Die einzige Möglichkeit, wie die USA zu ihrer einstigen Grösse zurückfinden könnten, besteht darin, das derzeitige Notenbanksystem abzuschaffen und zu «solidem» Geld zurückzukehren, schreibt Ned Naylor-Leyland.

Ned Naylor-Leyland ist Fondsmanager des Old Mutual Gold & Silver Fund

Der Optimismus der Aktienmärkte während der vergangenen Sommermonate deutet darauf hin, dass die Anleger – zumindest im Augenblick – das Tapering als ein Thema betrachten, das sich noch für eine Weile zurückstellen lässt. Trotz der zunehmenden Medienaufmerksamkeit für den Ausstieg aus der unkonventionellen, expansiven Geldpolitik glaube ich persönlich nicht daran.

Tapering ist eine Illusion, die als Orientierung für Anleger fungieren soll, und nicht als Auslöser für umfassendes Handeln. Denn seien wir ehrlich: Die Notenbank-Schulden der USA von 4,5 Billionen Dollar drastisch zu reduzieren, ist eine Aufgabe herkulischen Ausmasses.

Schulden schon vor 5'000 Jahren

Dabei äussern sich führende Autoritäten nun schon seit geraumer Zeit zu den Auswirkungen einzelner Zentralbankmassnahmen. William White, ehemaliger Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und demnach kein Unwissender in solchen Belangen, hat immer wieder vor wachsenden Schuldenbergen und insbesondere der Unfähigkeit von Regierungen gewarnt, diese abzutragen. «Schuldenjubiläen gibt es schon sehr lange. Sie reichen bis zu den Sumerern zurück, die vor 5'000 Jahren lebten», so White.

Aber wenn das Tapering nicht auf der Agenda steht, was ist dann die Alternative? Und woher genau könnte der Impuls für eine Generalüberholung des derzeit maroden Währungssystems kommen?

Tausch von Öl gegen Gold

Dazu müssen wir nicht nach Westen, sondern nach Osten schauen. Der Druck, sich von einem Währungssystem mit der dominierenden Stellung des Dollar als zentrale Leitwährung zu verabschieden, ist bereits im Nahen Osten und in China zu erkennen. Handelsgeschäfte werden erfolgreich abgewickelt, ohne dass der Greenback irgendwie erforderlich wäre.

Nehmen wir zum Beispiel den «Tausch von Öl gegen Gold», den der Iran und Indien in letzter Zeit betreiben, mit der Türkei als Intermediär. Interessant ist auch die Entscheidung der russischen Zentralbank, ihr erstes Auslandsbüro in Peking zu eröffnen, um einen auf Gold gestützten Handelsstandard einzuführen.

Neuordnung der Fiat-Währungen

Der Regierung in China ist die Abhängigkeit vom Dollar beim Grossteil ihrer internationalen Handelsgeschäfte schon lange ein Dorn im Auge – ganz abgesehen davon, dass ihr US-Treasury-Bestand von etwa einer Billion Dollar stetig an Wert verliert. Die 2002 gegründete Shanghai Gold Exchange ist die weltweit grösste Börse für physischen Goldhandel und hat in ihrer Rolle als wichtigster Handelsplatz für Gold-Futures ausserhalb des Dollar gerade sehr viel Erfolg.

Bestimmt ist das die fertige Lösung – sofern es überhaupt eine gibt – für das gewaltige Problem eines dollarbasierten Weltfinanzsystems, das am Rande des Zusammenbruchs steht? Meines Erachtens zeichnet sich hier der Ausweg ab, der zweifelsohne zur unausweichlichen Neuordnung der heutigen Fiat-Währungen führen wird.

Langfristige Implikationen für Gold

Gold in den Mittelpunkt des Währungssystems zu stellen, würde sich aus meiner Sicht sehr positiv auf die langfristige Entwicklung des Goldpreises auswirken. Die Gläubigernationen – also jene Länder, welche die Verbindlichkeiten der überschuldeten westlichen Welt finanzieren müssen – sind mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass Gold das einzige wirklich schuldenfreie Geld ist. Viele Menschen kommen zu demselben Schluss. Es gibt kein Kontrahentenrisiko, was in einer Welt, in der die Verschuldung mit alarmierendem Tempo wächst, überaus wichtig ist.

Doch während sich der Osten zunehmend dem Gold als Tauschmedium im internationalen Handel zuwenden dürfte, werden die von ihren Anleihenkäufen paralysierten westlichen Notenbanken nie dazu in der Lage sein. Bestenfalls können wir auf eine Neuordnung der Währungen hoffen. Es ist ein völliger Irrtum zu glauben, dass allein die Massnahmen von Präsident Donald Trump, Amerika wieder gross machen werden.

Die einzige Möglichkeit, wie die USA zu ihrer einstigen Grösse zurückfinden könnten, besteht meiner Meinung nach darin, das derzeitige Notenbanksystem abzuschaffen und zu solidem Geld zurückzukehren. Ist das radikal? Darauf können Sie Ihren letzten Dollar verwetten.

Wiederholt sich die Geschichte?

«In der nächsten Rezession dürfte klar werden», so White, «dass ein Grossteil der [heutigen] Schulden nie bedient oder zurückgezahlt wird – eine unbequeme Wahrheit für viele Menschen, die meinen, Vermögenswerte zu besitzen, die etwas wert sind.»

Die zurzeit drängendste Frage für Anleger ist, wie wir mit den sich auftürmenden Schuldenbergen fertig werden. Die Geschichte lehrt uns, dass Gold schon viele Male zuvor im Zentrum eines Währungssystems stand. Ist es nicht an der Zeit, dass sich die Geschichte wiederholt?