Schweizer Unternehmen setzen auf Regionalisierung und Lokalisierung
EY Parthenon, die Strategie- und Transaktionsberatung von EY (früher besser bekannt als Ernst & Young), hat am Dienstag den CEO Outlook Survey veröffentlicht. Die Einschätzungen der Chefs von Schweizer Unternehmen sind dabei von besonderem Interesse, müssen sie doch auf ihren Ausfuhren in die USA nun einen Zollsatz von 39 Prozent einberechnen. Die Ergebnisse beruhen auf den Antworten von 50 Schweizer CEOs von meist börsenkotierten Gesellschaften, die im August befragt wurden.
Wenig überraschend bleibt die Geopolitik das zentrale Thema auf Platz eins der Liste der Herausforderungen der befragten Unternehmenschefs (52 Prozent), gefolgt von der makroökonomischen Unsicherheit (42 Prozent) – diese dürfte allerdings nicht ganz unabhängig von der geopolitischen Lage sein. Das trifft natürlich auch auf die Handelspolitik zu, die mit erstaunlich tiefen 34 Prozent erst auf dem dritten Platz rangiert (die CEOs konnten jeweils maximal drei Herausforderungen nennen).
International bereiten die Geopolitik und die Konjunktur weniger Sorgen
Die Resultate auf internationaler Ebene zeigen, dass dort die beiden Sorgen Geopolitik und Konjunktur mit 28 und 27 Prozent deutlich weniger ausgeprägt sind als hierzulande. Global werden Risiken durch technologische Umbrüche, künstliche Intelligenz, Lieferketten und Nachhaltigkeit teilweise höher gewertet.
Auf die geopolitische Lage und die Zollschranken reagieren Schweizer Unternehmen, indem sie regionale Lieferketten etablieren und Güter lokal im Absatzmarkt reduzieren (was durchaus im Sinne des bekennenden Zollliebhabers Donald Trump ist). Drei Viertel der Unternehmenschefs setzen Lokalisierungsmassnahmen bereits um oder wollen es demnächst tun. Vier Fünftel setzen längerfristig auf eine Regionalisierung der Lieferketten.
Beliebte M&A und Partnerschaften
Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz, kommentiert: «Die deutliche Erhöhung der Zölle auf Schweizer Importe hat viele Unternehmen überrascht. Diese Änderung birgt Risiken für die Gewinnmargen, stört die Lieferketten und gefährdet die Beziehungen zu US-Kunden. Angesichts einer Zollerhöhung um 39 Prozent ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen schnell handeln und massgeschneiderte Lösungen finden.»
Für das Geschäft von EY selber von Bedeutung sind die Pläne der Unternehmenschefs in Bezug auf Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A). Zwei Fünftel geben an, in den kommenden zwölf Monaten eine M&A-Transaktion durchführen zu wollen – entsprechend hoch dürfte auch der Bedarf an entsprechenden Beratungsdienstleistungen sein.
Noch beliebter sind Kooperationen: «Gleichzeitig zeigen Schweizer Führungskräfte eine starke Präferenz für den Aufbau strategischer Partnerschaften, die den Vorteil bieten, Kosten zu minimieren und Unternehmensressourcen zu schonen«, heisst es in der Medienmitteilung.