Während die Schweizer Banken in diesem Jahr schöne Dividenden ausschütten, müssen die europäischen Geldhäuser auf Geheiss von oben Enthaltung üben. Nun drehen sich die Vorzeichen.

Nachdem die Aktionäre der Credit Suisse (CS) an der heutigen Generalversammlung ihr Plazet zur Auszahlung der zweiten Tranche der letztjährigen Dividende gegeben haben, könnte dies das Ende der üppigen Ausschüttungspolitik der Schweizer Grossbanken einläuten. Paradoxerweise kommt dies genau zu einem Zeitpunkt, da sich die europäischen Rivalen darauf besinnen, im nächsten Jahren ihren Investoren wieder etwas zurückzugeben.

Die Diskrepanz zwischen der Dividendenpolitik der Schweizer Banken und Versicherungen und ihren europäischen Mitbewerbern trat im vergangenen Frühjahr zutage: Während die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken im Euroraum eine Ausschüttungspause auferlegte, genügte den Schweizer Aufsehern das Versprechen der zwei Grossbanken, ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2019 in zwei gleichen Teilen ausbezahlen.

Historischer Einbruch

Zuvor hatte Mark Branson, der Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma), davor gewarnt, sich in unsicheren Zeiten durch die Auschüttung üppiger Dividenden unnötig dem Risiko von Liquiditäts-Problemen auszusetzen. Seine Sorge kam nicht von ungefähr.

Niemand wusste im vergangenen Frühjahr, wie die Bankenwelt nach einem zu vermutenden historischen Einbruch der Wirtschaft aussehen würde. Heute jedoch fällt die Zwischenbilanz für die Bankbranche um einiges rosiger aus.

Winkende Aktionäre

Zwar müssen einige Institute Rückstellungen treffen und gewisse Firmenkredite werden abgeschrieben – aber von einem Einbruch ist keine Spur. Der Platzhirsch UBS hat jüngst sogar sehr gute Zahlen ausgewiesen.

So gesehen war die Auszahlung der bei Herr und Frau Schweizer so beliebten Cash-Dividenden nicht lange in Frage gestellt, und die Aktionäre der UBS winkten die zweite Tranche ebenfalls durch. Dasselbe vollzieht sich an der heutigen Generalversammlung der CS.

Veränderte Politik

Künftig aber wollen die zwei Banken vermehrt auf Aktienrückkäufe setzen und ihre Dividendenpolitik überdenken. Die UBS will ihre Ausschüttung sogar senken.

Diese veränderte Politik ist vor allem auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Anspruchsgruppen zurückzuführen. So sollen angelsächsische Anleger zufriedengestellt werden, welche die tiefe Bewertung der Grossbankentitel seit geraumer Zeit monieren.

Vergebene Liebesmüh

Denn alle Bemühungen der zwei Schwergewichte, ihre Aktienkurse in den vergangenen Jahren nach oben zu treiben, verliefen im Sand. Selbst der symbolträchtige Kauf von einer Million UBS-Aktien durch den mittlerweile abgetretenen CEO Sergio Ermotti vor zwei Jahren zeigte keine Wirkung. Bis heute sind die Papier immer noch in etwa gleich viel wert. Ähnliches gilt für die CS.

Wenn nun die Schweizer ihre Dividenden zugunsten von Aktienrückkäufen zurückfahren, trifft sich dies mit der Wiederaufnahme von Ausschüttungen durch die Europäer. Yves Mersch, der bald abtretende stellvertretende Chef der europäischen Bankenaufsicht, sorgte diese Woche für Schlagzeilen, als er ankündigte, dass Europas Banken nächstes Jahr wieder Dividenden zahlen dürften. Dies allerdings, sofern sie solide aufgestellt seien und ihre Kapitalentwicklung stimme.

Europäische Banken können aufatmen

Ob die Ankündigung des EZB-Direktoriumsmitglieds tatsächlich umgesetzt wird, ist noch abzuwarten. Aber, die Zeichen sind relativ klar auf grün gestellt. Denn weder ist es zu einer Bankenkrise gekommen, noch wird eine solche in nächster Zukunft erwartet. Da lässt sich der Dividenden-Freeze schlecht aufrechterhalten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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