Andrea Orcel erhält den Job als Santander-CEO nicht – weil er den Spaniern zu teuer ist. Der Investmentbanker ist zwar ein Opfer der Umstände, findet finews.ch. Doch er ist nicht unverschuldet.

Die Finanzwelt reibt sich die Augen. Santander entlässt Andrea Orcel aus dem Vertrag, bevor der Italiener seinen Job als CEO überhaupt angetreten hat. Der absurd anmutende Grund: Der Investmentbanker war für die spanische Retailbank zu teuer. Sie hätte Orcel eine Ablösesumme zwischen 40 und 50 Millionen Franken bezahlen müssen – aufgeschobene Boni aus seiner sieben Jahre dauernden Tätigkeit als President Investment Bank der UBS.

Orcel ist in diesem bislang beispiellosen Vorgang in mehrfacher Hinsicht Opfer von Umständen geworden – allerdings auch Opfer seiner selbst.

1. Opfer der eigenen Naivität

Wie kann ein mit allen Wassern gewaschener Dealmaker und gestählter Investmentbanker wie Andrea Orcel bei der UBS einen Vertrag kündigen und bei Santander einen Vertrag unterschreiben, ohne die finanziellen Details vorab genauestens abgeklärt zu haben?

Diese Frage lässt sich allenfalls dadurch erklären, dass Orcel und die bei Santander bestimmende Botin-Familie bereits ein lange andauerndes Vertrauensverhältnis pflegten. Dennoch muss es sowohl von Santander als auch vom 55-jährigen Orcel als naiv ausgelegt werden, zu wenig übers Geld gesprochen zu haben, bevor sie Ende vergangenen September den Wechsel mit Fanfarenklängen  angekündigten.

2. Opfer seiner Mentalität

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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