Heute ist er in seiner Heimatstadt Pittsburgh ein bekannter Philanthrop. In den 1990-er Jahren machte er ein Milliardenvermögen mit Pferdewetten. Was Bill Benter tat, kopieren heute die «Quants» mit ihren Hochleistungscomputern.

Bill Benter ist kein Name, der in der Literatur über Anlage-Gurus aufscheint. Doch der 63-jährige Amerikaner und seine Karriere müssten Standard-Lesestoff für Profi-Investoren sein, die auf Datenanalyse und intelligente Algorithmen setzen.

Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» bezeichnete Benter in einem Porträt kürzlich als Pionier des Systematic Trading. Dabei handelt es sich um die Königsdisziplin bei den Hedgefonds, in der hochdekorierte Mathematiker und Physiker auf der Basis von gewaltigen Datensätzen Handelsstrategien programmieren, deren Algorithmen ständig dazulernen.

Zocken ist der falsche Begriff für Benters Tätigkeit

Benter war zwar auch angehender Physiker. Doch er brach Ende der 1970-er Jahre sein Studium ab, um in der Spielermetropole Las Vegas sein Glück zu versuchen. Zu Ende seiner Spielerkarriere war Benter (Bild unten) mutmasslich Milliardär (er selber sagt, er sei «nur» Millionär). Vergangenes Jahr hing er seine Karriere an den Nagel, um künftig in seiner Heimatstadt Pittsburgh philanthropisch tätig zu sein.

Bill Benter 2

In einer Autobiografie verriet er, wie er mit Zocken und Wetten reich geworden ist. Die Lektüre macht klar: Benter war kein Zocker, sondern er war von Beginn weg davon überzeugt gewesen, das System mit wissenschaftlichen Methoden schlagen zu können. Es ist die erste Lektion, die in der heutigen Welt der Investments als Standard gilt.

Der Erfolg hatte Methode

Zunächst versuchte er sich im Blackjack als Kartenzähler und tat sich nach einigem Erfolg mit einem weiteren professionellen Spieler zusammen, der ein ganzes Team von Kartenzählern engagiert hatte. Die Lehre daraus: Das Risiko streuen, mögliche Verlustgefahr durch andere Gewinnchancen ausgleichen.

Der Erfolg dieser Methode liess nicht lange auf sich warten. Benter und sein Kollege Alan Woods wurden von den Kasinos in Las Vegas ausgesperrt. Ihr nächster Jagdgrund war Hongkong, der Happy Valley Jockey Club.

Das Ziel: Den Gewinncode bei Pferdewetten zu knacken. Hongkong war ideal dafür, weil es nirgendwo mehr Pferderennen und platzierte Wetten gab – 10 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Benter wusste, dass in den Daten der Schlüssel für den Code lag. Doch galten Pferdewetten als unkalkulierbar.

Quantitative Variablen entscheiden über das Siegerpferd

Benter kaufte sich Statistikbücher, beschaffte sich die Pferde- und Wettdaten, kaufte Computer und fütterte sie während neun Monaten, schrieb Programme und entwickelte Algorithmen. Er war sich sicher, dass quantitative Variablen über Sieg und Niederlagen in Pferderennen entscheiden.

Eine weitere Lehre aus Benters Herangehensweise: Daten sind der Schlüssel – und es gibt kein Gebiet, aus dem sich nicht Variablen und Muster herauslesen lassen.

Benters Wett-Prinzip: Er errechnete anhand eines «Benchmarks» und den Eigenschaften eines Pferdes die jeweiligen Gewinnchancen und glich diese mit den offiziellen Wettquoten ab. Wo die Differenz am höchsten war, setzte Benter seine Wetten.

Standleitung liess Profite explodieren

Der Durchbruch kam im Jahr 1989, als er das Jahr mit einem Gewinn von 600'000 Dollar abschloss. Die Folgejahre waren so erfolgreich, dass Benter einen Anruf erhielt: Der Jockey Club bot ihm an, noch mehr Wetten zu platzieren. Die Lösung war: Benter erhielt eine Standleitung zur Pferderennbahn und platzierte seine Wetten fortan elektronisch. Seine Gewinne explodierten in den Folgejahren.

Die Lehre haben Hedgefonds längst gezogen. Immer schnellere Leitungen zu den Börsen ermöglichen völlig neue Handelsstrategien. Für die Börsen ist das so lukrativ, wie es Benters Standleitung für den Jockey Club war. Die Umsätze steigen – beide gewinnen.

Zu erfolgreich geworden

Die «Quants» bei den Pferdewetten wurden mit ihren immer ausgeklügelteren Modellen in den späten 1990-er Jahren zunehmend zum Problem. Die «normalen Marktteilnehmer» wurden benachteiligt, was der Reputation des Jockey Clubs nicht förderlich war. Zudem stand die Übergabe der britischen Kronkolonie Hongkong an China bevor.

Benter und sein Team hatten 1996 den sogenannten Triple Trio Jackpot gewonnen. Das brachte den Jockey Club in eine delikate Lage. Es war den anderen Wettteilnehmern in Hongkong schwer zu vermitteln, dass der Algorithmus eines Amerikaners ihre Wettdollars abgesaugt hatte. Benter durfte fortan keine Pferdewetten in Hongkong mehr platzieren – weder per Telefon noch per Computer.

Ein letztes Mal noch

Aber Benter fand nochmals ein Schlupfloch: Die physische Platzierung von Wetten war ihm nicht untersagt worden. Benter stockte sein Team mit «Runners» auf, welche die Wettzettel jeweils stossweise ablieferten – und er gewann weiterhin. Seine Erfolge waren da längst von anderen Wett-Syndikaten kopiert worden.

Die Hongkonger Steuerbehörden wurden darauf aufmerksam, und Benter beschloss auszusteigen. Im November 2001 wagte er sich ein letztes Mal an ein Triple Trio – und gewann den 16 Millionen Dollar schweren Pot. Benter hatte vorher entschieden, im Falle eines Gewinnes das Geld nicht anzutasten.

Der Jockey Club sah vor, nicht abgeholte Gewinne zu spenden. Das war Benter, der seine Wettgewinne bereits mehrfach in Philanthropie-Projekte gesteckt hatte, nur recht. Die letzte Lehre aus der Geschichte des Pferdewetten-Königs lautet folglich: nur nicht gierig werden.

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