Vor sieben Jahren ist die Credit Suisse aus dem Handel mit börsengelisteten Indexfonds ausgestiegen. Nun kommt sie ins ETF-Geschäft zurück – und richtet gleich mit der grossen Kelle an.

Nun scheint die Nachfrage zu gross, um sie zu ignorieren: Der Asset-Management-Arm der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) nimmt ab sofort den Handel mit börsengelisteten Indexfonds, sogenannten ETF, wieder auf.

Wie die Grossbank in einer Medienmitteilung am Montag verkündet, werden die neuen ETF in Bereichen aufgelegt, wo sie gegenüber den Indexfonds – auf die die CS 2013 ausgewichen ist, als sie ihr ETF-Geschäft verkauft hat – Effizienzvorteile aufweisen. Ausserdem hätten zwei der drei ETF Nachhaltigkeits-Benchmarks (ESG) zur Grundlage.

Alles auf Nachhaltigkeit

Dies erklärt Valerio Schmitz-Esser, Leiter Index Solutions Credit Suisse Asset Management im Gespräch mit finews.ch einerseits damit, dass die CS bei ihren Kunden sehr grosse Nachfrage nach ESG-Indexfonds sehen, aber auch damit, dass der Asset-Management-Arm sein ganzes Geschäft auf Nachhaltigkeit ausrichten will.

Schmitz-Esser führt aus, für oben genannte Vorteile würden die ETF unter irischem Recht aufgelegt: «Hier in der Schweiz haben wir die Situation, dass Schweizer Indexfonds, Anlagefonds generell, von der Schweizer Stempelsteuer befreit sind, ETF aber nicht» Aus diesem Grund habe die CS sich vor sieben Jahren auch dafür entschieden, das ETF-Geschäft bleiben zu lassen.

Quellensteuer halbiert

Doch nun kommt sie auf diesen Entscheid zurück: «Ein irischer ETF, der in US-Aktien investiert, muss nur die halbe amerikanische Quellensteuer bezahlen, und die beträgt 30 Prozent auf den amerikanischen Dividenden.» Wenn man nur die Hälfte bezahlen muss, also 15 Prozent statt 30 Prozent, mache das bei 2 Prozent Dividendenrendite ungefähr 30 Basispunkte Performancevorteil aus. Und das sei bei einem Indexprodukt bedeutend, so Schmitz-Esser weiter.

Er führt aus, die Fonds hätten von Anfang an bereits umfangreiche Assets, da die CS drei bestehende Luxemburger Fonds in diese irischen ETF-Strukturen fusionieren wird: «Wir rechnen damit, dass wir zu Beginn ungefähr 700 Millionen Schweizer Franken in diesen drei Produkten haben werden», so Schmitz-Esser. Die ETF werden an der Schweizer Börse SIX, an der Borsa Italiana und an der Deutschen Börse gelistet.

Ausserdem nennt Schmitz-Esser einen weiteren Vorteil der ETF: «Wir sehen in einem ETF auch einen interessanten Vertriebskanal, nicht zuletzt auch für aktive Produkte und Fonds jeglicher Art.» Da ETF einfach an der Börse gekauft und verkauft werden können, hätten sie durch den Börsenhandel und die Publikation der Börsenpreise auch eine sehr hohe Visibilität im Markt.

«Aktive Produkte im ETF-Format»

Michel Degen, Leiter Credit Suisse Asset Management Schweiz sowie Europa, Nahost und Afrika (Emea) ergänzt, mit der zunehmenden Bedeutung von digitalen Verkaufsplattformen würden ETF in Zukunft strategisch noch wichtiger: «Auch im Hinblick auf das Wachstum von Fintechs und den ganzen Robo-Advisors braucht es die richtigen Strukturen und Fonds-Formate. Wir sind der Meinung, dass heute ETF ideale Instrumente für diese Plattformen darstellen. Noch ist aber unklar, was sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren durchsetzen wird.»

Ausserdem müsse sein Bereich agil bleiben, die richtigen operativen Prozesse aufsetzen und auch fähig sein, solche Produkte auf allen zukünftigen Plattformen anbieten zu können. 

Mit der Lancierung blickt Degen bereits in die Zukunft: «Dazu kommt, dass aktive Produkte auch vereinzelt als ETF, also in einem börsengehandelten Fondsformat, lanciert werden. Das sieht man in den USA. Wir werden das ebenfalls prüfen, denn ich bin überzeugt, dass wir auch in Europa aktive Produkte im ETF-Format sehen werden.»

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