Für die Finanzpresse wird die Finanzkrise zum Lackmustest. Die Tamedia-Tochter «Finanz und Wirtschaft» aber  behauptet sich gut, sagt Geschäftsführer Martin Coninx.

  1. Martin Coninx, wie hat sich die Finanzkrise auf die «Finanz und Wirtschaft» ausgewirkt?

Redaktion und Verlag sind sehr gefordert. Das Interesse an hochstehendem redaktionellem Inhalt mit Hintergrund und Analyse hat generell stark zugenommen. Unsere klare Positionierung als kritische und unabhängige Publikation kommt uns insbesondere in dieser ungewissen Zeit ganz klar zugute. Das wissen wir aus Gesprächen mit Lesern und Werbeauftraggebern, die unserer Publikation noch mehr Aufmerksamkeit als üblich schenken.

Vom erhöhten Informationsbedürfnis profitiert

  1. Wie bewerten Sie die jüngsten Leserzahlen, die für die «Finanz und Wirtschaft» eine statistisch signifikante Avance ergeben?
Die FuW hat innerhalb von zwölf Monaten 13,8% Leser gewonnen. Gemäss Mach Basic 2009/2 sind es nun 140'000 Leser. Wir führen das ganz klar auf das gesteigerte Informationsbedürfnis unserer Zielgruppe – professionelle Investoren und versierte Privatanleger – zurück.
  1. Wie sehen die Perspektiven aus? Die Finanzbranche, aus der sich viele Leser rekrutieren, schrumpft. Der Privatinvestor nimmt von individuellen Anlagen eher Abstand. Das sind doch ungünstige  Voraussetzungen.

Da eine klare und unabhängige Meinung, insbesondere beim Thema der Geldanlage, auch in Zukunft gefragt ist, erachte ich unsere Perspektiven als sehr gut. In den nächsten Jahren wird die Nachkriegsgeneration viel Vermögen erben. Ein Teil wird auf jeden Fall an den Finanzmärkten angelegt werden. Das schafft wiederum neue Leser. Die FuW deckt redaktionell alle für den Investor relevanten Anlageklassen ab. Im Gegensatz zu anderen Publikationen schreiben wir über jede Anlageklasse, ob sie nun gerade für Werbung interessant ist oder nicht. Da wir nicht den Kleinanleger ansprechen, sind individuelle Anlagen in einem diversifizierten Portefeuille nach wie vor wichtig. Und: In einem strukturierten Produkt sind auch Basiswerte enthalten, die der Investor im Auge behalten muss.

Hochstehender Inhalt muss etwas kosten

  1. Die «Finanz und Wirtschaft» ist in der Schweiz eines der wenigen Medien, die ihr Online-Angebot weitgehend dem Abonnenten vorbehalten.  Warum wählte sie nicht eine Gratislösung wie die Konkurrenz?

Wir fahren zweigleisig. Commodity-Inhalt, das heisst Kursdaten und News von Agenturen, sind frei verfügbar. Redaktioneller Inhalt inklusive ePaper ist den Printabonnenten kostenlos vorbehalten. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass hochstehender Inhalt etwas kosten muss. Die momentane Diskussion über Online-Businessmodelle bekräftigt mich in dieser Haltung.

Konsolidierung abgeschlossen

  1. Rechnen Sie mit einer weiteren Konsolidierung unter den Schweizer Finanztiteln – nachdem ja der Pseudoerfolg «Cash» aus der Printlandschaft verschwunden ist?

Ich nehme die FuW als einzige Finanzpublikation in unserem Positionierungsumfeld – semiprofessionelle und professionelle Investoren – wahr. «Stocks» wird vom klassischen Retail-Anleger gelesen, und «Handelszeitung» und «Bilanz» gehen inhaltlich einen viel breiteren Weg. Da ist die Geldanlage ein Thema unter vielen. Ich denke, dass jede Publikation in ihrem Umfeld auch eine Zukunft hat.

Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg

  1. Einige Blätter kaschieren den vom Inserateausfall provozierten Qualitätseinbruch mit Redesign und Neustrukturierung. Was macht die «Finanz und Wirtschaft»?

Als Qualitätspublikation und eigentliche Zweitzeitung ist für uns Qualität der Schlüssel zum Erfolg. Die letzte für uns grosse Layout-Anpassung haben wir zu Beginn dieses Jahres vorgenommen. Zudem ist letzten Samstag die Beilage «Private Banking» in völlig neuer Form erschienen. Am redaktionellen Konzept und am sachbezogenen Erscheinungsbild halten wir fest, ohne uns der schrittweisen Verbesserung zu verschliessen.

  1. Wie ist die «Finanz und Wirtschaft» in die Onlineprojekte der Tamedia involviert?

Die FuW publiziert seit sechs Monaten den Vorbörsenbericht, den FuW-Report, auf dem Newsnetz. Weiter werden wir gemeinsam Kursdatenbanken weiterentwickeln und wo möglich auch zusammen vermarkten.

  1. Was bringt dieser Auftritt?

Die Marke FuW wird über den Vorbörsenbericht einer sehr grossen und interessierten Leserschaft bekannt, und das Newsnetz erhält ein marktnahes Gefäss. Wobei jede Marke die eigene Identität behält. Im Bereich der Datenbanken entstehen grosse Synergien. Da ergibt es kein Sinn, das Rad neu zu erfinden.

  1. Wie beurteilen Sie die Chancen der neuen Publikation Strategie-Magazin? Ist das eine mutige Tat oder Resultat einer Fehleinschätzung der Realität?

Eine Neulancierung eines Magazins ist in der heutigen Zeit ein sehr mutiger Schritt.

Martin Coninx ist seit November 2008 Geschäftsführer der «Finanz und Wirtschaft». Der 39-Jährige studierte an der ZHAW in Winterthur BWL, war Wirtschaftsprüfer bei Ernst & Young, Markteting-Leiter des Wirtschaftsmagagzins Bilanz, Marketing Director für Publicitas China in Schanhai. Er stiess 2004 als Verlagsleiter zur FuW.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
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