Bis Ende dieses Jahres müssen sich unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz um eine Lizenz bei der Finma bemühen. Der Prozess verläuft schleppend, weil viele Akteure in einem Dilemma stecken.   

Im Bankenland Schweiz stellen sie eine nicht zu unterschätzende Grösse dar. Gemeint sind die knapp 2'200 unabhängigen Vermögensverwalter, die hierzulande gut 500 Milliarden Franken an Kundengeldern verwalten; dies zwar in enger Zusammenarbeit mit den Banken, die als Depotstellen dienen, aber letztlich in eigener Verantwortung. Die 500 Milliarden Franken machen rund ein Sechstel aller in der Schweiz verwahrten «Assets» aus.

Seit rund einem Jahr stehen die unabhängigen Vermögensverwalter unter Zugzwang. Denn bis Ende 2022 müssen diese Finanz-KMU ein Lizenzgesuch bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) einreichen und sich einer bewilligten Aufsichtsorganisation (AO) unterstellen.

Grosses Zögern

Bis zum heutigen Datum, als weniger als zwölf Monate bis zum Ablauf der Frist, haben sich bestenfalls knapp 500 unabhängige Vermögensverwalter diesem Prozess schon unterzogen, wie aus der Branche zu vernehmen ist. Davon haben knapp 80 die Finma-Lizenz erhalten.

Das ist erstaunlich wenig, deutet aber auf ein grosses Dilemma hin, in dem sich diese Akteure heute befinden. Viele dieser unabhängigen Vermögensverwalter sind entweder zu klein, um diesen ganzen Aufwand allein tragen zu können, oder die Besitzer stehen kurz vor der Pensionierung und hoffen, in der verbleibenden Zeit die «amtliche Bewilligung» hinauszögern zu können. Vor diesem Hintergrund ist bereits eine ganze Industrie an Spezialisten entstanden, die den unabhängigen Vermögensverwaltern mit Rat und Tat zur Seite steht.

Plattform für Lizenzierung gegründet

Der Weg zu einer Zertifizierung ist allerdings komplex und zumeist teuer. Ausserdem bieten viele Dienstleister nur einen Teil der erwünschten Services, wie auch Daniel Dzialowy bereits 2019 feststelle. Das wiederum brachte ihn dazu, die Firma Wealth Management Zürich (WMZ) zu gründen, wie auch finews.ch berichtete.

Seit rund einem Jahr betreibt das Unternehmen mit sieben Mitarbeitenden nun eine Plattform, auf der die verschiedenen unabhängigen Vermögensverwalter modular jene Dienstleistung beziehen können, die sie benötigen, um eine Lizenzierung der Finma zu erhalten. Zu den Dienstleistungen zählen Risk & Compliance Outsourcing, Portfolio Management Outsourcing wie und auch ein CRM- und PMS-Software.

Häufig «Einzelkämpfer»

«Die unabhängigen Vermögensverwaltung wählen individuell und zu kalkulierbaren Kosten das aus, was sie brauchen», sagt Dzialowy im Gespräch mit finews.ch. Darum bezeichnet er seine Plattform gerne als «liberal», weil sie den Kunden erlaube, selbständig und unabhängig zu bleiben ohne Anteile der Firma abzugeben. Das ist insofern wichtig, da viele unabhängige Vermögensverwalter es nicht schaffen, sich zusammenzuschliessen, wie Dzialowy weiter feststellt. Zu gross seien zumeist die kulturellen Unterschiede zwischen diesen Akteuren, die letztlich oft «Einzelkämpfer» seien.

Zwar existieren auch diverse (Dach-)Organisationen, unter die sich unabhängige Vermögensverwalter begeben können. Doch manche von ihnen scheuen entweder die Grösse und Anonymität solcher Vehikel, oder wollen sich ganz einfach nicht unterordnen und ihr Unternehmen auflösen.

Grosse Preisspanne

Unter diesen Prämissen entspricht die WMZ-Plattform einem Bedürfnis, so dass unabhängige Vermögensverwalter für ein Basispaket von rund 15'000 Franken den Weg zur Zertifizierung antreten können. Somit bietet sich auch kleineren Vermögensverwaltern eine weitere Möglichkeit, in eine erfolgreiche Zukunft zu blicken. Zum Vergleich: In der Branche werden die Kosten für die Finanz-Lizenz je nach Grösse und Komplexität des Vermögensverwalters auf 25'000 Franken bis 100'000 Franken beziffert.

Die grosse Preisspanne ist in der Tat realistisch, da bis jetzt sowohl grosse wie auch sehr kleine unabhängige Vermögensverwalter es geschafft haben, den Zertifizierungsprozess erfolgreich zu durchlaufen, wie auch finews.ch unlängst berichtete. Die Firma WMZ zählt bisher rund 30 unabhängige Vermögensverwalter zu ihren Kunden – die ersten Bewilligungen wurden auch schon erteilt.

Viele Vermögensverwalter werden aufgeben

Dzialowy rechnet bis Ende Juni 2022 mit einer wachsenden und danach massiv steigenden Nachfrage. «Spätestens dann müssen sich die unabhängigen Vermögensverwalter entscheiden, wie sie die Sache anpacken wollen», sagt er. Aktuell bearbeite WMZ rund 30 Bewilligungen.

Er ist sich jedoch auch sicher, dass viele Finanz-KMUs aufgeben werden. Eine 2019 publizierte Studie der Hochschule Luzern (HSLU) besagt denn auch, dass von den knapp 2'200 unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz 500 bis 700 verschwinden werden.

Digitale Services

Das Geschäftsmodell von WMZ beschränkt sich nicht auf das Lizenzierungsgeschäft, denn sonst würde es früher oder später auslaufen. Dzialowy sieht für seine Firma das Zukunftspotenzial vor allem in der digitalen Bereitstellung von Asset-Management-Dienstleistungen (Outsourcing des Portfolio-Managements, Compliance und Riskmanagement). Ein Angebot, das er in den kommenden Monaten noch ausbauen will.

Dzialowy besitzt einen Abschluss in Business Administration des Schweizerischen Instituts für Betriebsökonomie (SIB) in Zürich. Nach Stationen als Betreuer von vermögenden Kunden aus Osteuropa und Russland bei BNP Paribas Suisse in Zürich sowie Kaiser Partner in Vaduz, wurde er 2015 Managing Partner bei Independent Asset Management in Zürich. Ein Jahr später gründete er die Decentia Wealth, die er bis heute parallel zu seinen Aktivitäten mit WMZ leitet. Die Firma WMZ existiert seit August 2020.

Vom CEO zum Präsidenten

Als Präsident der WMZ amtet der frühere Banker und heutige Berater Ariel Davidoff. Er verfügt über 35 Jahre an Führungs- und Managementpraxis in der Finanzbranche, bis zum Level CEO bei der Kaiser Partner Privatbank. Seit 2020 ist er Partner in der Anwaltskanzlei Lindenmannlaw in Zürich und hält diverse Verwaltungsrats-Mandate, wie finews.ch verschiedentlich berichtete.