US-Geheimdienst war Kunde: Zuger Jäger der verlorenen Digital-Schätze

Wenn Strafverfolgungsbehörden genauso ratlos sind wie führende Asset-Recovery-Firmen, dann kommt in jüngster Zeit meist Recoveris ins Spiel. Die auf Blockchain-Intelligenz und digitale Vermögensrückgewinnung spezialisierte Firma mit Sitz in Zug wurde im vergangenen Juni von Patrick Prinz, Roman Bieda und Marcin Zarakowski gegründet.

Ihr Team besteht aus rund elf Blockchain-Ermittlern, darunter einem der weltweit führenden Experten für On-Chain-forensische Analysen. Obwohl die Agentur erst vor Kurzem ins Leben gerufen wurde, hat sie sich bereits als Anlaufstelle für Finanz-Cyberkriminalität weltweit etabliert.

Es geht längst nicht nur um Diebstahl

Die Fälle, an denen die Firma arbeitet, sind vielfältig: eine Ehefrau, die vermutet, dass ihr baldiger Ex-Mann im Rosenkrieg Vermögenswerte online versteckt. Ein Unternehmen aus dem Nahen Osten, das versehentlich Geld an das falsche Wallet überwiesen hat. Vor Kurzem half Recoveris, die Wallets zu enttarnen, die vom russischen Geheimdienst verwendet wurden, um junge Spione über soziale Medien zu rekrutieren.

Die Agentur hat auch bereits mit Regierungen in Ostafrika zusammengearbeitet, um herauszufinden, wie Bürger Vermögen auf der Blockchain verstecken, um traditionelle Finanzsysteme zu umgehen.

Versicherer und Banken klopfen auch schon an

Mit der Zunahme digitaler Bedrohungen wächst auch die Nachfrage nach Dienstleistungen wie jenen von Recoveris, und das nicht nur im Bereich von Diebstahl oder betrügerischen Machenschaften. Selbst Versicherungsunternehmen suchen die Expertise der Firma, um mit komplexeren Finanzverbrechen wie Ransomware-Angriffen und Entführungen umzugehen.

Darüber hinaus hilft Recoveris auch Compliance-Abteilungen in Banken dabei, die Herkunft neuer Gelder zu ermitteln, die in die Institutionen fliessen.

Licht ins Darknet bringen

Prinz telefoniert mit finews.ch aus Singapur, wo er gerade den Morgen mit Interpol verbracht hat. Das Meeting war Teil einer globalen öffentlich-privaten Partnerschaft, die von Mastercard, der Regierung von Abu Dhabi und verschiedenen Strafverfolgungsbehörden initiiert wurde. Alle suchten immer mehr nach Wegen, um Verbrechen im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten zu bekämpfen, hält Prinz fest.

Es geht immer wieder um Geldwäsche, Menschenhandel und Ähnliches.

«Kriminelle bewegen keine Gelder mehr über traditionelle Kanäle», sagt Prinz. «Das Spiel hat sich verändert: kein Bankkonto mehr, sondern ein Wallet. Keine Banküberweisung mehr, sondern eine Token-Übertragung. Kein Kontoinhaber mehr, sondern ein öffentlicher Schlüssel.»

Schwierige Fälle, schnelle Lösung?

Trotz Fällen mit jahrelanger Geschichte und vielen unterschiedlichen Transaktionswegen behauptet Recoveris, die Fälle in 24 Stunden bis maximal einer Woche lösen zu können – damit lehnt sich das Unternehmen ganz schön aus dem Fenster. «Wir haben Fälle, wo wir über Nacht gemeinsam mit dem US Secret Service Gelder für ein Opfer eingefroren haben. Wir arbeiten sehr eng mit all diesen Institutionen zusammen: dem FBI, der Homeland Security, der IRS», sagt Prinz.

«Wenn etwas passiert, reagieren wir schnell, indem wir die Gelder zurückverfolgen und einen zeugentauglichen Bericht vorbereiten, der als Gerichtsdokumentation von den Strafverfolgungsbehörden verwendet werden kann», sagt Prinz.

Zumindest an Selbstvertrauen und an ersten Erfolgserlebnissen mangelt es dem Zuger Fintech nicht.