Der Hype um digitale Devisen hält die Finma in Atem. Direktor Mark Branson will den Krypto-Banken jedoch keinen Blankocheck erteilen. Der gebürtige Brite pocht auf helvetische Prinzipien.


Herr Branson, an der Jahreskonferenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma bezeichneten Sie Innovation als existenziell für die Branche. Nun stehen in der Schweiz diverse Krypto-Banken in den Startlöchern. Wird Ihre Behörde die Lizenzen im Eilverfahren durchwinken?

Wir wahren auch hier strikt das Prinzip der Neutralität. Jeder soll die gleiche Chance haben – ganz gleich, ob einer eine traditionelle oder eine Krypto-Bank gründen will. Die Regeln sind für alle dieselben.

Sie haben durchblicken lassen, dass die Prüfung neuer digitaler Währungen Ihre Teams inzwischen am meisten beschäftigt. Ist es an der Finma, im ICO-Hype die Spielverderberin zu spielen?

Zu einem gewissen Grad ist es die Rolle einer Aufsichtsbehörde aufzuzeigen, wo die Limiten liegen. Aber es gibt sicher viele seriöse Anbieter in diesem Feld, die ganz legal vorgehen wollen. Für diese Leute schufen wir auch die Orientierungshilfen bezüglich ICO, welche wir kürzlich publiziert haben.

Der Finma wird von gewissen Politikern Regulierungswut vorgeworfen. Sind Sie im Fintech-Bereich absichtlich liberal, um solche Anwürfe zu entkräften?

Unser Vorgehen ist nicht politisch zu betrachten. Vielmehr entspricht es unseren strategischen Zielen, Chancengleichheit für bestehende wie neue Geschäftsmodelle zu schaffen.

«Eine Beschwerde ist an sich nichts Negatives»

Es trifft zu, dass es vereinzelte Anpassungen brauchte, damit Innovationen von der Regulierung nicht diskriminiert wurden. Ein Beispiel ist etwa die physische Präsenz bei der Kundenidentifikation, die wir nun für digitale Modelle gelockert haben.

Recht rabiat zeigt sich die Finma bei der Verhängung von Berufsverboten. 2017 hat die Aufsicht doppelt so viele solche Sanktionen ausgesprochen wie im Jahr zuvor. Doch auch die Beschwerden dagegen haben zugenommen. Wird Ihrer schärfsten Waffe da die Klinge gebrochen?

Eine Beschwerde ist an sich nichts Negatives. Die Sanktion des Berufsverbots ist noch relativ neu, es gibt dazu kaum Rechtsprechung. Eine gewisse Intensität in der Beschwerde-Pipeline war daher zu erwarten. Die Gerichtsentscheide – positive oder negative — werden uns helfen, die Sanktion zielgenau zu kalibrieren.

Aber die Finma wählte ganz bewusst den Ansatz, Einzelpersonen zur Rechenschaft zu ziehen. Da schauen Sie der Beschwerdewelle so locker zu?

Man muss verstehen, dass das Berufsverbot die so Sanktionierten in ihrer beruflichen Zukunft hart trifft. Die Anreize, sich dagegen zu wehren, sind höher als bei einem Unternehmen, das wohl lieber einen Strich unter die Angelegenheit zieht. Wir sind überzeugt, dass das Berufsverbot eine wirkungsvolle Massnahme ist, die auch für Prävention sorgt.

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