Die US-Investmentbank Goldman Sachs zügelt an die Bahnhofstrasse, wie finews.ch erfahren hat. Die neue Adresse ist geschichtsträchtig: Hier wurde das Sparkässeli erfunden.

Goldman Sachs zieht in Zürich an die Bahnhofstrasse 3. Die Bank werde voraussichtlich 2024 den jahrelangen Zürcher Sitz an der Claridenstrasse verlassen und drei der obersten Stockwerke in dem Gebäude an der Bahnhofstrasse beziehen, bestätigte ein Sprecher des US-Instituts am Mittwoch gegenüber finews.ch.

Dominique Wohnlich, CEO der Goldman Sachs Bank, sagte zu finews.ch, Goldman Sachs werde 2024 das 50-jährige Bestehen in der Schweiz feiern. Das Gebäude ermögliche eine Kundenberatung in bester Ergebung. «Die Entscheidung für die Bahnhofstrasse unterstreicht unser Bekenntnis zur Schweiz und unsere Wachstumsambitionen in der Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, im Investmentbanking und im Handelsgeschäft.»

Gebäude wird aufgestockt

Zunächst wird das im späten 19. Jahrhundert erbaute Gebäude umfassend renoviert und transformiert. Insbesondere wird es mit einer Stahl- und Glaskonstruktion um zwei Attikageschosse aufgestockt. Hier entstehen unter anderem die Konferenzräume, die Goldman Sachs für Kundengespräche nutzen will.

GS Bahnhofstr 2

Den Umbau, der auch eine Absenkung des Erdgeschosses auf das Niveau der Bahnhofstrasse vorsieht, leiten die Architekturbüros Studio Märki und EBP, die 2015 den entsprechenden Wettbewerb gewonnen haben. Die Einrüstung des Gebäudes soll in diesen Wochen beginnen.

Sitz der «Alten Börse»

Im Kontext mit dem globalen Finanzplayer als neuem Mieter ist die Historie der Bahnhofstrasse 3 interessant. Die Liegenschaft steht im Besitz der Genossenschaft und Stiftung Baugarten Zürich, die sich insbesondere der Förderung von Sozialem, Kultur und Wissenschaft verschrieben hat.

Passend zu Goldman Sachs: Die Bahnhofstrasse 3 war der Sitz der «Alten Börse». Hier wurden ab 1884 Schweizer Wertpapiergeschäfte unter staatlicher Aufsicht getätigt. Wobei in Genf, im 19. Jahrhundert der wichtigste Finanzplatz der Schweiz, und auch in Basel bereits Jahrzehnte zuvor ein börsenmässiger Handel mit Wertpapieren eingerichtet worden war.

Zielpublikum: Taglöhner und Witwen

Sitz an der Bahnhofstrasse 3 hatte aber auch die Sparkasse Zürich. Diese war 1805 von der Zürcher Hilfsgesellschaft als gemeinnützige Anstalt gegründet worden. Das Gründungskapital soll 10 Gulden und 21 Schillinge betragen haben.

Die Sparkasse hatte ein klares Zielpublikum: Taglöhner, Witwen, Hausväter und Dienstboten. Die Zürcher Hilfsgesellschaft hatte erkannt, dass Sparen aufgrund der Zinsen eine gesellschaftlich wichtige Rollen einnehmen kann: Nämlich Menschen in den untersten Einkommensschichten zu einer wirtschaftlichen Perspektive zu verhelfen.

Marketing mit Sparkässeli

Eine weitere Zielgruppe der Sparkasse der Stadt Zürich waren Kinder: In den Schulen vermittelten Vertreter der Anstalt das Einmaleins des Sparens und den Umgang mit Geld. Als Marketing dienten der Sparkasse dabei die gratis an den Schulen verteilten Sammelbüchsen; die Sparkasse war somit die eigentliche Erfinderin des Sparkässelis.

Im Jahr 1990 übernahm die Zürcher Kantonalbank die Sparkasse und mit dem Verkauf des Bankgeschäftes widmete sich Baugarten Zürich ganz der Stiftungs- und Genossenschaftsarbeit. Präsident von Baugarten Zürich ist übrigen Hans Syz, der Mehrheitsaktionär der Privatbank Maerki Baumann.

In diese Räumlichkeiten plant Goldman Sachs mit den derzeit rund 1oo Angestellten und Neuzuzügen einzuziehen. Gesamthaft beschäftigt das Institut heute in Zürich und in Genf über 100 Angestellte, die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden anbieten. Rund 30 Mitarbeitende sind im Investmentbanking und im Handel in der Schweiz tätig. Bis 2024 will Goldman Sachs aber weiter rekrutieren.

Zweistelliges Wachstum 2020

Die Bank hat 2018, auch mit dem Wiederaufbau des Genfer Standorts, in der Schweiz eine Wachstumsstrategie lanciert. Kernstück ist dabei das Private Banking, für dessen Leitung 2019 Wohnlich von Lombard Odier geholt wurde. Er soll die Erträge im Wealth Management innert fünf Jahren verdoppeln.

Wie es heisst, hat Goldman Sachs im vergangenen Jahr ein zweistelliges Wachstum erzielt. Rekrutierungen und der Aufbau von Angeboten in den Bereichen Private Equity, Kredite und Vermögensplanung unterstützten dieses Wachstum.

Erst vor einem Monat hatte Goldman Sachs Gabriel Aractingi von der UBS abgeworben, der nun das Wealth Management für den Nahen Osten und Nordafrika leitet.

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