Die Dividendengeschichte ist ein Kapitel reicher: Die Europäische Zentralbank hat ihren Bannstrahl gegen Dividendenzahlungen der Banken um drei Monate verlängert. Was bedeutet das für die Schweizer Geldhäuser?

Ein ganzes Jahr ohne Dividende? Ein Graus für jeden Aktienbesitzer. Dennoch: Für die Investoren in europäische Bankentitel schon jetzt Realität. Anfang Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldhäusern mitgeteilt, dass sie die Dividendenpause doch bitte um drei Monate, bis Ende Januar 2021, verlängern möchten.

Der Grund für diese Entscheidung ist klar: Die EZB möchte damit die Resilienz der Banken in der wirtschaftlichen Schwächephase stärken und verhindern, dass diese ihrerseits weniger Kredite an die Realwirtschaft verleihen.

Liberale Schweizer – strikte Europäer

Die strikte Haltung der EZB hat den Aktien der wichtigsten europäischen Banken dieses Jahr schon ziemlich geschadet. So ist der europäische Bankenindex Stoxx Europe mehr als ein Drittel gesunken, während der breitere Stoxx Europe Index «nur» 10 Prozent tiefer notiert als Anfang Jahr, wie die «Financial Times» in einem Artikel am Dienstag vorrechnete (Artikel bezahlpflichtig).

Und wie sieht es diesbezüglich in der Schweiz aus? Die Haltung der hiesigen Behörden ist ungleich liberaler. Zwar hat die Finma, welche die Bankenaufsicht wahrnimmt, im Frühjahr energisch auf Zurückhaltung gepocht. Sie drohte sogar jenen Banken, welche in den ersten Covid-19-Monaten Kapital ausschütten würden damit, die Kapitalerleichterungen im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, einzubehalten.

Schweizer Lösung

Während sich die Credit Suisse (CS) und die UBS anfänglich gegen die Einwürfe aus Bern gewehrt hatten, entschieden sich beide Häuser im April dann, ihre Dividenden gestaffelt auszuzahlen – finews.ch berichtete darüber. So wird zum Beispiel die UBS die angekündigte Dividende von 0.73 Dollar für das Geschäftsjahr 2019 in zwei Tranchen ausschütten. Die Finma begrüsste den Entscheid.

Die Schweizer Lösung scheint sich für die Banken recht unterschiedlich ausbezahlt zu haben. Die grössere der beiden «Paradeplatz-Banken» wird knapp 10 Prozent unter dem Wert Anfang des Jahres gehandelt. Die CS wiederum liegt mehr als ein Viertel unter dem Wert, die sie noch am 1. Januar 2020 besass.

Keine weiteren Schritte zu erwarten

Während Marktbeobachter davon ausgehen, dass auch die Briten ihren Banken ähnliche Auflagen machen werden wie die EZB, gibt es in der Schweiz vorderhand keinerlei solche Anzeichen.

So erklärte die Finma in einer Stellungnahme gegenüber finews.ch, dass sie derzeit zu diesem Thema nichts hinzuzufügen habe und verweist auf die Entscheide und ihre Kommunikation im Frühjahr. Was indirekt bedeutet, dass Bern im Moment wohl keinen zusätzlichen Handlungsbedarf sieht.

Dies wäre auch gar nicht im Sinn vom Noch-UBS-Chef Sergio Ermotti. Die «FT» zitiert den CEO dahingehend, dass gerade der Rückkauf von Aktien für die Banken ein wichtiges Mittel sei, um ihre Flexibilität zu erhalten und für Investoren Mehrwert zu kreieren, in einer Zeit, wo viele Banken an der Börse weniger Wert seien als der Bilanzwert. Deshalb plant die grösste Schweizer Bank, etwa 3,6 Milliarden Dollar aus der Kapitalreserve für Cash-Dividenden und Rückkäufe zu verwenden. Wohlgemerkt noch dieses Jahr.

Dividendenmonster UBS

Dazu gehört, dass die Bankentitel nie mehr auch nur annähernd so viel Wert waren wie vor der Finanzkrise. Mit der diesjährigen Dividende aber erreicht ein Investor mit einem UBS-Titel im Portfolio immerhin eine Rendite von ungefähr 6 Prozent, was im SMI ein Spitzenwert ist. Kein Wunder also ist Ermotti wenig erpicht darauf, auch diese Option aus der Hand zu geben.

Eventuell könnte die liberalere Handhabe in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern den hiesigen Grossbankentiteln sogar Auftrieb geben. Dann nämlich, wenn sich Investoren hierzulande nicht nur eine Dividende sichern können, sondern auch zusätzlich von der Stabilität des Franken profitieren.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.21%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.54%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.39%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel