Der Schweiz-Chef der Credit Suisse weiss genau, was es für den Erfolg der Schweizer Finanzindustrie braucht. Dabei lässt sich Thomas Gottstein von einer fremden Macht beeinflussen.

Thomas Gottstein, CEO der Swiss Universal Bank bei der Credit Suisse (CS), war kürzlich in Singapur. Dort wurden der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung zum besonderen Mittagessen eingeladen.

Gastgeberin war die Monetary Authority of Singapore (MAS), die dortige Finanzregulatorin. Die Präsentation, der Gottstein und seine Kollegen dabei lauschen durften, hinterliess bei ihm ganz offensichtlich einen nachhaltigen Eindruck.

Marketing-Show in Singapur

«Ich kam mir da ehrlich gesagt nicht vor wie bei einem Regulator, sondern ich kam mir vor wie bei einer Marketing-Show für einen Finanzplatz», schwärmte Gottstein am (gestrigen) Donnerstag an einer Konferenz des Europa Instituts der Universität Zürich, die von Romeo Cerutti, dem Rechtschef der Credit Suisse, mitorganisiert wurde. Vom eigenen (Schweizer) Regulator ist er dagegen weniger begeistert, wie er weiter ausführte.

Von der Marketing-Show in Singapur übernahm der CS-Manager dann auch das Wichtigste: «Ziel muss sein, dass die Finanzindustrie mindestens gleich viel wächst, wie das BIP (Bruttoinlandprodukt)», erklärte er.

Ein bisschen beeinflusst

Als Teil seiner Präsentation vor einem Publikum aus Anwälten und Bankjuristen listete Gottstein zehn Vorschläge auf, mittels derer die Schweiz ihren Finanzplatz verbessern könnte.

«Ich muss zugeben, ich war ein bisschen beeinflusst», sagte der Banker. Der Vertreter der MAS habe «mehr oder weniger acht dieser Punkte gleich selber erwähnt», sagte Gottstein in Bezug auf die Präsentation in Singapur. Zehn Vorschläge präsentierte er dann selber: 

1. Verbesserte Regulierungsprozesse

Die Schweiz müsse effizient regulieren, verlangte Gottstein. Man sollte «nicht immer einen Swiss Finish» auf alles draufsetzen und zudem die internationalen Standards möglichst pragmatisch umsetzen.

2. Sicherung Marktzugang zu Europa

Dass für Schweizer Institute der Marktzugang zu Europa wichtig ist, steht ausser Frage. Gottstein hat allerdings Zweifel, ob das Erbringen finanzieller Dienstleistungen jemals wirklich grenzüberschreitend möglich sein wird.

«Wenn wir sehen, was momentan läuft, zum Beispiel in Italien und Frankreich, dann bin ich hier wirklich sehr skeptisch», sagte er. So hätten namentlich die Vermögensverwalter und Banken im Tessin, die lange von italienischen Kunden gelebt haben, ein «echtes Problem».

3. Bewahrung der allgemeinen Standortattraktivität

Die Steuersicherheit und der einfache Zugang zu internationalen Fachkräften sei nach verschiedenen Abstimmungen hierzulande «leider nicht mehr so einfach», monierte der CS-Manager weiter. Dabei seien diese Bedingungen wichtig für den Zuzug von Unternehmen wie Google umso wichtiger.

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