ESG-Prinzipien im Anlageprozess versprechen attraktive Renditen – denn nachhaltig agierende Unternehmen weisen ein langfristig besseres Geschäftsmodell und einen höheren finanziellen Erfolg auf. Im ersten Quartal 2020 hat dieser Investitionsansatz seine Stärken bewiesen, wie Yo Takatsuki von Axa Investment Partners schreibt.

Die Berücksichtigung von ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) im Investitionsprozess dient nicht nur dem «Umweltgewissen» sondern liefert auch attraktive Renditen – so zumindest das Argument der Anbieter von ESG-Anlagelösungen. ESG-Investing diene der Diversifikation und trage allen finanziellen Risiken Rechnung, auch den Umweltrisiken und sozialen Aspekten.

In den letzten zehn Jahren hat sich ESG-Investing von einem Nischenansatz zu einer wichtigen und weitverbreiteten Investitionsstrategie entwickelt. Dieses Wachstum ging mit der längsten Hausse an den internationalen Aktienmärkten einher; wie sich Unternehmen mit unterschiedlichen ESG-Ratings in einem markanten Markteinbruch verhalten, konnte bis Ende 2019 nicht beobachtet und beurteilt werden. Doch im schwierigen und turbulenten ersten Quartal 2020 hat dieser Investitionsansatz sein Versprechen auf eindrückliche Art und Weise eingehalten.

ESG schneidet deutlich besser ab

Als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie haben einige der weltweit wichtigsten Aktienindizes, wie z.B der amerikanische S&P 500 und der FTSE 100 in Grossbritannien, ihr schlechtestes Quartal seit 1987 erlebt. Der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI), ein Index für Aktien aus Industrie- und Schwellenländern, fiel von seinem Höchst Anfang Februar bis zu seinem Quartalstief Ende März um ein Drittel.

In diesem Umfeld haben Unternehmen mit hohen ESG-Ratings geringere Einbussen erlitten als solche mit niedrigen ESG-Ratings – und zwar in Bezug auf Aktien als auch Obligationen.

Der Vergleich von zwei nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktienportfolios – eines mit Unternehmen mit den höchsten ESG-Ratings (ESG-Leader), und eines mit Unternehmen mit den niedrigsten ESG-Ratings (ESG-Nachzügler) – zeigt einen markanten Performanceunterschied: Die ESG-Leader verloren im ersten Quartal 2020 14,5 Prozent an Wert, die ESG-Nachzügler gaben 31,3 Prozent nach.

Grosse Performance-Unterschiede

Führende ESG-Unternehmen lieferten also ein Mehrrendite von 16,8 Prozentpunkten. Auch im Vergleich zum breiten MSCI ACWI, der einen Verlust von –19,6 Prozent verzeichnete, schnitten sie um 2,8 Prozentpunkte besser ab. Besonders ausgeprägt waren die Performanceunterschiede in den Sektoren Gesundheitswesen, Finanz und Versorgungsunternehmen.

Der entsprechende Vergleich im Obligationensegment zeigt eine Outperformance der ESG-Leader gegenüber den ESG-Nachzüglern von 5,2 Prozentpunkten, und gegenüber dem Bloomberg Barclays Global Corporate Aggregate Bond Index eine Mehrrendite von 1,4 Prozentpunkten. Während Obligationen von Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating eine geringere Volatilität aufwiesen als festverzinsliche Papiere von Unternehmen mit niedrigen Ratings, gab es im Aktienbereich keine nennenswerte Volatilitätsunterschiede.

Mehr Analysen sind nötig

Diese ausgezeichneten Resultate von ESG-Anlagen müssen insofern etwas relativiert werden, als dass das erste Quartal 2020 in jeder Hinsicht aussergewöhnlich war. Die massiven Marktverzerrungen lassen keine abschliessende Analyse der für die Ergebnisse verantwortlichen Faktoren zu.

Vieles weist jedoch darauf hin, dass hohe ESG-Ratings in turbulenten Marktphasen und bei Marktstress als gutes Signal für Qualität und Widerstandsfähigkeit dienen. Ein Portfolio, das Titel mit höheren ESG-Werten umfasst, dürfte eine defensivere Positionierung und somit bei einem Markteinbruch mehr Stabilität bieten. Es sind weitere Analysen nötig, um zu sehen, ob ESG-Ratings auch in Zukunft und in einer Erholungsphase ähnlich gute Ergebnisse liefern.

Generell könnte das ESG-Segment gestärkt aus der Covid-19-Krise herausgehen, da Bail-outs für notleidende Unternehmen an bestimmte Umweltauflagen oder ESG-Kriterien geknüpft sein könnten. Es wäre schön, wenn inmitten der katastrophalen Folgen der Krise die Chance genutzt würde, künftiges Wirtschaftswachstum nachhaltiger und verantwortungsvoller auszurichten.


 Yo Takatsuki, Leiter ESG-Research, Axa Investment Managers

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel