BlackRock-Gründer Larry Fink witterte eine Chance, Teile der Credit Suisse zu einem Spottpreis zu übernehmen. Die Schweiz winkte jedoch ab.

In den hektischen Stunden vor der Notrettung der UBS durch die Credit Suisse kursierte kurzzeitig auch der Name Blackrock. Der amerikanische Asset Manager brachte sich im Poker um die strauchelnde Credit Suisse selber ins Spiel.

In den Medien wurde vor allem Philipp Hildebrand genannt, der Vizepräsident von Blackrock. Vermutet wurde, dass der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank als Vermittler zwischen dem Bund und den beiden Banken hätte wirken können. Finanzkreise spekulierten auch, dass Hildebrand eine Rolle im Verwaltungsrat der fusionierten Bank übernehmen könnte.

Gebot von Blackrock

Wie die «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Mittwoch berichtet, schickte Blackrock-Gründer Larry Fink aber nicht Hildebrand, sondern Rob Kapito, um zu prüfen, ob ein Geschäft zustande kommen könnte. Kapito hatte als Veteran der Credit Suisse First Boston offenbar einen Draht zur Schweizer Grossbank.

Die Gespräche mit Blackrock sollen allerdings abgebrochen worden sein, nachdem Blackrock angedeutet hatte, nicht die gesamte Bank kaufen zu wollen. Auch habe Blackrock kein grosses Interesse daran gehabt die UBS zu verärgern, gibt es doch zahlreiche Geschäftsbeziehungen zwischen den Instituten.

Kein Interesse aus der Schweiz

Aus Schweizer Optik ist bemerkenswert, dass es offenbar mindestens einen Interessenten für einen Teilverkauf der Credit Suisse gab. Damit hätte das Szenario einer Abspaltung der Schweizer Einheit effektiv durchgespielt werden können.

Statt einer Auftrennung kam es bei der Notrettung zu einer privatwirtschaftlichen Übernahme durch die UBS mit Liquiditätshilfen der Schweizerischen Nationalbank und staatlichen Garantien.

Angst vor Verlagerung der Krise

Es kann nur gemutmasst werden, wieso Blackrock oder ein anderer Bieter nicht zum Zug kamen. Mitgespielt haben könnte, dass die Aufsichtsbehörden in den USA und Grossbritannien einem Teilverkauf ablehnend gegenüberstanden, weil sich dann die Schwelbrände auf ihre Wirtschaftsregionen hätten verlagern können.

Aufstieg für Blackrock

Blackrock hätte mit dem Kauf der Credit Suisse eine seltene Gelegenheit gehabt, im Wealth Management in eine neue Liga vordringen können.

Das Unternehmen ist der weltweit grösste Anbieter von Anlageprodukten, die hauptsächlich an institutionelle Anleger vertrieben werden. Im Vergleich zu Konkurrenten fehlt Blackrock jedoch die Vermögensverwaltung.

Larry Fink wird schon länger nachgesagt, dass er auf der Suche nach einem grossen Deal ist. Als wahrscheinlich wird ein Vordringen im Bereich alternative Anlagen angesehen.

So soll Blackrock im vergangenen Jahr einen Einstieg bei der Private-Equity-Gruppe Carlyle erwogen haben. Das Unternehmen wurde durch den plötzlichen Abgang von Chief Executive Kewsong Lee allerdings ins Chaos gestürzt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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