Im Kampf gegen den Klimawandel sind hierzulande mehr als 1 Million Häuser dringend zu sanieren. Eine Herkulesaufgabe, bei der die Banken als wichtigste Finanzierer mit anpacken müssen. Doch mit der Brechstange geht das nicht.

Key4 heisst die neueste Antwort der UBS auf das Vordringen der Neobanken in der Schweiz. Anlässlich der Lancierung vergangene Woche fielen auch einige Sätze zu einem Angebot, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte: Teil der Produkte-Linie ist ein Sparkonto, das mit einem Versprechen daher kommt. Die Grossbank garantiert nämlich, dass diese Gelder nur in «grüne» Hypotheken und damit in die Finanzierung nachhaltiger Bauten fliessen.

Damit schneidet die UBS gleichsam «en passant» eine Thematik an, die enormes Potenzial für die Transformation hin zu einer klimaneutralen Schweiz böte: Die Vergabe von an nachhaltige Kriterien gebundenen Kredite, insbesondere im hiesigen Hypogeschäft. Dessen Hebelkraft ist gewaltig; Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zufolge belief sich das Kreditvolumen inländischer Schuldner im Jahr 2021 auf mehr als 1,1 Billionen Franken.

Bis zu 25 Prozent weniger Energie

Demgegenüber sind Schweizer Immobilien ein sprichwörtlich hausgemachter «Klimakiller», und was für einer: Gebäude sind für rund ein Viertel der CO2-Emissionen und etwa 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs verantwortlich. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag publizierte Studie, welche die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag der Branchenvereinigung Swiss Sustainable Finance (SSF) sowie des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) erarbeitet hat.

Eine rasche Sanierung und Erneuerung des Schweizer Gebäudeparks sei deshalb zentral, postuliert die Autorenschaft – umweltfreundliche Gebäude verbrauchten bis zu 25 Prozent weniger Energie. Für die Eigentümer fielen im Schnitt auch noch tiefere Betriebskosten sowie höhere Miet- und Verkaufspreise ab, wirbt die Studie.

Zittern um das Ziel des Bundesrats

Potenzial ist hier allerdings das Stichwort. Zwar führen zahlreiche Banken entsprechende Hypothekar-Produkte im Sortiment und fördern nachhaltiges Bauen mit Vergünstigungen. Den Autoren zufolge kommen solche Anreize aber oftmals nur bei Neubauten zur Anwendung. Da sie ohnehin schon hohen Standards gerecht würden, sei die transformatorische Wirkung mit Blick auf das Klima deshalb eher begrenzt.

Ganz anders sieht es bei der Sanierung bestehender Bauten aus. Geschätzt über 1 Million Häuser müssten hierzulande energetisch saniert werden. Die aktuelle Sanierungsquote liegt allerdings nur bei 1 Prozent des Bestandes. Das ist laut anderen Analysen nicht genug, um die vom Bundesrat gesetzten Klimaziele zu erreichen. So hat die Regierung 2019 beschlossen, die Treibhausgas-Emissionen der Schweiz bis zum Jahr 2050 auf Netto-Null zu senken.

Für den Schweizer Gebäudepark heisst das nichts anderes, als dass er bis dahin keine Emissionen mehr verursachen darf.

Hunderttausende Dreckschleudern

Verpasst der Schweizer Immobilienbestand dieses Ziel, wäre das auch für die meisten Schweizer Banken wenig erspriesslich. Denn sie haben sich oftmals zu Klimazielen bekannt und grösstes Interesse an einem CO2-armen Kundenbuch. Um die umfangreichen Investitionen in Gang zu bekommen, die zur Sanierung der Hunderttausenden von «Dreckschleudern» nötig sind, arbeiten die Banken vor allem mit Anreizen. So etwa mit Zinsvorteilen, Unterstützungsleistungen bei
Zertifizierungen und Energieberatungen für den Kauf nachhaltiger Immobilien oder energetischer Sanierungen.

SSF-Chefin Sabine Döbeli betont auf Anfrage von finews.ch, dass sich dies aus Sicht der Banken lohne. «Die notwendige Transformation in eine nachhaltige und klimaneutrale Welt wird auch über die Banken finanziert werden müssen», hält sie fest.

Noch einiges Kopfzerbrechen

Dabei seien Kredite die wichtigste Finanzierungsquelle im Hypothekar- und Firmenkunden-Geschäft – zwei durchaus profitable Ertragsquellen für die Finanzindustrie. Durch das Angebot an neuen Finanzierungs-Produkten wie Hypotheken für Renovations-Projekte entstünden neue und durchaus einträgliche Geschäftsfelder. «Nachhaltige Finanzierungs-Produkte», sagt Döbeli, «sind vor diesem Hintergrund eine grosse Chance für die Banken, um neue Ertragsquellen zu erschliessen und um bestehende Kundenbeziehungen weiter zu festigen und auszubauen.»

Noch einiges Kopfzerbrechen dürfte hingegen die hohe Zahl an dringlich sanierungsbedürftigen Gebäude bereiten, deren Eigentümer vor teuren und komplexen Renovationen zurückschrecken. Während im Bereich des Nachhaltigen Investierens der Ausschluss der schlimmsten Klimasünder längst Routine ist, funktioniert diese Taktik am Schweizer Immobilienmarkt nicht, warnt die Studie.

Kaum realistisch

Erstens für die Banken: Angesichts der sehr negativen Auswirkungen auf das bestehende Geschäft sei dies ohne regulatorische Unterstützung kaum realistisch, finden die Autoren. Zweitens für das Klima – denn gerade mit der Sanierung jener Dreckschleudern stehen und fallen die gesteckten Ziele. Generell stellt auch die Studie fest, dass die Nachhaltige Kreditvergabe viel weniger weit entwickelt ist als das Nachhaltige Anlegen etwa im Asset Management.

Wäre dies also der «Case» für eine staatliche grüne Investitionsbank, wie sie nun diverse Parlamentarier für die Schweiz fordern? Döbeli von SSF ist skeptisch. An Kapital für nachhaltige Lösungen mangle es nicht, gibt sie zu bedenken. Das Knowhow für entsprechende Lösungen müsse derweil über Koalitionen bereitgestellt werden. «Wir glauben deshalb nicht, dass dafür eine neue staatliche Investitionsbank nötig ist», sagt die Abgesandte der Nachhaltigen Finanz in der Schweiz.

Müssen Sparer ein Opfer bringen?

Lieber argumentiert Döbeli damit, dass grüne Hypotheken ein geringeres Ausfallrisiko aufweisen würden als herkömmliche Baukredite. Vor diesem Hintergrund müsste es für die Banken auch möglich sein, diese günstiger zu refinanzieren, sagt die SSF-CEO. «Für mich ist klar, dass die günstigeren grünen Hypotheken Hauseigentümer motivieren dürften, eine längst fällige Gebäudesanierung in Angriff zu nehmen.»

Auf der Passiv-Seite der Bilanz müssten hingegen Sparer wie jene bei der UBS womöglich ein Opfer bringen. Denn wenn grüne Hypotheken weniger Risiken bergen, wäre es nur logisch, wenn der Einsatz für solche Finanzierungen mit einem tieferen Zinssatz auf entsprechenden Spargelder verbunden wäre.

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