Der im vergangenen Jahr bei der Credit Suisse Schweiz ausgeschiedene Banker meldet sich mit Fintech zurück. Dieses verspricht Erlebnisse der Luxusklasse – und könnte bald mit einem ICO aufwarten.

Der Abgang von Marco Abele als Digitalchef der Credit Suisse (CS) Schweiz kam abrupt: Ende letzten Jahres ersetzte ihn die Bank im Rahmen einer Reorganisation mit der Produktefrau Anke Bridge. Abele kehrte dem Geldhaus den Rücken – und meldet sich nun mit seinem eigenen digitalen Startup zurück.

Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, hat der 48-jährige Deutsche die Firma Tend mit Sitz in Zug ins Handelsregister eintragen lassen (siehe Ausschnitt unten). Die Geschäftsidee ist ambitioniert, verbindet die Jungfirma doch Luxus, Finanztechnologie und Tauschökonomie zu einem grossen Ganzen.

AbeleGrafik 500

Startschuss im Frühling

Konkret bietet das Startup eine Tauschplattform für Erfahrungen der Sonderklasse an, wie im Umfeld der Gründer zu erfahren war. Ein Ritt in einem 1973 Porsche Carrera mag das sein, oder einen Konzertpianisten zur Probe zu begleiten. Vermögende Personen können so nicht um Geld, sondern um Erfahrungen reicher werden, verspricht Tend. «Investing in yourself» heisst denn auch der Slogan von Abeles Jungfirma.

Im Frühling 2018 soll Tend flügge sein, wie ein Kenner der Vorbereitungen berichtete.

Mysteriöser ICO

Um exklusive Erlebnisse zugänglich zu machen, braucht es jedoch Kapital. Dieser Tage lüftete sich der Schleier ein Stück weit, als ein Social-Media-Accout mit dem Titel «TendSwiss» in mehreren Botschaften das Thema Initial Coin Offering (ICO) ansprach – eine Kapitalaufnahme via Kryptowährungen also.

Als finews.ch eine von Tend beauftragte Kommunikationsagentur auf die «Posts» ansprach, waren die Meldungen kurze Zeit später mysteriöserweise aus dem Netz verschwunden.

Ziemlich sicher ist indessen, dass das Startup selber auf Kryptotechnologie setzt. Nutzer der Plattform dürften demnach die Erlebnisse mit so genannten Token bezahlen, mittels Verschlüsselungssoftware geschützte digitale Guthaben. Als Basis dafür soll die vom Zuger Krypto-Startup Ethereum entwickelte Blockchain dienen, wie weitere Recherchen zutage brachten.

Expansion ins Ausland angedacht

Mit den Token lassen sich demnach Erfahrungen aus vier Kategorien «kaufen»: Oldtimer, Kultur und Kunst, Luxusuhren und Wein. Die Token weisen dabei kein Verfalldatum auf und gewinnen – parallel mit den zugrundeliegenden Autos oder Kunstgegenständen – an Wert. Tend, so erklärt ein Eingeweihter, wolle die Werte nicht selber besitzen, sondern etwa mit Auktionshäusern und Autohändlern zusammenarbeiten.

Der ehemalige Grossbanker Abele will klein beginnen, wie weiter zu erfahren war. Bis 2019 soll die Anzahl Mitarbeitende von derzeit weniger als zehn auf rund 20 ansteigen. Zumindest angedacht ist offenbar die Expansion ins Ausland. Bei all dem werden Abeles alte Beziehungen ins Banking noch viel nütze sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.68%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.58%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.18%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.05%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel