Bankpräsident Axel Lehmann und diverse Manager der Credit Suisse haben vergangenes Wochenende den White Turf in St. Moritz besucht. Ein aktueller Social-Media-Beitrag über das Stelldichein unter Sonne und Schnee wirkt nach dem gestrigen Kurssturz der CS-Aktie deplatziert.

Das Skijöring Rennen am White Turf in St. Moritz hat sich Axel Lehmann nicht nehmen lassen. Zusammen mit Private-Banking-Chef Francesco De Ferrari, Schweiz-Chef André Helfenstein, Finanzchef Dixit Joshi und weiteren Managern und Kadern besuchte der Bankpräsident den mondänen Sportanlass, der seit dem Jahr 1976 von der Credit Suisse (CS) mit gesponsert wird.

Ein hohes Kader aus dem Investment-Bereich der Bank postete auf den Karriereportal Linkedin am heutigen Mittwoch Bilder vom Rennen und von einer ausgelassenen Gästeschar unter der Sonne von St. Moritz (siehe Ausschnitt unten).

«Herrlichstes Winterwetter mit Sonnenschein»

«Herrlichstes Winterwetter mit Sonnenschein und blauem Himmel in der schneebedeckten Alpenlandschaft sorgte für ein unvergessliches Erlebnis», kommentierte der CS-Banker dazu. «Wir hatten das Vergnügen, viele Kunden in unserem Credit Suisse Zelt zu beherbergen. Francesco De Ferrari war der Gastgeber an diesem Wochenende.»

Der Linkedin-Beitrag macht seither am Zürcher Finanzplatz die Runde – und sorgt für Misstöne. Denn: am (gestrigen) Dienstag erst wurde publik, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) sich über Presseinterviews beugt, welche CS-Präsident Lehmann Anfang vergangenen Dezember gegeben hatte. Darin hatte dieser erklärt, die Milliardenabflüsse von Kundengeldern bei der Bank seien gestoppt worden. Allerdings erhöhten sich die Abflüsse dann bis Ende Dezember auf das vierte Quartal besehen nochmals um 15 Prozent.

Wihteturf 500

Die CS-Aktie reagierte auf die Nachricht vom Dienstag mit heftigen Kursabgaben und fiel bei 2.60 Franken auf ein Allzeittief. Dies deutet daraufhin, dass das Vertrauen in die Bankführung und den Turnaround der Schweizer Grossbank wohl nochmals Schaden genommen hat.

Vor diesem Hintergrund zeugt der Beitrag des CS-Bankers von wenig Sensibilität – obschon dieser dafür auf Linkedin bereits von mehr als 200 Nutzern Applaus erhalten hat.

Exkursion trotz dramatischer Lage

Und die Bankführung? Natürlich hat der Anlass noch am Wochende vor dem Kurssturz der CS-Aktie stattgefunden. Insofern kann ihr das Timing nicht zum Vorwurf gemacht werden. Ebenfalls wird der traditionelle Event beim Institut als Geschäftsanlass der Extraklasse betrachtet, an dem bisher durch alle Stürme hindurch festgehalten wurde. Für das Management seien solche Anlässe harte Arbeit, heisst es, und eine effiziente Art, viele wichtige Kunden zu treffen.

Angesichts der dramatischen Lage des Geldinstituts muss die Bankführung dennoch damit rechnen, dass ihr die Exkursion ins Engadin vom letzten Wochenende als Abgehobenheit ausgelegt wird. Dies nicht zuletzt von den eigenen Angestellten, die mit verunsicherten Kunden und dem drohenden Abbau von Tausenden Stellen beim Finanzkonzern konfrontiert sind.

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