Aus einem Missverständnis heraus entwickelte sich für die Zürcher Privatbank Maerki Baumann ein lukratives Geschäftsfeld, mit dem das Institut auch den Weg zu den vermögenden Kunden von morgen ebnet, wie CEO Stephan Zwahlen im Interview mit finews.ch erklärt.


Herr Zwahlen, was hat die Zürcher Privatbank Maerki Baumann dazu bewogen, ins Krypto-Geschäft einzusteigen?

Ursprünglich war das ein purer Zufall: Im August 2018 wurde ein Interview mit mir teilweise falsch wiedergegeben. Meine Aussage war, dass Maerki Baumann offen sei, über Krypto-Transaktionen verdiente Kundenvermögen in Fiat-Währung anzunehmen – sofern die geforderten regulatorischen Abklärungen bezüglich Herkunft der Gelder unzweifelhaft seien.

Online-Medien haben dann aber die Aussage verbreitet, Maerki Baumann sei die erste europäische Bank, die Krypto-Währungen akzeptiere. Das Echo war enorm.

Inwiefern?

Wir verzeichneten mehrere Hundert Anfragen von anderen Medien, Investoren und Unternehmern – gerade auch solche jüngeren Alters. Diese Reaktion hat uns veranlasst, vertieft über das Potenzial der Blockchain-Technologie nachzudenken und eine Krypto-Strategie zu entwickeln, deren Umsetzung seit März 2019 läuft.

Wo stehen Sie heute damit?

Unsere Krypto-Strategie hat folgende Eckpfeiler: Kurzfristig werden Geschäftskonten für Blockchain-Unternehmen angeboten und Initial Coin Offerings (ICOs) respektive Security Token Offerings (STO) begleitet.

«Firmenkunden finden wir praktisch vor unserer Haustür»

Mittelfristig wollen wir den Handel und die Verwahrung von Krypto-Währungen in Kooperation mit Drittfirmen offerieren. Und langfristig denken wir auch über das Angebot von Anlagedienstleistungen im Krypto-Bereich nach.

Wo finden Sie Kunden dafür?

Firmenkunden sind praktisch vor unserer Haustür: Zum Beispiel im sogenannten Crypto Valley in Zug, das mittlerweile mehr als 800 Blockchain-Unternehmen mit mehr als 4'000 Mitarbeitenden beheimatet. Viele Interessenten kommen von sich aus, da wir in der Krypto-Community dank unserer Aktivitäten rasch an Publizität gewonnen haben.

Investoren in ICO und STO gelangen gegenwärtig vor allem über die Marketingaktivitäten der Kapital suchenden Firmen zu uns. Zudem zeichnet sich ab, dass unsere Private-Banking-Kunden – angesichts des Negativzinsumfelds und der hohen Bewertungen traditioneller Anlageklassen – vermehrt Interesse an alternativen Investitionsmöglichkeiten im Krypto-Bereich zeigen.

Welche Auswirkung hat das Krypto-Geschäft auf die Altersstruktur Ihrer Kunden?

Das Durchschnittsalter im Private Banking liegt nach wie vor deutlich über 60 Jahren, und nur ein kleiner Teil der Klientel ist jünger als 40. Neben der erstklassigen Betreuung unserer bestehenden Kundschaft ist deshalb die Verjüngung unserer Kundenbasis strategisch sehr wichtig.

«Maerki Baumann verwaltet ungefähr 8,3 Milliarden Franken an Kundengeldern»

Bei unseren Kunden im Krypto-Geschäft handelt es sich in vielen Fällen um sehr gut ausgebildete Blockchain-Unternehmer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Das ist ideal im Hinblick auf die Verjüngung unserer Klientel.

Wie bedeutend ist das Krypto-Geschäft bereits für Sie?

Maerki Baumann verwaltet gegenwärtig ungefähr 8,3 Milliarden Franken an Kundengeldern. Davon entfallen 80 Prozent auf die Schweiz, 10 Prozent sind Kunden aus Deutschland; der Rest entfällt typischerweise auf langjährige Kunden aus Europa.

«Unsere Bank hat diese Risiken mit einer breiten Palette an Gegenmassnahmen adressiert»

Da sich das Krypto-Geschäft im Aufbau befindet, sind die Volumen noch überschaubar. Wir stellen aber eine sehr starke Nachfrage fest, die bereits zu einer beachtlichen Anzahl an Neukunden geführt hat.

Dieser Trend wird sich fortsetzen, zumal das Wachstum der von uns betreuten Blockchain-Unternehmen zusätzliche Volumen generieren dürfte. Das Geschäft wird weiter an Dynamik gewinnen, sobald wir – voraussichtlich im ersten Quartal 2020 – den Handel und die Verwahrung von Krypto-Währungen anbieten und später auch digitale Assets in unsere Vermögensverwaltung integrieren werden.

Wie geht Maerki Baumann mit den Risiken im Krypto-Geschäft um?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
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  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.43%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.51%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.09%
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