Shail Bisht: «Das Private Banking wird gerade neu gestaltet»

Von Gérard Al-Fil, Dubai


Herr Shail, am 17. und 18. September findet das nächste Middle East Banking Innovation Summit (MEBIS) statt. Was können wir erwarten?

Bei der MEBIS 2025 dürfen sich die Teilnehmer auf eine dynamische Agenda freuen, die sich um die dringendsten Prioritäten und transformativen Chancen im Banken- und Finanzdienstleistungssektor dreht. Wir haben ein starkes Line-up zusammengestellt, darunter Führungskräfte auf C-Level aus führenden Banken in der gesamten MENA-Region, Regulierungsbehörden, Fintech-Pioniere und Technologieinnovatoren.

Die Panels behandeln praxisnahe Fallstudien zu Themen wie digitale Transformation, KI im Finanzwesen, Open Finance und die Kundenerfahrung der nächsten Generation. In diesem Jahr legen wir besonderen Fokus auf betriebliche Innovation – darauf, wie Banken durch neue Technologien wie künstliche Intelligenz schneller, schlanker und intelligenter werden.

«Diese Dynamik ist kein Zufall – sie ist strategisch und wird oft auf höchster Regierungsebene unterstützt.»

Trotz geopolitischer Herausforderungen in der Region performt der Finanzsektor erstaunlich gut – nicht nur im GCC, sondern auch im Nahen Osten, etwa in Jordanien. Ist das nicht paradox?

Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen, aber der Bankensektor in der Region zeigt bemerkenswerte Resilienz – gestützt auf starke regulatorische Rahmenbedingungen, eine junge und digital affine Bevölkerung sowie einen proaktiven Innovationsansatz. In Ländern wie Jordanien setzen Banken auf Digitalisierung, um finanzielle Inklusion und den Zugang der Kunden zu verbessern, während der GCC weiterhin massiv in Fintech-Infrastruktur investiert. Diese Dynamik ist kein Zufall – sie ist strategisch und wird oft auf höchster Regierungsebene unterstützt.

Immer mehr klassische Banken wechseln zu digitalen Serviceplattformen, während Neobanken und Krypto-Apps auf dem Vormarsch sind. Herausforderung oder Chance?

Beides. Traditionelle Banken überdenken derzeit ihre Altsysteme und setzen auf plattformbasierte Ansätze, um relevant zu bleiben. Der Aufstieg von Neobanken und Krypto-Plattformen erhöht den Wettbewerbsdruck, fördert aber gleichzeitig Kooperationen und neue Innovationsmodelle. Die klügsten Banken sehen Fintech nicht als Bedrohung, sondern als Partner auf dem Weg zu einer agileren, kundenorientierten Zukunft.

«Wir sprechen nicht nur über Innovation, wir stossen sie aktiv an.»

Wo sehen Sie das Banking – Retail, Private und Corporate – in fünf Jahren?

In fünf Jahren erleben wir ein personalisierteres, intelligenteres und in Echtzeit ablaufendes Bankerlebnis in allen Segmenten. Das Retail Banking wird hochgradig digital und mobil-first sein, angetrieben durch KI und prädiktive Analysen. Das Private Banking wird durch digitale Vermögensverwaltungstools und hybride Beratungsmodelle neu gestaltet. Im Corporate Banking wird es Automatisierung im Handelsfinanzwesen, blockchainbasierte Abwicklungen und eine engere Integration in Unternehmenssysteme geben. Banken, die heute in Daten, Agilität und Ökosystempartnerschaften investieren, werden an der Spitze stehen.

MEBIS hat sich zu einem festen Bestandteil der Banking-Konferenzlandschaft entwickelt. Sind bei früheren Ausgaben Ideen oder Produkte aus Diskussionen entstanden?

Auf jeden Fall. MEBIS war schon immer eine Plattform, die Zusammenarbeit fördert. Im Laufe der Jahre haben sich aus unseren Networking-Sessions strategische Partnerschaften zwischen Fintechs und Banken entwickelt. Erste Konzepte zu digitalem Onboarding, Conversational Banking oder KI-gestütztem Risikomanagement wurden auf unserer Bühne diskutiert, validiert und anschließend umgesetzt. Wir sprechen nicht nur über Innovation, wir stossen sie aktiv an.

«Die Region holt nicht auf. Sie setzt neue Massstäbe.»

Wie hat sich MEBIS im Laufe der Jahre entwickelt?

MEBIS begann als fokussiertes Forum für Bankentechnologie, hat sich aber zu einem strategischen Gipfeltreffen entwickelt, das das gesamte Spektrum der Innovation im Finanzdienstleistungssektor abdeckt. So wie sich die Branche verändert hat, haben auch wir unsere Themen ausgeweitet, etwa auf Nachhaltigkeit, Open Banking, KI, Regulierung und Kundenerlebnis. Was sich jedoch nie geändert hat, ist unser Anspruch, eine exklusive Plattform auf Führungsebene zu schaffen, die echten Mehrwert und hochwertige Vernetzung bietet.

Sie stammen aus Australien, leben und arbeiten aber seit vielen Jahren in Dubai. Müssen sich die Golfstaaten im digitalen Banking vor entwickelten Nationen wie Ihrer Heimat verstecken?

Ganz und gar nicht. Ich würde sogar sagen, dass die Golfstaaten vielen sogenannten entwickelten Märkten im digitalen Banking bereits einen Schritt voraus sind. Länder wie die VAE und Saudi-Arabien setzen mutig auf digitale Banking-Frameworks, Open Finance und Echtzeitzahlungssysteme. Ihre regulatorische Flexibilität und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, verschaffen ihnen einen Wettbewerbsvorteil. Die Region holt nicht auf. Sie setzt neue Massstäbe.

Was ist Ihre Botschaft an unsere Finews-Leser in Europa, dem Nahen Osten und Ostasien?

Wir erleben eine entscheidende Ära für die globale Finanzwelt, in der Innovation, Inklusion und Intelligenz die neue Währung der Führung sind. Ob in Zürich, Dubai oder Singapur – die Botschaft ist klar: Wandel annehmen, agil bleiben und über Grenzen hinweg zusammenarbeiten. MEBIS versteht sich als Brücke zwischen Führungspersönlichkeiten im Banking aus verschiedenen Regionen.


Shail Bisht ist Regionaldirektor bei Expotrade Global, dem Initiator und Veranstalter des jährlich stattfindenden Middle East Banking Innovation Summit (MEBIS). Die diesjährige Ausgabe findet am 17. und 18. September im Jumeirah Emirates Towers, Dubai, statt.