Investment Pulse: So ticken die Vermögensverwalter

Mit welchen Strategien erwirtschaften unabhängige Vermögensverwalter für ihre Kunden einen Mehrwert? Zum ersten Mal finden sich im Anlagebarometer Antworten darauf. Dieses zeigt auch, dass nachhaltiges Investieren an Relevanz eingebüsst hat.

Zum vierten Mal haben am letzten Donnerstag Vertreter des Auftraggebers Vanguard, des Verbands Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV) und der Hochschule Luzern (HSLU) als Verfasser das Anlagebarometer «VSV-ASG Investment Pulse» präsentiert. Die Studie wertet die Antworten von 163 unabhängigen Vermögensverwaltern (UVV) aus, die sich an einer entsprechenden Umfrage beteiligten.

Bei der Umfrage stand wie in den Vorjahren das Anlagegebaren der UVV im Vordergrund, also die Themen Vermögensaufteilung (Asset Allocation) und Umsetzung (direkte oder indirekte Anlagen, aktiv versus passiv). Für die Interpretation der Ergebnisse relevanter als auch schon ist aber der Zeitpunkt der Erhebung. Sie wurde im Frühling 2025 durchgeführt, also noch vor dem «Liberation Day».

Vermögensverwalter haben Gewichte schon vor dem «Liberation Day» verschoben

Eine vor allem vom VSV positiv interpretierte Erkenntnis ist, dass sich die UVV bereits im Vorfeld der Konkretisierung der neuen US-Zollpolitik richtig positioniert haben. Sie gaben nämlich an, Schweizer und europäische Aktien gegenüber der strategischen Asset Allocation zu übergewichten und gleichzeitig US-Aktien nur noch entsprechend ihrer Musterquote in den Portfolios ihrer Kunden zu halten (statt wie 2024 stark überzugewichten).

Allerdings geht aus der Erhebung nicht hervor, ob die UVV seit der Umfrage 2024 auch die strategischen Anlagequoten selber angepasst haben. Und möglicherweise hängen Abweichungen auch mit Marktbewegungen zusammen, beispielsweise könnte die Korrektur in den US-Technologieaktien quasi selbsttätig die Übergewichtung in US-Aktien beendet haben.

Wege zum Alpha

Ein interessante Spezialfrage des Investment Pulse 2025 lautet, welche Strategien UVV verfolgen, um Alpha für ihre Kunden zu erzielen – also besser abzuschneiden als der Markt und die Konkurrenz.

81 Prozent antworteten, dass die strategische Asset Allocation zu ihren fünf bevorzugten Strategien gehört. Es folgen «Auswahl von Aktien und Obligationen» (52 Prozent), thematisches Investieren (45 Prozent) und Wiederausgleich des Portfolios (40 Prozent). 

Absicherungen und Timing nicht entscheidend

Am Ende der Skala finden sich Absicherungsstrategien (22 Prozent), der Austausch mit den Kunden in turbulenten Phasen (28 Prozent) und Market Timing (30 Prozent).

In die erwartete Richtung fielen die Antworten beim Thema Einbezug von ESG-Kriterien aus. Der Anteil, der diese immer einbezieht, sinkt seit 2023. Damals gab noch ein Viertel an, dies zu tun; 2025 waren es noch 15 Prozent.

ESG-Kriterien büssen an Bedeutung ein

Praktisch gleich gross geblieben ist der Anteil der UVV, der Nachhaltigkeitskriterien auf Wunsch der Kunden berücksichtigt (43 bzw. 45 Prozent). Gewachsen ist das Lager der Totalverweigerer (von 32 auf 40 Prozent).

Der fundamentale Wachstumstrend hin zum nachhaltigen Anlegen sei aber intakt, hielt Professor Manfred Stüttgen von der HSLU fest. Nach Jahren einer stürmischen Entwicklung machten sich aber Sättigungstendenzen bemerkbar. Zudem geniessen UVV bezüglich ESG mehr Freiheiten als beispielsweise Banken oder Asset Managers, die entsprechenden Leitplanken der Selbstregulierung folgen müssen.

Oder anders ausgedrückt: Vermögensverwalter liefern wohl einfach das, was ihre Kunden verlangen.