Mit der Wahl von Romeo Lacher zum Präsidenten des Verwaltungsrats beginnt bei Julius Bär eine neue Ära. Die Ernennung eines neuen CEO danach dürfte sich allein aus profanen Gründen schwierig gestalten.

Mit Romeo Lacher, den die Aktionärinnen und Aktionäre an ihrer diesjährigen Generalversammlung am Mittwoch in der Samsung Halle in Dübendorf bei Zürich zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt haben, beginnt bei der Zürcher Traditionsbank ein neues Kapitel. Im Umkehrschluss liesse sich auch feststellen: Die Sturm-und-Drang-Zeit des früheren CEO Boris Collardi geht nun definitiv zu Ende. Der hatte die Bank zwar «sexy» gemacht, hinterliess aber letztlich einen Scherbenhaufen, nachdem er vor knapp einem Jahr zur Genfer Konkurrentin Pictet wechselte.

Wie es die vergangenen Monate offenbart haben, ist Julius Bär aufgrund einer atemlosen und inkonsistenten Wachstumsstrategie in zahlreiche Rechtsfälle und Untersuchungen verwickelt, die der Bank noch erhebliche Schwierigkeiten bereiten könnten, wie finews.ch schon verschiedentlich berichtet hat. Begünstigt hat dies nicht zuletzt der Verwaltungsrat unter dem abtretenden Präsidenten Daniel Sauter, der Collardi oft an der langen Leine führte.

Über Wasser gehalten

Vor diesem Hintergrund beginnt mit dem 59-jährigen Lacher tatsächlich eine neue Ära bei Julius Bär, zumal der langjährige Credit-Suisse-Manager, der zuletzt als Verwaltungsratspräsident der Schweizer Börsenbetreiberin SIX Group agierte, sein Metier aus eigener Erfahrung kennt. Er ist auch deswegen eine gute Wahl, weil er in weiten Kreisen der Branche ein hohes Ansehen geniesst, in unterschiedlichsten Geschäftsbereichen gearbeitet hat und sich über Jahre in den periodischen Restrukturierungsübungen der Credit Suisse (CS) über Wasser halten konnte.

Lacher gibt zwar nicht den grossen Strategen, nach dem heutzutage im Banking permanent gerufen wird. Vielmehr muss er ein Aufräumer sein, der mit der Ernennung eines neuen CEO die Bank auf einen neuen (Wachstums-)Kurs bringt – ähnlich wie dies Alex Krauer vor zwanzig Jahren bei der UBS getan hat, oder Kaspar Villiger, der vor zehn Jahren den Weg ebnete, so dass Oswald J. Grübel als CEO die torkelnde UBS auffangen konnte. Insofern steht intern schon heute fest, dass der aktuelle, operative CEO, Bernhard Hodler, ein Übergangschef ist, der nur für eine begrenzte Zeit sein Amt ausführen wird.

Nicht gerade ein Ruhmesblatt

Nicht, weil er per se ein schlechter Manager wäre, sondern weil ihm einerseits die nötige Überzeugungskraft abgeht, eine neue Strategie für die Bank zu entwerfen, und er andererseits allzu sehr mit der Ära Collardi verbunden ist, in der er viele Jahre als Chief Risk sowie als Legal- und Compliance-Vertantwortlicher amtete – was angesichts der zahlrechen juristischen Verwicklungen der Bank heute nicht gerade ein Ruhmesblatt ist.

In dieser CEO-Diskussion ist rasch einmal der Name von Iqbal Khan gefallen, dem gelernten Treuhänder, der unter Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam eine rasante und steile Karriere im Banking gemacht hat und mittlerweile das internationale Vermögensverwaltungs-Geschäft der CS verantwortet. Selbst wenn man einmal davon absieht, dass ihm nach erst gut drei Jahren an der Spitze einer Grossbank-Division möglicherweise die erforderliche Praxiserfahrung doch noch etwas fehlt, könnte ein Wechsel auf den CEO-Sitz von Julius Bär aus einem anderen Grund scheitern: am Lohn, wie bankintern zu vernehmen ist.

Kontroverse um Managerlöhne

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