Die Schweizer Grossbank UBS plant, in ihrer Handelsabteilung Vermögenswerte zu tokenisieren. Die Initiative dafür kommt von einer Gruppe von über hundert UBS-Bankern, die den Vermögensverwalter modernisieren wollen. 

Seit 18 Monaten gibt es das Strategie-Labor der UBS-Investmentbank. Eine der dort entstandenen Ideen soll demnächst Realität werden: Die grösste Bank der Schweiz will Vermögenswerte auf die Blockchain bringen – tokenisieren, wie das im Jargon heisst. 

«Wir konzentrieren uns auf einige Projekte im Tokenisierungs-Bereich», sagte Chetan Tolia an einem Medienanlass. «In der Schweiz haben wir das grosse Glück, dass die Regulatoren diesem Thema gegenüber ziemlich aufgeschlossen sind», sagte der Verantwortliche für «Digital Transformation» im Handelsgeschäft mit Festverzinslichen und Währungen. 

Gold und Strukis

Als erstes will die UBS Darlehen und Strukturierte Produkte tokenisieren – und physisches Gold, wie finews.ch von mehreren Quellen erfahren hat. Die Bank gab dazu keine Details bekannt.

Allerdings hat die Bank bereits einige Blockchain-Projekte am Laufen: Handelsfinanzierungen können über die Plattform We.trade abgewickelt werden, die UBS hat mit anderen Banken eine sogenannte Utility Settlement Coin lanciert und sie ist Teil des Blockchain-Konsortiums R3.

Allein geht es schneller

Die Token-Projekte befinden sich allerdings noch in der Anfangsphase, sagte Tolia. So habe die Schweizer Grossbank noch keine Diskussionen mit möglichen Partnerunternehmen aufgenommen.

«Unser Ziel ist letztlich, das mit mehreren Teilnehmern breit aufzustellen, sodass nicht nur UBS involviert ist», sagte er. «Oft geht es allerdings schneller, wenn man allein anfängt und andere dazu holt, wenn das Projekt reifer ist.»

Demokratisierung der Investments

Viele kleinere Unternehmen tokenisieren bereits Vermögenswerte wie zum Beispiel Beteiligungen an Private-Equity-Fonds, die bisher sehr finanzstarken Investoren vorbehalten waren. Das Ziel ist eine «Demokratisierung» solcher Investments indem kleine Anteile davon als Token verkauft werden können. 

Tolias Ankündigung ist das erste Zeichen aus dem «Strategic Development Lab», welches letztes Jahr mit 80 Personen gestartet ist und mittlerweile 120 UBS-Banker umfasst. Geführt wird es von Chris Purves, der früher als Co-Chef für den Fixed-Income-Handel zuständig war. Unter ihm denken Datenwissenschaftler, Programmierer, Spezialisten für maschinelles Lernen und Experten für elektronischen Handel über die Zukunft des Geschäfts nach. 

Schrittweiser Fortschritt

Das Team von Purves arbeitet Parallel zum IT-Innovationsteam der UBS, welches beim Technologiechef Mike Dargan angehängt ist, welcher ein Budget von 3,5 Milliarden Dollar und 20'000 Mitarbeiter verantwortet. Das Prinzip ist dasselbe: Die Bank muss sich angesichts der Bedrohung durch Neobanken und Fintech-Unternehmen etwas einfallen lassen. 

Laut Tolia, der seit 21 Jahren bei der UBS ist, jongliert sein Bereich zwischen 80 und 90 Projekten, welche für «schrittweisen» Fortschritt sorgen sollen. Einige wenige sind allerdings radikaler – darunter die Tokenisierung von Vermögenswerten. 

Lernen statt Geldverdienen

Doch auch wenn die möglichen Einsparungen durch die Blockchain-Technologie ein wichtiger Fokus sind wird es wohl nicht sehr schnell gehen, dämpfte er die Erwartungen. 

«Erst einmal geht es darum zu lernen, nicht ums Geldverdienen», sagte der 44-jährige Computerwissenschaftler, der seine Karriere 1999 bei SBG Warburg in London begonnen hat. 

Aufgeschlossener Regulator

Die Investmentbank steckt derzeit in einer Restrukturierung, der auch Jobs zum Opfer fallen, wie finews.ch bereits berichtet hat. Angesichts zurückhaltender Kundenaktivität steht die Division unter Druck, die Kosten zu senken. 

Wie viele Banken ist auch die UBS gegenüber Kryptowährungen negativ eingestellt, sieht aber in der zugrundeliegenden Distributed-Ledger-Technologie grosses Potenzial. Im Gegensatz dazu gibt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht dem Thema gegenüber insgesamt Aufgeschlossen. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.33%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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