Es würde für die Finanzindustrie sicher Änderungen mit sich bringen. Ob es sie unglücklich machte, hängt sehr stark davon ab, ob auf dieses Zentralbankgeld Zins bezahlt würde. Ich denke, die Finanzindustrie wünscht sich vor allem Zentralbankgeld in neuen Medien — zum Beispiel Blockchain tauglich — aber wohl vor allem für die Finanzindustrie selber.

«Eine dauerhafte Kreditklemme ist unwahrscheinlich»

Wenn auch das breite Publikum Zugang zu elektronischem Zentralbankgeld bekäme, wäre dies nicht unbedingt ein Vorteil für die Finanzindustrie, denn die Bürger hätten Alternativen zum Bankengeld. Aber eine wirklich grosse Veränderung ergäbe sich erst dann, wenn Zins auf dieses Zentralbankgeld bezahlt würde. Dann würde elektronisches Zentralbankgeld ein Konkurrenzprodukt zu herkömmlichen Sichteinlagen. Und das würde eine Anpassung des Finanzierungsmodells vieler Banken erzwingen.

Mithin die klassische Disruption, von der alle sprechen – einfach von Staates wegen statt durch die Fintech-Industrie.

Wenn dieses Modell käme, bedeutete dies sicherlich eine erhebliche Disruption für den Finanzsektor. Ich glaube aber nicht, dass Unternehmen, die auf Banken angewiesen sind, deswegen dauerhaft in eine Kreditklemme gerieten. Die Banken müssten sich anders finanzieren, um Kredite vergeben zu können, via Termineinlagen oder Obligationen zum Beispiel.

Wäre der Nutzen für den Bürger nicht grösser in einem System, wo Banken gänzlich überflüssig wären?

Nicht unbedingt. Die Banken bieten schliesslich nützliche Dienstleistungen an, und sie erbringen diese möglicherweise effizienter, als es die Nationalbank könnte. Hinzu kommt, dass Banken Sichteinlagen wohl weiterhin teilweise zur Finanzierung produktiver Aktiva verwenden dürften.

«Wir verwenden in der Schweiz zwei Währungen»

Daher könnten sie auf Sichteinlagen auch einen höheren Zins bezahlen oder tiefere Gebühren verlangen. Es ist also keineswegs offensichtlich, wieviel Mittel von den Geschäftsbanken abfliessen würden.

So gesehen hätten wir also zwei Währungen?

Die haben wir heute schon — wir nehmen dies in der Praxis aber kaum wahr. Wir glauben, dass Sichteinlagen bei der Geschäftsbank und Bargeld uns faktisch die gleichen Ansprüche garantieren. Und das stimmt ja auch meistens. Zum einen, weil Banken ihre Liquidität sorgfältig managen. Zum anderen, weil in kleineren Notfällen die Einlagensicherung einspringt. Und bei grossen Notfällen gibt es immer noch die Nationalbank, die als «lender of last resort» eingreifen kann. Erst wenn alle diese Stricke reissen, merken wir, dass Sichteinlagen der Banken und Zentralbankgeld eben doch verschiedene Qualitäten haben.

Wie sähe es für Firmen aus? Wie kommen die zu ihren Krediten?

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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