Marktbeobachter werden systematisch benachteiligt, wenn sie einer Minderheit angehören. Das besagt eine neue Studie.

Sogar an Analystenkonferenzen – in der Regel staubtrockene und streng formalisierte Anlässe – werden Minderheiten benachteiligt. Dies jedenfalls stellten Wissenschafter der amerikanischen Hochschulen Texas A&M University und Brigham Young University in einer neuen Studie fest, die nun mitten in die aufgewühlte Stimmung um Polizeigewalt in den USA fällt.

Nur eine Frage aufs Mal

Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, haben die Forscher nicht weniger als 95'000 Telefonkonferenzen mit 7'500 Analysten zwischen 2002 und 2017 abgehört. Dies, um zu folgendem Schluss zu gelangen: In Amerika haben Marktbeobachter, die einer Minderheit der Bevölkerung angehören, eine um 5 Prozent geringere Redezeit. Die Chance, eine zweite Frage zu stellen, ist für sie gar um 20 Prozent tiefer.

Ist das ein Aufreger? Ja, finden die Studienautoren, denn die Behandlung an den Telefonkonferenzen sei ein Indiz für die Zugänglichkeit des Managements. Die ist tatsächlich entscheidend. Denn der Wert von Analysten bemisst sich zu guten Teilen an ihrer Fähigkeit, ausserhalb der Ergebnispräsentationen eine Privataudienz mit dem Management zu erlangen.

Toxisches Erbe

Darüber hinaus sind Minderheiten in Amerika in der Zunft der Finanzauguren unterdurchschnittlich vertreten. Ihr Anteil stieg zwar in der Beobachtungsfrist von 11 auf 21 Prozent. Dies im Vergleich zum Umstand, das jeder dritte US-Bürger einer Minorität angehört. Umgekehrt sind Angehörige von Minderheiten an der Spitze von börsenkotierten Firmen ebenfalls rar.

In den letzten Jahren hat die Branche zwar einiges getan, um das Feld für Minderheiten im Banking zu ebnen. Doch ein toxisches Erbe aus der Vergangenheit schwingt gerade an der Wall Street immer noch mit, wie finews.ch jüngst analysierte.

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