Privatinvestoren erhalten Zugang, wo sonst nur Pensionskassen willkommen sind: Dank der Blockchain wird die Demokratisierung von illiquiden Investments sehr bald Realität, verkündet das US-Fondshaus Invesco an einer Konferenz.

Das «Mädchen mit dem Perlen-Ohrgehänge» des niederländische Malers Jan Vermeer wird bald übergross an der Zürcher Bahnhofstrasse zu bewundern sein. Dahinter steckt der amerikanische Fondsgigant Invesco, der die «Mona Lisa des Nordens» zum Aushängeschild einer weltweiten Werbekampagne erkoren hat. Dies allerdings mit einem Kniff – in der Invesco-Version des im Jahr 1665 entstandenen Gemäldes trägt das Mädchen statt dem Perlenanhänger einen Bluetooth-Kopfhörer (siehe Video unten).

Wie Schweiz-Chef Reto Meisser an der von Invesco am Mittwoch in Zürich ausgerichteten Konferenz «Eyes on 2020» referierte, vermittelt die Kampagne, wie beim Fondshaus aus Atlanta moderne Technik auf traditionelles, aktives Asset Management trifft.

Invesco : The Mural from LIDA on Vimeo.

Verstärkung aus Cambridge

Um diese Ansage zu unterstreichen, lud Meisser Verstärkung aus dem Hub des Unternehmens im britischen Henley-on-Thames und aus Cambridge auf die Bühne. Darunter Robert Wardrop, Leiter des Centre for Alternative Finance an der Universität Cambridge. Dessen Team arbeitet für Invesco an einer Technologie, die im Finanzwesen viele für bahnbrechend halten: an der Blockchain.

Im besonderen treibt Wardrop mit Invesco die Umwandlung der Anteile von Immobilienfonds in digitale Token voran. Dies soll Investments in Liegenschaften nicht nur vereinfachen, sondern die Eintrittsschwellen massiv senken. Fonds, in die sonst nur Pensionskassen investieren können, würden so auch Privatanlegern zugänglich.

«Kein Fintech-Vorhaben»

Laut dem Forscher behilft man sich dabei mit bestehenden Produkten. «Das ist kein Fintech-Vorhaben, wir stützen uns auf vorhandene Strukturen», so Wardrop. Die Token würden wie Aktien über bestehende Plattformen gehandelt – in der Schweiz arbeitet etwa die Börsenbetreiberin SIX an einem solchen Token-Handel, der Swiss Digital Exchange (SDX).

Laut den Invesco-Vordenkern dauert es nur noch Monate, bis die Tokenisierung im Finanzwesen breit zur Anwendung gelangt. Die Technologie dazu sei vorhanden, ebenso die Nachfrage nach Realwerten, die zwar ansprechende Renditen versprechen, aber fürs Retailgeschäft kaum zugänglich sind. Der Zeitplan scheint nicht unrealistisch: An allen Fronten arbeiten Finanzkonzerne, darunter auch die Schweizer Grossbanken, an Blockchain-Lösungen für ausgewählte Geschäftsbereiche.

Gezähmte Blockchain

Die Vision von Invesco & Co. vom tokenisierten Finanzmarkt ist dann allerdings sehr weit entfernt von dem, was Krypto-Revolutionäre und -Aficionados der ersten Stunde mit der Zukunftstechnologie einst beabsichtigten.

Wie an der Konferenz augenscheinlich wurde, wird der Zugang zur Blockchain durch Finanz-Intermediäre geregelt. Die Token werden nach geltendem Finanzmarktrecht über etablierte Börsenplätze gehandelt. Bereits ist von ISO-Zertifizierungen die Rede. Kurz: Das Finanz-Establishment steht kurz davor, die einst als disruptiv angesehene Blockchain zu zähmen und in ein weiteres Digital-Gadget zu verwandeln – nicht unähnlich dem Kopfhörer von Vermeers geheimnisvollem Mädchen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.55%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.41%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel