Diesen Herbst will der Präsident der Credit Suisse seine neue Strategie enthüllen. Hohe Ämter und ganze Sparten drohen ins Wanken zu geraten – und mittendrin ist ein McKinsey-Berater, der mit António Horta-Osório mehr als eine Herkunft teilt.

«Wir müssen uns einig darüber werden, wo wir am wettbewerbsfähigsten sind», erklärte António Horta Osório (Bild unten) vergangenen Juli, als er sich bei den Planungsarbeit für die neue Strategie der Credit Suisse (CS) kurz in die Karten schauen liess. Ins Detail ging er damals nicht, sondern vertröstetet auf «Entscheidungen gegen Ende des Jahres».

Das Jahresende rückt näher und die Nervosität steigt, sowohl in den Divisionen wie auch in der Teppichetage der Bank: Die britische Zeitung «Financial Times» legte am Montag nahe, dass der Stuhl der Bankchefs Thomas Gottstein wackle. Bereits am 1. Oktober anlässlich der ausserordentlichen Generalversammlung oder dann am 4. November bei den Quartalsergebnissen könnte ein Verdikt zu Plan und Posten bei der CS fallen. Einer, der heute schon eine Menge darüber wissen dürfte, ist der McKinsey-Berater Pedro Rodeia.

Vom Portugiesen wird angenommen, dass er seinen Landsmann Horta Osório bei der Strategiefindung eng begleitet. Um der Mann des Vertrauens für den neuen CS-Präsident zu sein, verfügt Rodeia nicht nur über jahrzehntelange Erfahrung und grossen Einfluss in der Bankbranche, sondern teilt mit diesem auch mehr als eine Herkunft.

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Alma Mater in Lissabon

Beide sind gebürtige Portugiesen, beide studierten an der von Jesuiten geführten Universidade Católica Portuguesa in Lissabon – allerdings nicht im gleichen Jahrgang. Und beide machten ihre ersten Karrierschritte im Banking bei der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Dann trennten sich ihre Wege. Horta-Osório blieb dem Banking treu, kletterte bei der spanischen Grossbank Santander die Karrierestufen hinauf, führte ab 2011 zehn Jahre lang die anfänglich schwer angeschlagene britische Lloyds Banking Gruppe, um vergangenen Frühling das Präsidium der CS zu übernehmen.

Rodeia wechselte von den «Goldmännern» direkt zur renommierten Beratungsfirma McKinsey, für die er nun seit drei Dekaden tätig ist. Heute wirkt er von London aus als globaler Co-Leiter der Bereichs Banking und hat es innerhalb der Firma zum Senior Partner gebracht. Wie das Branchenportal «Efinancalcareers» unlängst berichtete, hat sich Horta Osório offenbar an ihn erinnert und Rodeia nun für seinen Plan für die CS ins Boot geholt.

Gemeinsam für Unwohlsein gesorgt

Bekannt ist, dass die beiden gebürtigen Portugiesen schon zuvor beim Turnaround von Lloyds eng zusammengearbeitet hatten. Dort brachen der «Mackie» und Horta Osório Silos auf, strichen Führungsebenen und sparten Kosten ein. «Unsere Vorstösse haben intern grosses Unwohlsein ausgelöst», erinnerte sich der heutige CS-Präsident in einem Report von McKinsey an die damalige Übung. Von den damals 180 führenden Personen bei Lloyds hätten nur 35 den alten Job behalten.

Blüht dasselbe nun bei der Schweizer Grossbank? Bisher hat der Verwaltungsrat vorrangig wichtige Posten neu bestimmt, die nach dem Greensill-Archegos-Debakel der Bank nicht mehr fest besetzt waren. Von einem grossen Köpferollen kann also (noch) nicht die Rede sein.

Planspiele um UBS-Fusion

Bekannt ist anderseits, dass die CS historisch immer wieder die Nähe zu McKinsey gesucht hat. Der Enge Kontakt begann bereits in den 1980er-Jahren, McKinsey-Leute stiegen auf die höchsten Posten bei der Bank auf, mit Lukas Mühlemann als CEO und Präsident sowie Thomas Wellauer als Chef von CS Financial Services. Nach schweren Verlusten für die Bank mussten beide 2002 ihre Posten räumen.

Doch nach einer Durststrecke sind die «Kinseyaner» der zweitgrössten Schweizer Bank wieder nahe. Tidjane Thiam, CS-Chef von 2015 bis 2020, ist ein McKinsey-Alumni – und Presseberichten stand die Beratungsfirma auch hinter «Signal», dem Planspiel von 2020 zur Fusion von UBS und CS.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.69%
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