Jenseits der Sparmassnahmen gibt es für die Branche dank Einkauf von Knowhow viel zu gewinnen. Das besagt eine neue Studie, die finews.ch exklusiv vorliegt. Doch die Banken wollen alles selber machen.

Gigantische 14,8 Milliarden Franken an Notkrediten haben die Schweizer Banken in der Coronakrise bereits an Firmen verteilt. Angesichts der Geldschwemme versuchten einzelne Banker, Form zu wahren, und rieten den Kunden nur zu Teilbezügen – und brachten sie damit in die Bredouille, wie auch finews.ch berichtete.

Ungern die Kontrolle aus der Hand geben die Finanzinsititute auch, wenn es um die eigenen Prozesse geht. Dies jedenfalls legt eine neue Studie zur Auslagerungspraxis nahe, die finews.ch exklusiv vorliegt. Der Report der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und der Beratungsfirma Zeb fusst dabei auf einer Umfrage bei 23 Schweizer Banken. Die Untersuchung bringt an den Tag, das die Geldhäuser nur höchst zögerlich «outsourcen»: Unterteilt man eine Bank in 49 Teilprozesse, werden im Schnitt nur deren sieben zugekauft.

Alles andere wollen die Banken selber machen – ein riesiges, brachliegendes Potenzial, finden die Studienautoren. Würden zusätzlich Kernkompetenzen der Banken ausgelagert, könnte das ganz neuen Geschäftsmodellen Auftrieb geben.

Mehr als die Hälfte der Prozesse liesse sich auslagern

«Der Anteil ausgelagerter Prozesse und Dienste jenseits der IT ist bei den befragten Banken sehr tief», sagen Martin Bardenhewer, Leiter Institutional Clients & Multinationals bei der ZKB, und Zeb-Partner Norman Karrer im Gespräch. Dabei könnten, das geben die Institute in der Umfrage selber zu, bis zu 60 Prozent der Teilprozesse ausgelagert werden.

Auslagerung ist für die Branche bisher vorab eine Kostenfrage gewesen. Eingekauft werden IT-Dienstleistung, welche die Banken selber nicht günstiger erbringen können – oder dann die Verarbeitung von Massenprozessen, bei denen Skalen eine klare Rolle spielen. Aktuell kaum Bedeutung hat laut der Studie der Zukauf von bankfachlicher Expertise. Einzig die Erstellung von Research-Unterlagen wird bereits von vielen Instituten von aussen geholt.

Komplexität oder Kosten?

Doch das Feld der Lösungen wäre weit: zum Beispiel die Erstellung und Umsetzung von Anlageportfolios, bei der Kundenstamm-Datenpflege, bei der Kontoeröffnung oder der Betreuung von digitalen Vertriebskanälen. Wichtig ist dabei der Sinneswandel, dass es beim Auslagern nicht nur um Kosten geht, sondern um Knowhow. Dies unter der Annahme, dass im Banking die Komplexität künftig noch stärker zunimmt als der Kostendruck.

Die Corona-Pandemie könnte hier einen wichtigen Denkanstoss liefern, finden die Autoren. «Die Krise hat gezeigt, wie schnell die Anforderungen an spezialisiertes Knowhow zunehmen  – und das bei hohem Zeitdruck.» Dies, erwarten Karrer und Bardenhewer, dürfte Institute in Zukunft vermehrt dazu bringen, beim Zukauf auch die Verfügbarkeit von spezialisiertem Knowhow in Betracht zu ziehen.

Angst vor Abhängigkeit

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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