Auf Gedeih und Verderb hängen Banken wie Raiffeisen am Hypothekargeschäft. Doch Alternativangebote von Nichtbanken boomen. Ganz vorne dabei ist der Versicherer Helvetia.

Steter Tropfen höhlt den Stein – so könnte man in die Strategie beschreiben, mit der neue Player die Dominanz der Banken im Zinsengeschäft brechen wollen. Der neueste Vorstoss in diesem Sinne kommt von Moneypark, der Tochtergesellschaft der Versicherungsgesellschaft Helvetia.

Moneypark hat – wie berichtet – eine Hypothekarbörse MEx lanciert, wo selbstbewohntes Eigentum über institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Family Offices finanziert werden kann. Banken braucht es, ausgenommen für die Geldtransfers, da nicht mehr.

Weiterhin miteinander verbunden

Dass Helvetia-Tochter Moneypark diese Dienstleistung lanciert, ist auch vor dem Hintergrund der besonderen Bande zwischen Raiffeisen und dem Versicherer interessant. Denn zwischen den beiden besteht seit mehreren Jahren eine erfolgreiche Kooperation im Vertrieb von Helvetia-Versicherungen in den Raiffeisenbanken – diese tun dies vor allem zur Absicherung im Hypothekarbereich.

Der Kauf von Moneypark durch Helvetia Ende 2016 und der erklärte Vorstoss ins Hypothekargeschäft, war dem Platzhirschen sauer aufgestossen. Inzwischen hat die Genossenschaftsbank ihre Beteiligung an Helvetia auch verkauft.

Nachdem Helvetia die eigene Hypothekarstrategie nun geschärft hat und mit Moneypark eine Börse lancieren will, heisst es bei Raiffeisen lediglich: Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Vorstoss habe keinen Einfluss auf die Geschäftsbeziehungen zwischen Raiffeisen und Helvetia.

Auch seitens der Helvetia halte man nach wie vor an der Kooperation fest, so ein Sprecher, betonte aber gleichzeitig, dass Moneypark ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie von Helvetia sei.

Im Ökosystem liegt die Kraft

Interessant ist dennoch, dass mit Helvetia ausgerechnet ein Assekuranzunternehmen das Hypothekargeschäft forciert und dies mit Mitteln, welche als Disruption des Kerngeschäftes der Inlandbanken zu verstehen ist. 

Hintergrund ist auch das anhaltende Tiefzinsumfeld, welches neben Vorsorgeeinrichtungen auch die Versicherer unter Zugzwang setzt. Um unabhängiger von den klassischen Versicherungserlösen zu werden, dringt Helvetia deshalb nun in jede Ecke des Eigenheims.

Das Ziel: Ein Ökosystem rund um die selbstbewohnte Immobilie zu bauen, wo der Kunde von der Finanzierung über diverse Versicherungslösungen auswählen kann. Basis dafür bildet die von Helvetia Ende 2016 übernommene Moneypark. So kommt Helvetia zu neuen Kunden.

Und die Rechnung scheint aufzugehen. Im vergangenen Jahr vermittelte Moneypark Hypotheken im Umfang von 2,1 Milliarden Franken gegenüber einer Milliarde im Vorjahr.

Pensionskassen im Visier

Helvetia liebäugelt zudem mit einer weiteren schwergewichtigen Kundengruppe im Vermittlungsgeschäft von Hypotheken – Pensionskassen. Deshalb hat Moneypark jüngst das Fintech Finovo übernommen. Eine Firma, die Pensionskassen ohne Kundenzugang bei der Hypothekarvergabe betreut. Auf eben dieser Technologie basiert auch die Hypothekenbörse MEx.

Gerade bei den Pensionskassen mit einem schweizweiten Anlagevolumen von über 800 Milliarden Franken, herrscht aufgrund des Tiefzinsumfelds grosser Bedarf nach alternativen Anlagemöglichkeiten, wie Hypotheken. Und dabei stehen Vorsorgeeinrichtungen im Vorteil.

Denn im Gegensatz zu den Banken müssen Versicherungen und Pensionskassen keine Spargelder verzinsen und damit auch keine Sparkunden subventionieren. Dieser Kostenvorteil verschafft ihnen mehr Flexibilität bei der Festlegung der Konditionen.

Sekundiert werden die Vorsorgeeinrichtungen von diversen Fintechs, die ebenfalls ins Kerngeschäft der Banken drängen. Die Hypothekenbörse von Moneypark ist da nur der jüngste Vorstoss. Auch Anbieter wie Crowdhouse, Hyposcout oder Hypotheko versuchen ihr Geschäftsmodell zu vergrössern. 

Zusätzlicher Sand im Getriebe

Vereinzelt geben die Banken dem Druck von Drittanbietern nach – zumindest ein Stückweit. So hat beispielsweise die UBS die Hypotheken-Plattform Atrium ins Leben gerufen. Darüber kann sie dennoch Geld verdienen, auch wenn sie aufgrund der Eigenkapitalvorschriften keine kompetitive Offerte unterbreiten kann.

Wohlgemerkt – bei all diesen Vorstössen seitens Versicherern, Pensionskassen und Fintechs in das Kerngeschäft der Banken, handelt es sich noch um kleine Schritte. Gleichwohl streuen sie Sand ins Getriebe der Kreditinstitute, die seit geraumer Zeit mit sinkenden Zinsmargen zu kämpfen haben.

Unter diesem Prämissen ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis diese Entwicklung deutlichere Spuren als bislang in den Ertragsrechnungen der Banken zeigen werden. Erste Zeichen in diese Richtung sind bereits auszumachen, wie finews.ch berichtete. 

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