin als Cash-part verschiedener Trades verwendet wird. Mit den in der Coin integrierten Smart Contracts lässt sich die Verwendung des Cash eingrenzen, was Transaktionen viel sicherer macht», erklärt Aidoo.

Er sieht dabei die CS, die sich erst in einer fortgeschrittenen Phase am Projekt beteiligte, keineswegs als Trittbrettfahrerin. Der Eintritt der Grossbank und der anderen neuen Partnern helfe den Gründerbanken, da der Kreis der Teilnehmer erweitert werden müsse, um das Projekt zu realisieren, sagt Aidoo.

UBS und CS: So nahe wie nie

Schon seit Monaten spannen die Schweizer Grossbanken zudem im Rahmen des Industrie-Projekts R3 zusammen. Gemeinsam beteiligen sie sich auch am Projekt HQLAX, mit dem das Liquditätsmanagement der Banken vermittels der Blockchain verbessert werden soll.

Zumindest in Sachen Blockchain sind sich die Erzrivalen so nahe wie noch nie gekommen.

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