Im Corona-Jahr 2020 hat sich die Transformation im Private Banking zu mehr Digitalisierung, stärkerer Differenzierung und neuen Geschäftsmodellen klar beschleunigt. Nun dürfte sich der Wandel manifestieren. Sieben Beispiele dafür.

Wie das Private Banking der Zukunft aussehen wird, ist angesichts der wandelnden Kundenbedürfnisse, der schärferen Regulierung und steigenden Kosten ein Dauerthema. Offensichtlich ist auch: Punkto Digitalisierung hinken die Schweizer Privatbanken dem Trend deutlich hinterher.

Das Zürcher Wealthtech-Unternehmen Additiv ist in der Rolle des digitalen Beschleunigers der Branche und hat zum Jahresauftakt eine Reihe von Wealth-Management-Experten zu ihren Erwartungen für 2021 befragt. Hier sind sieben interessante Einschätzungen:

1. Assets under Management werden Assets under Intelligence

Shruti Van Dyke Ghandi, General Partner bei Array Ventures:«Wir glauben, die grosse Chance im Wealth Management liegt im Übergang von «Assets under Management» zu «Assets under Intelligence». Damit meinen wir, dass die Verwaltung von Vermögen ein Standardangebot ist und der eigentliche Wert im Wealth Management der ist, Kunden zu intelligenteren finanziellen Entscheidungen zu verhelfen – auch mittels Dienstleistungen von Drittanbietern. Mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz lassen sich solche Dienstleistungen deutlich verbessern und vor allem skalieren.» 

2. Demokratisierung der Privatmärkte

Gareth Lewis, CEO von Delio: «Der Appetit für Privatmärkte war noch nie grösser, und dieser Trend wird sich 2021 noch beschleunigen. Wir konnten bereits beobachten, dass sich die Regulierung in Richtung einer Demokratisierung solcher Assets bewegt, und ich erwarte, dass sich dieser Prozess fortsetzt. Damit werden auch neue Anbieter auf den Markt kommen. Etablierte Unternehmen, die ohnehin Zugang zu Privatmärkten haben, aber entsprechende Dienstleistungen ihren Kunden bislang nicht angeboten haben, werden diese Marktkräfte besonders zu spüren bekommen.» 

3. Krypto-Markt wird endlich reif

Adrien Treccani, CEO Metaco: «Im Unterschied zu 2017 lässt sich nun ein beständiger Ausbau der Krypto-Marktinfrastruktur beobachten. Die Technologie ist so reif, dass sie nun den operativen Anforderungen und Sicherheitsbedürfnissen der Tier-1-Banken entspricht. Die regulatorischen Hürden sind in den meisten Märkten verschwunden. Institutionelle Investoren und grosse Zahlungsdienstleister treten in den Markt ein. Meine Vorhersage ist, dass digitale Assets 2021 boomen und sich neue Chancen wie die Tokenisierung herauskristallisieren werden.» 

4. Beschleunigte Digitalisierung erhöht Cyber Risiken

Sandra Tobler, CEO Futurae: «Wir können sicher sein, dass in diesem Jahr auf das Banking und Wealth Management vielfältige Herausforderungen bezüglich Cyber Security zukommen. Es wird viele unterschiedliche Attacken geben – und sie kommen unvermittelt. Wir konnten bei Unternehmen zuletzt einen schärferen Fokus auf das Kerngeschäft beobachten, um neue Sicherheitslösungen zu nutzen und Cyber-Attacken abzuwehren. Wenn Banken und Finanzinstitute sich noch stärker in Richtung Lösungen bewegen, die Attacken und Betrugsabsichten in Real Time entdecken, können sie ihren wahren Wert demonstrieren: Vertrauen.» 

5. Abnahme von Vermögen

Rhian Horgan, CEO Silvur:«Gemäss dem WEF wird bis 2050 die globale Vorsorgelücke auf mehr als 400 Billionen Dollar steigen. Regierungen und Unternehmen haben das wachsende Problem bislang angegangen, indem sie die Menschen anhalten, mehr zu sparen. Die andere Seite des Problems steht bislang kaum im Fokus: Pensionierten dabei zu helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, um länger und besser mit ihrem Vorsorgegeld zu leben. Dies wird angesichts der Vorsorgelücke künftig von grosser Wichtigkeit sein, aber auch hervorragende Geschäftsmöglichkeiten für Wealth Manager bieten.» 

6. Wealth Management als «Game»

Guha Bala, President Velan Studio: «Wir alle spielen, aber aus unterschiedlichen Gründen. Ein Spiel verleiht diesem Verhalten eine Struktur und engagiert den Spieler in einen positiven Feedback-Loop. Gute Spiele erschaffen aus diesem Feedback-Loop Belohnungen: Punkte, Preise, manchmal sogar Trophäen. Die sogenannte Gamification beschränkte sich im Wealth Management bislang darin, durch spielerische Elemente Bankkunden zum Sparen zu verleiten. In der kommenden Dekade werden wir deutlich mehr Design-Prinzipien aus der Game-Branche im Wealth Management sehen. Besonders interessant werden Designs sein, die ein Spielverhalten fördern, das auch positiv für Kunden im Wealth Management sein kann.» 

7. Neue Geschäftsmodelle

Sandeep Ghandi, Chefberater bei Aperture: «Wenn die Rede von der Digitalisierung im Wealth Management ist, geht es eigentlich immer um eine Veränderung des Geschäftsmodells. Wenn wir Firmen darin beraten, die Digitalisierung zu monetarisieren, sagen wir ihnen, zunächst über eine Veränderung des Geschäftmodells nachzudenken, erst dann über die dafür notwendige Technologie. Für ein neues Geschäftsmodell gilt es, den strategischen Fokus darauf zu legen, neue Kunden zu gewinnen und anschliessend die nachfrageseitigen betriebswirtschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen, die einerseits eine höhere Qualität der Dienstleistung ermöglichen sowie deren Skalierung.» 

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