Der erwartete «Credit-Suisse-Effekt» ist bei Julius Bär weitgehend ausgeblieben. Allerdings hofft die Zürcher Privatbank auf zahlreiche neue Kundenberater.

Per Ende vergangenen April beliefen sich die von Julius Bär verwalteten Vermögen auf 429 Milliarden Franken, nur 1 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Dies teilte das Zürcher Traditionshaus am Dienstag mit. Wie es weiter hiess, hat die Aufwertung des Franken der positiven Marktperformance und den Netto-Neugeldzuflüssen entgegengewirkt und diese teilweise aufgehoben.

Kredithebel abgebaut

Das Neugeld sei dabei Anfang Jahr verhalten in Gang gekommen und seinerseits vom Fremdfinanzierungs-Abbau der Kunden beeinträchtigt gewesen – diese reduzierten bei der Privatbank ihre Lombardkredite. Gegen Ende des Berichtszeitraums vom Januar bis Ende April habe sich der Fluss verbessert und zu Netto-Neugeld von 3,5 Milliarden Franken geführt.

Solide Beiträge stammten dabei von Kunden mit Domizil in Asien (insbesondere Hongkong), in Europa vorab aus Grossbritannien und Irland sowie der Schweiz, sowie dem Nahen Osten und Israel, vermeldete das Institut. Damit ist der erwartete «Credit-Suisse-Effekt» im ersten Trimester ausgeblieben – die Konkurrentin hatte im März einen neuerlichen «Bank Run» erlebt.

Der Name der Bank fällt in der Berichterstattung von Julius Bär kein einziges Mal. Interessant ist aber, was die Geldhaus zur Rekrutierung zu sagen hatte.

40 neue Kundenberater gewonnen

«Teilweise begünstigt durch die jüngsten Turbulenzen in anderen Bereichen der Branche», so die Bank, habe Julius Bär bereits in den ersten vier Monaten des Jahres die Anzahl Kundenberaterinnen und -berater um fast 40 Vollzeitkräfte erhöhem können. Auch für das weitere Jahr gibt es eine starke Rekrutierungs-Pipeline, hiess es.

Sinnigerweise hatte Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher gegenüber finews.ch jüngst von einer möglichen «zweiten Welle» von Vermögensabflüssen bei der CS gesprochen. «Eine derartige Entwicklung dauert länger: Berater überlegen sich, die Bank Richtung Konkurrenz zu verlassen. Sobald sie für den Schritt bereit sind, werden sie versuchen, ihre Klientel mitzunehmen», erklärte er. «Das komplette Onboarding sehr vermögender Kundinnen und Kunden am neuen Ort kann gut und gern Monate dauern.»

Marge verbessert

Trotz den Investitionen in Personal und Wachstum ist das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) mit knapp mehr als 66 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 stabil geblieben. Bis Ende 2025 strebt Julius Bär allerdings eine CIR von 64 Prozent an.

Die Bruttomarge für die ersten vier Monate belief sich auf knapp über 92 Basispunkte und lag damit über den 87 Basispunkten im Gesamtjahr 2022. Positiv auf die Marge hatte sich das Kommissions- und Dienstleistungs-Geschäft dank den etwas höheren Kundentransaktionen ausgewirkt, so die Mitteilung. Negativ zu Buche schlugen hingegen der tiefere Erfolg aus dem Zinsgeschäft und die erheblich zurückgegangene Marktvolatilität.

Aktien werden vernichtet

Zu verbessern vermochte Julius Bär auch die eigene Stabilität, dies dank einer Erhöhung der Kapital- und Liquiditäts-Positionen. Das ist im Umfeld einer drohenden Bankenkrise ebenfalls als wichtiges Signal nach aussen zu werten.

Dazu passt auch, dass die Gruppe das im März 2022 gestartete Aktienrückkauf-Programm wie geplant im vergangenen Februar zum genehmigten Höchstbetrag von 400 Millionen Franken abschliessen konnte. Im Rahmen dieses Programms kaufte Julius Bär 7’799’460 Aktien zurück. Nach erteilter Genehmigung an der Generalversammlung im April werden alle im Rahmen dieses Programms zurückgekauften Aktien in den nächsten Monaten vernichtet.

 

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